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© Visit Finland
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Oktober 2019

Lappland: Jenseits des Polarkreises

Eine Reise ins Land der Lappen bleibt ewig in Erinnerung. In Levi, Finnlands größtem Wintersportort, wartet das Abenteuer.

Miki, Pimpi, Äiji, Ärjy, Uni und Xante werden gleich meinen Schlitten ziehen. Ich versuche, mir die sechs Namen der Huskys zu merken. Züchter Päivi kennt natürlich alle seine 130 Tiere samt ihren Eigenheiten. Der Farmer weiß auch, wer mit wem am besten vor einen Schlitten gespannt wird. Das Heulen der Hunde durchbricht die absolute Stille, die sonst in der Wildnis Finnlands vorherrscht. Die Husky-Farm liegt abgeschieden ein paar Kilometer außerhalb des Wintersport-Hotspots Levi.

Die Vierbeiner werden immer lauter: Gejaule, Gebell – und natürlich Schwanzgewedel. Ich habe das Gefühl, dass sie die einzigen hier sind, die bei der klirrenden Kälte echte Freude zeigen. Moment mal, sehe ich richtig? Die Alaskan-Husky-Hündin namens Flabi hat ein braunes und ein blaues Auges. Das ist, sagt der Züchter, aber gar nicht so unüblich. Manche ihrer Geschwister und Rudelfreunde haben hingegen ganz klare eisblaue Augen.

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Video: Husky-Schlittenfahrt

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Die Hunde springen, sind ungeduldig und verheddern sich in der Leine. Die Vorfreude ist zu groß. Wir müssen los, deutet Päivi: "Huskys wollen nur eines: Laufen bis zum Umfallen." Einen Schlitten ziehen sie instinktiv. Das liegt in ihren Genen. Immerhin sind das Vollblutschlittenhunde, voller Temperament und Arbeitsfreude.

Nach einer kurzen Einschulung teilen wir uns zu zweit einen Schlitten: Eine Person sitzt bequem eingehüllt im Rentierfell, ich stelle mich dahinter. Lenken funktioniert nur über Gewichtsverlagerung. Soll das Gespann zum Stillstand kommen, muss ich mit meinem gesamten Körpergewicht aufs Fußpedal steigen. Meine wichtigste Aufgabe ist, rechtzeitig zu bremsen. Und zwar: Hinter dem Vorderschlitten und nicht daneben, da sonst die Huskys zu raufen beginnen. Die Hunde rennen drauf los, sobald ich wieder von der Bremse steige. Die ersten Minuten sind noch ungewohnt und stressig. Aber dann kann ich mich ganz auf das Abenteuer einlassen. Die Landschaft genießen, die fast unendliche Weite. Tipp: Bei Minusgraden im zweistelligen Bereich empfehle ich, einen Thermo-Overall über die Schikleidung anzuziehen. Und wer Angst vor Hunden hat, sollte eher eine Rentier-Schlitten-Fahrt einplanen.

Nach einer knappen Stunde kommen wir wieder beim Husky-Gehege an. Die Hunde sind alle sehr menschenfreundlich und nach der Fahrt ist noch genügend Zeit, sie endlich zu streicheln. Ehrlich gesagt, freue ich mich schon auf ein offenes Feuer und einen heißen Heidelbeersaft.

Lappland_CB_3B3A7574_CMS.JPG Cornelia Buczolich

Eine Schlittenfahrt macht hungrig. 10.000 Kalorien verdrückt ein Husky danach locker.

© Cornelia Buczolich

Traditionell – und einfach gut!

Die Finnen wissen, wie sie auch in der Kälte Gemütlichkeit erzeugen können. Überall findet man in Lappland ein Lagerfeuer oder auch wärmende kleine Blockhütten namens Kota – natürlich mit einer offenen Feuerstelle in der Mitte des Raumes. Die Finnen essen sehr zeitig zu Mittag. Um elf Uhr wird meistens eine warme Suppe mit Pilzen und Kräutern aus der Umgebung serviert, verfeinert mit Kartoffeln. Typisch für das Land sind auch sogenannte Karelische Piroggen – Teigtaschen aus Roggenmehl gefüllt mit Milchreis oder einem Kartoffel-Brei. Und natürlich: Rentier-Würste und Elch-Fleisch.

Finnische Weisheit

Apropos Rentier. Einen Farmer fragt man nicht nach seiner Herde, das gilt als unhöflich. Wer glaubt, dass er – so wie ich es gemacht habe – den Züchter nach der Größe seiner Farm fragen kann, der irrt. Der Finne Juha erzählt, dass sein Opa sich immer gewundert hat, dass die Leute wissen wollen, wie viele Rentiere er habe. Er frage ja auch nicht nach ihrem Bankkonto. "Rentier-Farmer kann man nicht einfach so werden, das Unternehmen wird immer an die Kinder weitergegeben. Uns gibt es schon seit 1860", so der Züchter Juha, dem man die Kälte übrigens nicht ansieht. Er ist dick eingehüllt in Seehund- und Rentier-Fell bzw. -Leder. "Unsere Tiere sind das ganze Jahr über im Freien. Wenn es schneit, kommen sie von alleine wieder, sie sind ja hungrig", erzählt der Farmer. Urlauber können die Tiere mit Moosen und Flechten füttern und sie ein Stück an der ­Leine führen. "Für die beliebte Schlittenfahrt trainieren wir sie drei Jahre lang", betont Juha.

Redakteurin Cornelia Buczolich im Talk

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Das Eishotel gibt es wirklich – und Santa Claus?

Wer an Rentiere und Schlitten denkt, der hat unweigerlich das Bild des Weihnachtsmannes vor Augen. Und wo die Rentiere zu Hause sind, dort wohnt natürlich auch der weltbekannte Mann mit weißem Bart. Direkt am Polarkreis steht seine Blockhütte in Rovaniemi – Lapplands Hauptstadt, etwa 170 Kilometer von Levi entfernt.

Es gibt so ein paar Dinge, die man im Leben gesehen oder gemacht haben möchte, da zählt für einige vielleicht der Besuch des "Weihnachtsmannes" dazu, überhaupt wenn man mit seinen Kindern verreist. Eine Nacht im warmen Glas-Iglu oder gar im Polarschlafsack auf Rentier-Fell im Eishotel steht für so manche Abenteurer auch auf ihrer Bucket List. Das "Snow Village" in Lainio lässt sich auch mit dem Motorschlitten während eines privaten Tagesausfluges besuchen. Der Eintritt kostet 17,60 Euro. Es liegt von Levi ungefähr 45 Kilometer entfernt. Die 80-Minuten-Fahrt führt über zugefrorene Seen und durch verschneite Wälder. Führerschein nicht vergessen! Die Polizei ist auf dem 850-Kilometer-Streckennetz rund um Levi unterwegs, führt Alkohol-Tests durch und kontrolliert Geschwindigkeiten. 

Auf der Jagd nach dem Nordlicht

Die unter Fotografen bekannte "Goldene Stunde" hält am Polarkreis länger an als im Süden. Generell ist das Licht hier besonders: Der Himmel verfärbt sich sanft von blau über goldig gelb zu lila und rosa. Auch die Dämmerung dauert viel länger als bei uns. Nachts zieht ein zartgrüner Schleier über den Himmel – fast surreal. Die Nordlichter blieben mir leider verwehrt. Wenn man großes Glück hat, leuchten sie auch in Rot oder anderen Farbtönen – oft nur wenige Sekunden.

Ich werde wieder kommen, um die Polarlichter zu bestaunen. Dann werde auch ich den Himmel tanzen sehen, wie Farmer Juha dieses unfassbare Schauspiel beschreibt.

Lappland: gut zu wissen!

  • Kälte ist nicht gleich Kälte. Die Luft ist sehr trocken in Lappland. Minus 20 Grad am Polarkreis fühlen sich anders an als zum Beispiel in Helsinki. Die Finnen wissen sich natürlich auch zu helfen und machen, so oft es geht, ein Feuer und gehen in die Sauna. Die Tourenanbieter vor Ort verleihen Thermo-Ausrüstung (Overalls, Handschuhe) und Stiefel mit einer extrem dicken Sohle. Bei Motorschlittenfahrten sind zum Beispiel die Lenkergriffe beheizt.
  • Es ist ja gar nicht so finster. Wer einen Urlaub im Spätwinter plant, hat sogar mehr Tageslicht als in der Heimat. Ende Februar geht die Sonne in Levi um 8.17 Uhr auf und um 16.51 Uhr unter. Aber danach dämmert es noch eineinhalb Stunden. Richtig finster ist es erst nach 18 Uhr. Für die Finnen ist die schönste Winterszeit übrigens von März bis April.
  • Das Licht ist magisch. Und damit ist nicht nur das Polarlicht gemeint. "Kamoos" nennen die Finnen die einzigartige ­Mischung aus Dunkelheit und Zwielicht.

Angebot von ÖAMTC Reisen

Das ÖAMTC-Reisebüro bietet Lappland-Reisen zu mehreren Terminen an. Nähere Infos unter Tel. 01 711 99 34 000, in allen Filialen und im Internet-Portal.

Die Reportage ist auch in der Oktober-Ausgabe 2019 von auto touring erschienen.

Lappland_CB_3B3A7585_CMS.JPG Cornelia Buczolich
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