Marrakesch: Rein ins Gewurl

Intensiv, spannend und einladend: In Marrakesch gibt's viel zu entdecken. Die Berberhauptstadt zeigt ihr vielfältiges Gesicht – ein Abenteuer zwischen duftenden Gewürzen und lauten Mopeds.

Auf der Suche nach neuen Eindrücken und anderen Kulturen? Dann "yalla" (los geht's), ab nach Marrakesch. Mit Austrian ist man in vier Stunden nicht nur auf einem anderen Kontinent, sondern in einer anderen Welt. Marokkos "Rote Stadt" in ihrer Vielschichtigkeit zu beschreiben, fällt schwer – sie muss erlebt, eingeatmet und verinnerlicht werden. Ein echtes Erlebnis.

Wer einen Kurztrip bucht, hat wenig Zeit und viel vor. Ein guter Start für unsere Tour ist der Gauklerplatz "Djemaa el Fna", von dem aus sich die Medina genannte Altstadt entdecken lässt. Das chaotische Gewurl am Platz ist verblüffend, neben Essenständen sind auch Musiker, Affen, Pfaue und von beschwörender Musik betörte Schlangen zu sehen.

Doch zum Stehenbleiben bleibt uns kaum Zeit, lieber weiter und die Düfte auf den lebhaften Souks einatmen (oft gemischt mit Auspuffgasen, denn Mopeds sind überall).

Mit Staunen schweift mein Blick dabei über das schier unendliche Angebot an Waren aller Art, hier ist von Teppichen bis zu Waschlappen, Gewürzen und sogar Schildkröten einfach alles zu finden.

Der Markt ist in Marrakesch nicht einfach nur an einem Ort. Er zieht sich durch ein langes Gewirr an Gassen. Die einzelnen Stände sind nummeriert und auch die Gassen haben Namen, doch beides zu finden ist quasi unmöglich. Gibt es also etwas Interessantes an einem Stand, dann besser gleich zuschlagen, denn genau diesen wiederzufinden ist gar nicht so einfach.

Eines darf beim Kauf am Souk nie vergessen werden: das Handeln! Es ist Teil der Kultur und wird auch vorausgesetzt. Natürlich versuche ich es. Das Objekt meiner Begierde ist eine 14 cm große Giraffe aus Leder. "1.000 Dirham" (ca. 90 Euro) verlangt der Händler. Und schon war ich mittendrin in einer längeren Verhandlung mit Mohamed (ein sehr häufiger Name).

Ich verrate nur so viel: Ich habe sehr gut gehandelt. Am Ende grinst er und fragt: "Bist du glücklich? Denn so soll es sein, das ist unsere Kultur." Mit zwei Giraffen und einem Lächeln gehe ich weiter. Und ganz ehrlich: Das hat Spaß gemacht und gehört bei einem Besuch in Marrakesch unbedingt dazu.

Buntes Treiben auf den Souks

Weiter geht es durch den Markt, wo in den engen Gassen verführerische Düfte, Öle und Ähnliches zu finden sind. Hochwertige Öle fanden wir z.B. in der Herboristerie Bab Agnaou, einer Art Apotheke. Generell heißt es im Souk aber Überblick zu bewahren, er ist ein wahres Labyrinth, in dem Touristen leicht die Orientierung verlieren. Tipp: Einen Guide nehmen, auch um zu versteckt liegenden Mu­seen, Restaurants oder Gärten zu gelangen.

Um sich vom Rummel des Marktes eine Ruhepause zu gönnen, bietet sich ein Besuch in der alten Koranschule Medersa Ben Youssef mit ihrem marmornen Innenhof samt Reinigungsbecken an. Als Gotteshaus und Lehranstalt wurde sie bereits im 14. Jhdt. gegründet. In ihrem Inneren befanden sich nicht weniger als 132 winzige Arbeitsklausuren, kleine, karg eingerichtete Studierzellen.

Ein Besuch in der Medersa lohnt sich vor allem deshalb, weil Nicht-Muslime in Marokko keine Moscheen besichtigen dürfen. In diesem ehemaligen Gotteshaus bekommen Besucher daher einen guten Eindruck, wie ein islamischer Sakralraum aussieht.

Gleich daneben, im Café Jad Jamal, eröffnet sich von der Dachterrasse aus ein wunderschöner Blick auf die Stadt. Hier einen Pfefferminztee, Espresso oder Nos Nos (Café Latte) genießen und danach im ­nahegelegenen Jardin Secret entspannen.

Dieser feine, 2008 wieder ins Leben zurückgerufene Garten in einem alten Palast lässt verstehen, welchen Wert ein Garten für die Einheimischen hat. Es sind kleine Oasen inmitten einer heißen Stadt, die für Wohlstand und Reichtum standen, denn hier war und ist Wasser ein knappes Gut.

Abseits der Medina

Aber auch abseits der Medina gibt's viel zu entdecken. Etwa das Wahrzeichen der Stadt, die Koutoubia-Moschee mit dem 77 Meter hohen Minarett. Sie befindet sich nur wenige Gehminuten vom Gauklerplatz entfernt. In der großen Gebetshalle der Moschee finden bis zu 25.000 Gläubige Platz. Leider dürfen Nicht-Muslime das Gebetshaus nicht betreten.

Menara-Garten

Einen Besuch wert ist auch der Menara-Garten. Hier befinden sich rund 80.000 Olivenbäume auf einem Areal von 20.000 m². Beeindruckend ist das 100 m² grosse Wasserbassin, das noch heute als Bewässerungsanlage dient. Der aus dem 19. Jahrhundert stammende Pavillon ist ein ideales Fotomotiv.

In Marrakesch kommt es immer wieder vor, dass Händler Kostproben anbieten. Unser Guide Mohamed rät aber davon ab, hier zuzugreifen: "Eure Mägen sind das nicht gewöhnt. Besser nicht, denn sonst gibt es ein Orchester im Bauch und das wollen wir nicht."

Ein weiteres Highlight bei einem Besuch der Berberhauptstadt führt aus der Stadt hinaus. Rund 30 Minuten entfernt, mit Blick auf das Atlasgebirge, liegt der Anima-Garten, kreiert von André Heller. Wunderschöne und beeindruckende Pflanzen wechseln sich mit einem Skulpturenmix aus verschiedenen Kulturen und Religionen ab. So findet sich in diesem grünen Paradies nicht nur die Arche Noah, sondern auch Auguste Rodins Skulptur "Der Denker" oder Bronzeköpfe aus Benin und sogar original Keramikarbeiten von Pablo Picasso sind versteckt. Relaxen, entdecken und erleben ist hier das Motto.

Anima Garden

Ausflug ins Ourika-Tal

Rund 40 Minuten von der "Roten Stadt" entfernt befindet sich das Ourika-Tal. Hier erholen sich die Marrakchi am Wochende und genießen die kühle Luft am Fuße des Atlas-Gebirges. Der höchste Berg ist über 4.000 Meter hoch und es gibt sogar zwei Schilifte.

So hoch hinauf treibt es uns allerdings nicht. Wir nehmen bei unserem Ausflug Kurs auf ein für die Einheimischen typisches Lokal direkt am Ourika-Fluss. "Wir wollen draußen sein, das ist Teil unserer Kultur", erklärt Suntours-Guide Mohamed. Uns empfiehlt er jedoch ein anderes Lokal. Wir kaufen am Straßenrand von einer älteren Frau noch ein frisch gemachtes Fladenbrot und machen uns auf den Weg ins Restaurant "La Muraille de L'Ourika". Hier gibt's Salate (mit dem mitgebrachten Fladenbrot) und natürlich Tajine. Das Ganze mit großartigem Blick über das Tal.

Sollten Sie mehr Zeit haben, dann bietet sich auch die Möglichkeit, einen Tagesausflug zu machen und die Wasserfälle im Tal zu besichtigen.

Wer noch ein wenig Zeit in Marrakesch zur Verfügung hat, der sollte der Palmeraie einen Besuch abstatten. Hier bietet sich zwischen Palmenhainen die Möglichkeit, auf einem Dromedar zu reiten.

Für den Ritt auf den Paarhufern werden wir in ein traditionelles Gewand gekleidet. Und schon geht es ab in den Sattel und die Tiere stehen auf. Rund zwei Meter hoch sitze ich also auf einem Dromedar und reite in der Karawane durch die Palmeraie – ein durchaus eindrucksvolles Erlebnis.

Nach unserem Ritt machen wir Frauen einen Spaß und können uns die Frage an Machmud, den Besitzer der Tiere, nicht verkneifen: "Wie viele Dromedare würdest du für mich bekommen?"

"Zehn", ist seine Antwort, er lacht und zeigt auf die Frau hinter mir: "Für sie 15, sie ist älter und weiser!" Na gut, jetzt weiß ich das auch.

Marrakesch ist eine Stadt mit vielen Gesichtern. Die laute Medina mit ihren Souks und dem riesigen Gauklerplatz als wimmelnder Mittelpunkt. Der Rest der Stadt bietet unterschiedliche Bilder. Prachtvolle Postkartenmotive einerseits, Ruinen wie den El Badi-Palast und ärmliche Viertel andererseits.

Doch Marrakesch ist vor allem eines: eine Stadt, die erlebt werden will. Neugierig geworden? Dann yalla!

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Marrakesch Tipps

Geldwechsel: Nur im Land selbst möglich. Währung: Marokkanischer Dirham. Am besten beim Bankomat Geld abheben, auch in Wechselstuben möglich, aber etwas teurer.

Hamam: Ein Besuch in einem echten Hamam ist spannend. Hier wird im Dampfbad geplaudert, gelacht und relaxt. Danach geht's zum Einseifen und Abschrubben. Meine Haut war noch nie so zart. Im "Hamam de la Rose" direkt im Stadtzentrum lässt es sich gut entspannen.

Hotel oder Riad: Näher bei den Einheimischen ist es in einem der vielen Riads der Stadt. Großangelegt sind hingegen Hotels wie das "Palm Plaza Hotel".