Mit dem Fluss wandern

Duftende Pflanzen, melancholische Klänge, kreisende Adler: Das Tal des Douro in Portugal bietet den Schauplatz einer wanderbaren Reise für alle Sinne.

Wirkliche Kreuzfahrt-Fans sind wir eigentlich nicht. Aber wir lieben die Natur und Portugal. Speziell das Tal des Douro, des drittlängsten Flusses der Iberischen Halbinsel. Von der spanisch-portugiesischen ­Grenze bis Mesão Frio befindet sich hier die Weinregion Alto Douro. Sie ist seit 1756 das erste geschützte Weinbaugebiet der Welt. Nur hier darf der weltweit bekannte Portwein angebaut und gekeltert werden.

Mit der 77,5 Meter langen MS Douro Spirit geht es von Porto am Atlantik flussaufwärts bis an die spanische Grenze. Von den rund 120 Passagieren an Bord hat der überwiegende Teil das „klassische“ Kreuzfahrtprogramm gebucht, mit Ausflügen zu den Sehenswürdigkeiten entlang des Flusses.

Nur eine kleine Gruppe von etwa zehn Naturbegeisterten hat sich für das "Wanderpaket" entschieden, um die Annehmlichkeiten einer Flusskreuzfahrt mit insgesamt fünf geführten Wanderungen durch das Douro-Tal zu verbinden.

Von Porto geht es in den nächsten Tagen 211 Kilometer bis an die spanische Grenze und wieder retour. Der erste Nachmittag führt uns von Régua zu einer Rundwanderung hoch über dem Bergdorf Arnal. Der etwa dreistündige Ausflug ist der perfekte Einstieg in die faszinierende Landschaft des Douro-Tals mit seinen Hochebenen, der einmaligen Vegetation und der Tierwelt. Was uns auch in den nächsten Tagen verwundert: Wir begegnen weitaus mehr Stieren, Eseln oder Schafen als Menschen. Wir sind die einzigen Zweibeiner, die durch das Hochland und die Täler wandern. Unser Wanderguide Martin Weber versichert uns, dass zumindest an den Wochenenden mehr Menschen auf den bestens gekennzeichneten Wanderrouten unterwegs sind. Aber wochentags hat man Wege und Aufstiege für sich allein.

Das Schiff als schwimmende Wander-Basis

Das Leben an Bord der MS Douro Spirit verwöhnt mit allen Annehmlichkeiten eines Kreuzfahrtschiffes: kleine, aber sehr gemütliche Kabinen, eine hervorragende portugiesische ­Küche (der Speisesaal bietet Platz für alle Passagiere auf einmal, enge Zeitslots für Frühstück oder Abendessen sind also nicht notwendig) und eine überaus freundliche und aufmerksame Besatzung. Mit an Bord ist auch eine fabelhafte Masseurin, bei der man sich die verspannten Wandermuskeln bei ­einer Shiatsu-Stunde lockern lassen kann.

Da die Wandertage nicht bereits frühmorgens beginnen, bleibt genügend Zeit, um die Fahrt mit dem Schiff durch das Flusstal zu erleben: Die während Jahrhunderten in mühevoller Arbeit terrassenförmig angelegten Weingärten mit den kunstvollen Steinmauern wechseln sich ab mit engen Passagen, die knapp an riesigen Felsblöcken vorbeiführen.

Besonders spektakulär ist die Schleuse bei Carrapatelo, ­eine von insgesamt fünf auf dem Weg von Porto bis zur spanischen Grenze. 35 Meter wird die MS Douro in der zweit­höchsten Schleuse Europas innerhalb von zwölf Minuten gehoben. Nur ein paar Zentimeter trennen das Schiff von den hohen Betonmauern. Die Kreuzfahrtschiffe auf dem Douro sind alle Einzelanfertigungen für genau diese Schleusen.

Wandern mit den Steinadlern

Am dritten Tag sind wir bereits in Vega Terron an der spanischen Grenze angekommen. Mit dem Schiff geht es hier nicht mehr weiter, da die Kraftwerke flussaufwärts keine Schiffsschleusen mehr haben. Heute steht eine Höhenwanderung auf dem Programm, ein Kleinbus bringt uns nach rund halbstündiger Fahrt an unseren Ausgangspunkt im Parque Natural do Douro. Die Hoffnung, hier einen oder zwei Steinadler beobachten zu können, wird nicht enttäuscht, schließlich sind es sogar mehr als zehn. Schon beim Aufstieg können wir von unten beobachten, wie die majestätischen Raubvögel ihre Kreise ziehen. Und vom Hochplateau aus, mit Blick auf den Douro und das eindrucksvolle Flusskraftwerk von Saucelle kann man die Steinadler von oben bei ihrem Flug verfolgen. Ihre Horste thronen in den Felsen unterhalb unserer Wanderroute.

Wenn der Geograf zum Poeten wird

Bei einer Pause hoch über dem Tal entführt uns Geograf Martin, unser Wander-Guide, mit seinen Erzählungen in den April des Jahres 1974 zur "Nelken-Revolution", bei der sich die Portugiesen gemeinsam mit dem Militär gegen die Diktatur des Salazar-Regimes auflehnten und den Übergang zur Demokratie einleiteten. Er schildert die Rolle des Liebeslieds "E Depois do Adeus" (Portugals Beitrag zum Eurovision Song Contest), das am 24. April um 22.55 Uhr im Radio gespielt wurde und das Geheimsignal für den Aufstand war. Wenn der Geograf zum Poeten wird – so einfühlsam ist Martins Erzählung.

Mandeln, Kakteen-Früchte und Zistrosen

Die Hochebene über dem Douro fasziniert auch mit ihrer vielfältigen Pflanzenwelt. Große Kakteen bieten ihre Früchte in Orangerot zum Verzehr an. Am Wegesrand wachsen Mandelbäume, Korkeichenwälder und Olivenhaine begleiten uns über weite Strecken. Der betörende Duft der Zistrosensträucher, einer Heilpflanze, liegt in der Luft.

Und nachdem einem schon seit Stunden in dieser Landschaft keine anderen Menschen begegnet sind, entsteht langsam das Gefühl: Gleich reitet Winnetou um die Ecke.

In den nächsten Tagen geht es mit dem Schiff retour mitten durch das Herz des Portweinanbaugebiets rund um Samodães und in das höchstgelegene Gebiet der Serra da Aboboreira nach Baião. Dort erzählt die typische Landschaft die Geschichte der Verwandlung der dichten Ureichenwälder in eine offene Hochweide- und Moorlandschaft.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist die zusammengewür­felte Wandergruppe von sich anfangs fremden Menschen schon längst zu einer Freundesgruppe geworden. Das gemeinsame Erleben der intensiven Eindrücke und lange Gespräche auf den Wegen schweißen zusammen.

Meine Tipps zur Wanderwoche

1. Gute Wanderausrüstung:
Die Wanderungen sind auch für weniger Geübte geeignet. Trotzdem ist eine gute Ausrüstung sehr ratsam. Wanderstöcke erleichtern die teilweise steilen Anstiege.

2. Wasser und Proviant:
Aus­reichend Verpflegung und vor ­allem viel Wasser in den Rucksack packen. Auf den Touren gibt es keine Jausenstationen, um "auftanken" zu können.

3. Fernglas mitnehmen:
Die Landschaft ist einmalig, der Ausblick von den Bergen in die Umgebung atemberaubend. Auch die kreisenden Steinadler mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,25 Meter sind ein lohnendes Ziel für ein Fernglas.

4. Wanderpause:
Gäste können natürlich auch einen Tag aussetzen und am normalen Ausflugsprogramm teilnehmen.

Information und Buchung


Klicken Sie hier zum aktuellen Angebot der Flusskreuzfahrt Douro von ÖAMTC Reisen (Link-Gültigkeit endet mit der Verfügbarkeit des Reiseangebots)
Mehr Infos unter der Hotline Tel. 01 711 99 34000 und in den Filialen von ÖAMTC Reisen
ÖAMTC-Länderinformationen: Portugal