Tour de Suisse
Eine durchwegs pünktliche Reise mit Zügen, Schiffen, Bussen und Seilbahnen quer durch die Schweiz vom Vierwaldstättersee an den Genfersee: Dafür gibt es verdientermaßen die Goldmedaille.
In engen Kurven ruckelt der kleine Zug immer weiter hinauf. Es geht durch sattgrüne Wiesen und kleine Wäldchen, vorbei an Kühen mit großen Glocken um den Hals und an einem Pärchen, das seinen Picknicktisch mit Jause und Weinflasche drauf ins Panorama platziert hat. Viele der Fahrgäste haben die Fenster geöffnet, strecken die Köpfe hinaus, um die nach jeder Kurve neuen Aussichten auf die Bergriesen und den schon weit unten glitzernden Thunersee so richtig genießen zu können.
Begonnen hat die Ausflugsfahrt in Wilderswil auf 584 Metern Seehöhe, an der Endstation sind es fast 2.000. Damit dieser Höhenunterschied auf nur knapp mehr als sieben Kilometern Strecke auf 800-Millimeter-Schmalspur zu schaffen ist, müssen Zahnräder nachhelfen. So kurzweilig wie die Fahrt ist auch ihr Abschluss. Denn die Schynige Platte macht ihrem Namen als sozusagen natürliche Aussichtsplattform alle Ehre, bietet sich doch von Panorama-Restaurant und Alpengarten ein phantastischer Ausblick auf Eiger, Mönch und Jungfrau (in Blickrichtung Süden von links nach rechts!), die drei Wahrzeichen des Berner Oberlandes.
Video: von Luzern nach Montreux
Das Geheimnis pünktlicher Züge
Bahnfahren in der Schweiz ist – das hat sich schon herumgesprochen – ein Vergnügen. Das gilt aber nicht nur für die zahlreichen Aussichts- und Bummelbahnen, die kreuz und quer durch die "Heidi"-Landschaften zuckeln, sondern auch für das businessmäßige Hochgeschwindigkeitsnetz.
Weshalb aber sind unsere Züge (gefühlt) immer verspätet und die im Nachbarland immer pünktlich? Ist es vielleicht, schrecklicher Gedanke, eine Frage von Gründlichkeit oder Schlamperei?
Keineswegs, stellt sich während meiner Reise per Bahn quer durch die Schweiz heraus: Die pfiffigen Eidgenossen haben nur viel mehr Züge angeschafft, als notwendig wären (und damit immer Ersatz parat, wenn etwas kaputt ist). Zudem haben sie fahrplanmäßig längere Aufenthalte in den Stationen eingeplant, damit immer ein Zeitpuffer bleibt.
Wer bequem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln beruflich oder in den Ferien durch die Schweiz reisen will, kann auf den sogenannten Swiss Pass setzen, mit dem nicht nur Bahn und Bus, sondern auch die öffentlichen Verkehrsmittel in den Städten und viele Ausflugs- und Seilbahnen benützt werden können (manche davon mit Aufzahlung). Oder man setzt auf eine Pauschalreise, auf der man auch bei der Fahrt in die Schweiz und bei der Rückreise sowie in den Hotels auf der bequemen Seite ist.
Goldener Pass
Apropos genießen. Mit dem neuen Golden-Pass-Express zwischen Interlaken und Montreux am Genfersee gibt es jetzt ein attraktives Herzstück für eine touristische Bahnreise durch die Zentralschweiz. Diesen klassischen Panorama-Zug (ähnlich Bernina und Glacier Express) gibt es schon viel länger, allerdings musste man ungefähr bei der Hälfte der Distanz in Zweisimmen umsteigen, da die Strecke ab hier – eben über den sogenannten Golden Pass hinüber nach Montreux – nicht Normalspur ist (1.435 Millimeter), sondern schon vor über 100 Jahren in Meterspur gebaut worden war.
Doch Ingenieurskunst hat nun zu einer Weltneuheit geführt: In Interlaken besteigt man einen der bequem ausgestatteten Züge der Golden Pass Line, der bis Zweisimmen auf Normalspur unterwegs ist. Dort wird die Garnitur direkt auf dem Betriebsgleis umgespurt, ohne dass die Passagiere aussteigen müssen. Das dauert nur zwei Minuten – die technischen Einzelheiten zu erklären würde hier zu weit führen, sie können aber etwa hier nachgelesen werden.
Vorbei am Nobelort Gstaad quert der Express bald den sogenannten Röstigraben zwischen deutsch- und französischsprachiger Schweiz. Dann geht es in engen Kurven und mit neuerlich phantastischen Aussichten hinunter an den Genfersee, wo die Festival-Stadt Montreux mit ihrer herrlichen Promenade und die mittelalterliche Wasserburg Chillon als berühmtes Fotomotiv warten.
Andere werden sich in Montreux vielleicht hinunter zum Casino am See begeben und in der Mediathek ihres Handys "Smoke on the Water" von Deep Purple suchen. Denn diese Rockband war 1971 eher zufällig vor Ort, als im Vorgängerbau während eines Konzerts von Frank Zappa ein Brand ausbrach, und verewigte das Geschehen in dem Hit mit der Songzeile "Fire in the Sky".
Vorsicht aber beim Musik-Laden: Die Schweiz ist nicht EU-Territorium, das wird im Handynetz teuer!
Unbedingt besuchen sollte man im per Bus bequem erreichbaren Corsier sur Vevey die wunderbare Chaplin’s World im ehemaligen Haus des Künstlers. Der große Komiker wurde in den 1950er-Jahren in den USA aus politischen Gründen verfolgt und verbrachte hier seine letzten Lebensjahre.
Goldene Rundfahrt
Eine Rundreise mit den Öffis durch die Schweiz ist nicht ausschließlich was für Bahn-Freaks. Davon zeugt auch die wahrscheinlich beste Tagestour, die man in der Schweiz machen kann, die sogenannte Goldene Rundfahrt. Ausgangspunkt ist immer die schmucke Stadt Luzern am Vierwaldstättersee. Zunächst geht es mit dem öffentlichen Bus vom Bahnhof zur Talstation der Seilbahn, dann mit dem "Dragon Ride" hinauf auf den 2.132 Meter hohen Pilatus. Hier kann man gigantische Ausblicke auf den See und die Bergwelt genießen. Dann geht es mit der steilsten Zahnradbahn der Welt hinunter nach Alpnachstad, wo das Schiff für die Rückfahrt direkt ins Zentrum von Luzern wartet. Vier öffentliche Verkehrsmittel auf einen Schlag in einer wohl einzigartigen Kombination: Das muss man ihnen lassen – das können sie wirklich, diese Schweizer.
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