Der Weg ist eigentlich keiner mehr, eher ein Bach, der in einen kleinen Sumpf mündet. Ich bin ein bisschen wackelig auf den Beinen, doch mein Begleiter Hermann Jansesberger, von Beruf Ranger im Nationalpark Kalkalpen, ist mir ein sicherer Halt und Helfer. Entlang der Hänge des Alpsteins oberhalb der Ebenforstalm steigen wir höher und höher hinauf, bis goldgelbes Licht durch das Blätterdach bricht. Ich muss kurz anhalten und durchschnaufen, ehe ich die gesamte Szenerie aufnehmen kann. Hermann und ich stehen mitten in Oberösterreich in einem echten Urwald aus gigantischen Buchen, die wohl teilweise mehr als ein halbes Jahrtausend alt sind, ihre Reise in die Höhen des Reichraminger Hintergebirges begonnen haben, als Kolumbus einen neuen Kontinent erreichte.
Die natürlichen Buchenwälder im Nationalpark Kalkalpen sind deshalb so außergewöhnlich, weil es europaweit nur noch wenige Reste davon gibt: 85 Prozent der ursprünglichen Rotbuchenwälder wurden abgeholzt. Im Nationalpark Kalkalpen (und im Wildnisgebiet Dürrenstein) wurden diese Buchenwälder 2017 von der UNESCO als erstes Weltnaturerbe Österreichs ausgezeichnet.
Um einen Eindruck von "unserer Wildnis" zu bekommen, muss man sich aber keineswegs mit Unterstützung eines Rangers durchs Dickicht kämpfen. Von Reichraming im Ennstal kann man auch mit Rad oder Auto bis zum Parkplatz Anzenbach fahren und von hier aus den „Wildnistrail Buchensteig“ nehmen, den es in einer zwei- und vierstündigen Variante gibt (Rückweg jeweils ab der Klaushütte auf dem Schotterstraßen-Radweg). Ein Gratis-Heftchen, das in den Nationalparkzentren erhältlich ist, weist die Wege und auf die Natur-Attraktionen hin.
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