Himalaya_Kathmandu Durbar Square_CMS.jpg Himalaya Fair Trekking/Paul Nicolini

Alltag am Durbar Square von Kathmandu, Nepal, wenige Monate nach dem schweren Erdeben vom April 2015. 

© Himalaya Fair Trekking/Paul Nicolini

Alltag am Durbar Square von Kathmandu, Nepal, wenige Monate nach dem schweren Erdeben vom April 2015. 

© Himalaya Fair Trekking/Paul Nicolini
Dezember 2015

Nepal lebt auf

Nach dem Erdbeben im April 2015 ist das Himalaya-Land für Rundreise- und Trekking-Touristen wieder fast problemlos zu bereisen.

Am 25. April 2015 erschütterte ein schweres Erdbeben der Stärke 7,8 den Himalaya-Staat Nepal und die angrenzenden Regionen. Fast 9.000 Menschen starben, die Zerstörungen waren enorm. Bilder und Videos von eingestürzten Häusern und Tempeln sowie vom Leid der Menschen prägen auch acht Monate später die Wahrnehmung Nepals in der Öffentlichkeit. 

Doch das ist nicht die ganze Realität. "Das Beben hat in einigen Teilen des Landes sehr schwere Schäden hervorgerufen, in anderen hingegen kaum welche", sagt Paul Nicolini, Inhaber von Himalaya Fair Trekking. Er bietet schon seit Sommer wieder klassische Touren in der Annapurna-Region, im Everest-Gebiet und im Königreich Mustang an. Derzeit nicht begehbar sind nur der Langtang-Nationalpark und die Manaslu-Runde. Hier sind viele Wege abgerutscht, in den Dörfern gab es große Verwüstungen. 

Nicolini war bereits im August in Nepal und hat schon damals etwa in Kathmandu kaum zerstörte Häuser gesehen. "Die Erdbeben-Berichterstattung hat zunächst große Aufmerksamkeit auf das Land gelenkt, aber den Tourismus nachhaltig beschädigt", sagt der Trekking-Profi, der schätzt, dass sich die Zahl der Touristen gegenüber der Zeit vor dem Erdbeben um zwei Drittel verringert hat. 

Auch die klassischen Kultur-Rundreisen durch Nepal mit den Schwerpunkten Kathmandu, Bakhtapur, Patan (Lalitpur), Pokhara und dem Chitwan-Nationalpark im Süden sind wieder fast problemlos möglich, bestätigt Günter Krause vom österreichischen Reiseveranstalter Tai Pan: "Mit viel Geschick schaffen es die Nepalesen, dass die Touristen kaum etwas von der Benzin- und Versorgungskrise mitbekommen, die durch eine Grenzblockade im Süden ausgelöst wurde. Kathmandu selbst war auch nie so stark beschädigt. Jetzt sind kaum noch Schutthalden oder Schäden in der Stadt zu sehen." 

Tai Pan veranstaltet genauso wie andere Asienspezialisten wieder Nepal-Rundreisen. Derzeit ist eine Kombinationstour mit China und Tibet auf dem Markt, die vom ÖAMTC-Reisebüro angeboten wird. Krause: "Die klassische Verbindung über die Friendship-Bridge und den Araniko-Highway zwischen Tibet und Kathmandu ist zwar derzeit noch immer gesperrt, doch es gibt eine neue Straßenverbindung samt Grenzübergang, die geöffnet ist." 

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Wer spendet und reist, hilft doppelt

Wer also jetzt nach Nepal reist, hilft den Menschen dort besonders wirkungsvoll. Hilfe-Profi vor Ort ist hingegen Max Santner, Chef der Delegation von Rotem Kreuz und Rotem Halbmond. Aus Spenden weltweit verantwortet der Österreicher ein Budget von 77 Millionen Euro für den Wiederaufbau in 14 besonders betroffenen Bezirken: "Es geht in den nächsten Jahren vor allem um Hilfe zur Selbsthilfe." Auch Santner betont: "Ein Wiederaufleben des Tourismus wäre enorm wichtig für das Land." 

Santner ist derzeit in Nepal mit drei großen Herausforderungen konfrontiert, schildert er dem auto touring im Telefon-Interview. Die Hilfe sei erstens vor allem eine logistische Herausforderung – aufgrund der Topographie des Gebirgslandes, das nur über ein ausgesprochen rudimentäres Straßennetz verfügt. Zweitens hatte jene staatliche Stelle, die für den Wiederaufbau verantwortlich zeichnet, auch sechs Monate nach dem Beben immer noch keine gesetzliche Basis. Und drittens habe die Blockade der indisch-nepalesischen Grenze durch Gegner der neuen Verfassung eine Versorgungskrise ausbrechen lassen. 

Mitte Oktober gab es kaum Reis und Benzin im Land, es gab lange Schlangen an den Tankstellen, selbst die Autos des Roten Kreuzes konnten nicht fahren. Die Preise stiegen um das Drei- bis Vierfache, in Kathmandu waren nur sehr wenige ausländische Gäste, viele Hotels, Restaurants und Geschäfte im Touristenviertel Thamel waren geschlossen.

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1 "Ein Wiederaufleben des Tourismus wäre enorm wichtig für Nepal", sagt Max Santner, Delegationsleiter von Rotem Kreuz und Rotem Halbmond für den Wiederaufbau in Nepal. © IFRC/Rosemarie North

2 Nepalesen helfen Nepalesen – Frewillige der Nepalesischen Rotkreuzgesellschaft verteilen lebenswichtige Wasseraufbereitungstabletten an Einwohner eines temporären Camps.  © IFRC/Palani Mohan

Santner hebt aber die positiven Entwicklungen hervor: "8.000 Mitarbeiter und Freiwillige sind für das Rote Kreuz bzw. den Roten Halbmond im Einsatz, um vor allem dezentrale Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. In einem Land, in dem zwei Drittel der Menschen nicht lesen und schreiben können, geht es auch ums Improvisieren. Wir versuchen gemeinsam alles, um die Häuser wieder aufzubauen. Im Winter ist es in Nepal selbstverständlich sehr kalt. Noch immer müssen viele Menschen in Wellblechhütten ums Überleben kämpfen."  

Schon in der Juni-Ausgabe des auto touring hatte Chefredakteur Peter Pisecker die Leserinnen und Leser des Clubmagazins dazu aufgerufen, beim Wiederaufbau von Nepal mitzuhelfen: "Bitte spenden Sie, um dem Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen zu ermöglichen, in Nepal rasch das Nötigste wieder instand zu setzen." 

Jetzt geht es darum, in den nächsten zwei bis vier Jahren die Lage zu stabilisieren. Noch einmal Santner: "Es geht darum, dass die Menschen hier wieder einen Boden unter die Füße bekommen."

Spenden und damit ebenfalls wirkungsvoll helfen kann man beim Roten Kreuz.   

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