In der Stadt Svolvær mit ihren 4.700 Einwohnern herrscht am "Torge", dem Hauptplatz, reges Treiben. Einen Besuch wert ist das Kriegsmuseum. Im Rathaus ist das berühmte Bild der Schlacht am Trollfjord, "Trollfjordslaget" von Gunnar Berg, zu sehen. Zum Trollfjord fahre ich später mit dem Schnellboot. Der Fjord ist von überwältigender Schönheit mit diamantengleich glitzernden Gletschern, steilen Felswänden und Wasserfällen, die in ein hunderte Meter tiefes Meer stürzen. Zu empfehlen sind die Touren mit Wildseas, gegründet von zwei Kanadiern, die ihr Leben als Angestellte an den Nagel gehängt haben, um naturnahe Ausflüge, Trekking und Abenteuer anzubieten.
Unser Guide, der junge Schotte Duncan, erzählt am Weg Trollmärchen und weiß auch, warum heuer 80 Prozent der Lachse verendet sind: Das Meer ist zu warm, deshalb wucherte die Mikroalge Chrysochromulina. Die Alge gibt bei der Zellteilung ein Gift ab, das die Kiemen der Lachse angreift. Die Tiere ersticken, eine der dramatischen Folgen des Klimawandels.
Von Svolvær lässt sich eine Vielzahl an Ausflügen machen. Etwa mit der Fähre zu Skrova Island, das "Little Hawaii" genannt wird und diesem Namen mehr als gerecht wird. Die Strände sind weiß wie von karibischem Muschelsand und das Meer leuchtet türkisfarben. Hier wird Kajakfahren zum Traum, das Schwimmen im gebirgsklaren Wasser zur totalen Erfrischung.
Tromsø – Stadt des Nordens
Später erreichen wir die größte Stadt des Nordens. Nach Tromsø locken Mittsommernächte und die Nordlichter, Bergwanderungen und Hundeschlittenfahrten. Der Golfstrom hält den Hafen eisfrei, auch bei minus 20 Grad Lufttemperatur. Im Winter kommen die Nachteulen, sie folgen NordlichtJägern in Schnee und Kälte auf der Suche nach den grün und weiß leuchtenden Himmelsspuren.
Im Sommer freuen sich Sonnenanbeter. Viele kommen und gehen mit den Schiffen der Hurtigrute. Auch wir genießen das Treiben in der Studentenstadt. Mächtig und imposant ist am Ortseingang die Arctic Chapel mit ihrer eisberggleichen Form. Sehenswert im Zentrum ist das gläserne Radhus, lehrreich wird es im Polar Museum. Während der hellen Tage empfiehlt sich ein Mitternachtsdrink in der Skybar in einem Hotel am Hafen.
Auf der langen Fahrt nordwärts, nach Alta, wird die Größe Norwegens spürbar. Aber nach jeder Kurve entfaltet sich wieder und wieder das großartigste Panorama. Direkt neben der Straße stürzen hohe Wasserfälle ins Nichts. Målselvfossen ist ein Wasserfall der Superlative. Wassermassen donnern über den Hügel. Der lachsreiche Fluss bietet ein wildes Schauspiel. Kälte schlägt uns ins Gesicht. Es braust der Fluss vor seinen Schnellen, es brodelt meterhohe Gischt, Regenbogen leuchten.
Einzig Lachse schwimmen hier stromaufwärts über eigens geschaffene Treppen. Bis zu einem Meter lang werden die starken Tiere, die tausende Kilometer zurücklegen und gegen den Strom schwimmen, vom Salz zurück ins Süßwasser weit im Landesinneren. Dort werden sie laichen und sterben. Widerstand gegen eine entfesselte Urgewalt.
Felsritzungen in Alta
Langsam werden dann die schroffen Felsen weniger, die Berge höher, die Gletscher mächtiger und die Täler weiter. Im Archäologischen Museum Alta führen Pfade und Holzstege zu Felsritzungen, die zwischen 2.000 und 7.000 Jahre alt sind. Sie zeigen Jäger der Steinzeit, die Bären, Wölfe und Elche mit Pfeil, Bogen und Hacken töten, trächtige Rentiere mit Kälbern im Bauch, spirituelle Motive, den ersten schifahrenden Homo sapiens und Wikingerschiffe. Das Museum beeindruckt auch innen mit Einblicken in die Geschichte der Volksgruppe der Samen, zum Nordlicht und zum Sport- und Lachsfischen.
Vogelsafari in Gjesvær
Ein letztes Abenteuer vor dem vermeintlichen Ende der Welt bietet Gjesvær. Hier, wo sich Möwe und Adler gute Nacht sagen, stehen ein paar einsame Häuschen und Olats Schiff für die Birdsafari. Die Meeresbucht ist still wie ein See. Ein Papageientaucher tümpelt ein paar Sekunden an der Wasseroberfläche, um für Minuten in der Tiefe zu verschwinden, auf der Suche nach Futter für seine Brut. Auf den Felsen des Gjesværstappen draußen, wo uns die Wellen wilder schaukeln, hocken Kormorane, Eissturmvögel und hunderte dunkelbraune Seetaucher, die ihre Schwingen zum Trocknen der Sonne entgegenstrecken. Plötzlich recken Seehunde ihre Nasen aus dem Wasser.
Ein Stück weiter sitzt er dann. Den gebogenen Haken gräbt er tief in seine langen braunen Federn, dann hebt er ab, der König der Lüfte. Zwei Flügelschläge und er schwebt über allen: der Seeadler. Der elegante Flieger hat bis zu zweieinhalb Meter weite Schwingen, die er kaum bewegt. Er gleitet mit dem Wind. Fast die Hälfte der Population Europas lebt hier. Im Sommer mag er das frische Vogelfleisch lieber als den schwer zu erhaschenden Fisch im tiefen Blau. Weiter vorne sitzt einer am Felsen, gierig verzehrt er sein Mittagsmahl.
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