Ich werde aus meinem Traum gerissen: ein Getöse, ein Geschrei – ein Gebrüll wie von einem Raubtier. Ich habe sieben Stunden Zeitverschiebung und leide noch unter Jetlag. Ich schaue auf mein Handy: 5 Uhr. Bin ich in Afrika? Die Laute klingen bedrohlich – wie von einem Löwen. Ich erinnere mich an die Worte unseres Guides Otto gestern Abend: "Die Brüllaffen hört man kilometerweit."
Aber so laut? Sie sind ja nur etwa 60 Zentimeter groß. Ich springe auf, schnappe meine Kamera, lege sie wieder hin. Es ist ja doch noch finster. Vorsichtig öffne ich die Tür einen Spalt breit. Ob der Brüllaffe direkt vorm Zimmer sitzt? Niemand da. Ich öffne die Tür ganz, bin nun mittendrin im Dschungel-Konzert.
Ich bin jetzt hellwach. Exotische Vögel zwitschern und singen immer lauter in den Brüll-Pausen. Es dämmert. Das Konzert hat seinen Höhepunkt erreicht. Das ist Costa Rica. Ich bin angekommen, bin glücklich – bin mitten im Dschungel. Weit und breit kaum Zivilisation. Die Sonne geht auf, es wird wärmer. Das Konzert verstummt.
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