Gorillas ohne Nebel
Eine Reise ins zentralafrikanische Uganda ist durchaus ein kleines Abenteuer. Sein Höhepunkt: der Besuch von Silberrücken und Schimpansen im Dschungel.
Die letzten Meter geht es durch dichten Busch steil bergauf. Das Terrain ist rutschig: Die festen Schuhe und die Handschuhe, die vor den Dornen schützen, bewähren sich jetzt. Durch das Blätterdach des "Impenetrable Forrest", des undurchdringlichen Dschungels im Bwindi-Nationalpark Ugandas, blinzelt die Vormittagssonne.
Ich halte an und wische mir den Schweiß aus den Augen. Einer der Nationalpark-Guides hat den Arm gehoben. Die gesamte Reisegruppe, zehn Personen, hat jetzt angehalten, alle spähen ins Dickicht.
Da! Im Busch raschelt und kracht es, dann ist ein dunkler Schatten zu sehen. Er ist groß, sehr groß sogar. Voller Respekt halten wir an. Schon werden die Kameras mit den großen Objektiven und die Handys gezückt.
Unter uns, in einer kleinen Senke, hat es sich eine Gruppe der berühmten Berggorillas Ugandas bequem gemacht. Aus den Instruktionen vor der Wanderung wissen wir, dass sie es sich zu dieser Tageszeit nach einem ausgiebigen späten Frühstück bequem gemacht haben. Mit großen Buschmessern schlagen die Guides vorsichtig einige Lücken ins Gestrüpp, damit wir bessere Sicht auf die Gruppe haben. Der riesige schwarze Schatten, den ich zuerst gesehen hatte, entpuppt sich als Silberrücken, der nun ein Schläfchen macht.
Der ungebetene Besuch scheint ihm überhaupt nichts auszumachen. Auf seinem mächtigen Körper turnen die Kleinen herum, die sich gegenseitig von Papa herunter schubsen, beobachtet von einer Mama, die noch immer mit Blätter- und Früchtefrühstück beschäftigt ist. Jetzt sehe ich auch ihr wenige Wochen altes Baby.
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Eine Stunde bei den Berggorillas
Etwa eine Stunde haben wir Zeit, um die Berggorilla-Familie in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten – eine kurze Zeitspanne, in der praktisch jede Minute unvergesslich bleibt. Denn ein Gorilla-Trekking in Uganda in Zentralafrika (oder auch im Nachbarland Ruanda) ist die einzige Möglichkeit, diese Art bzw. Unterart aus der Nähe zu studieren.
Im Gegensatz zu ihren Verwandten, den sogenannten Flachland-Gorillas, überleben die freiheitsliebenden Berggorillas nämlich einen Aufenthalt in einem Tierpark nicht lange, sie sterben in Gefangenschaft.
Nähern dürfen wir uns der Gorillagruppe unter Anleitung der erfahrenen Guides bis auf wenige Meter – allerdings nur mit Schutzmasken, um in die Population der seltenen Tiere keine Krankheiten einzuschleppen. Die einzelnen Gruppen bewegen sich frei im Bwindi-Nationalpark, im Auge behalten werden sie von Einheimischen, sogenannten Trekkern, die dann die kleinen Touristengruppen zum Aufenthaltsort der Gorillas lotsen. Diese Trekker können mit den Gorillas auch kommunizieren, zum Beispiel mit einem leisen Knurren oder Murren. Dieser Laut signalisiert den Gorillas Unterwürfigkeit, wie wir erfahren, und sorgt so für Ruhe und Frieden während des Besuchs.
Die Guides sind auch mit Gewehren ausgerüstet, aber nicht wegen der Gorillas, sondern aufgrund der Tatsache, dass im Nationalpark auch Leoparden auf der Jagd sind. Zwischenfälle mit Gorillas gab es noch nie.
Hoffnung für die Gorillas
Die vom Aussterben bedrohte Population der Berggorillas in Zentralafrika hat sich in den vergangenen Jahren etwas erholt. Zusammen mit den in der Demokratischen Republik Kongo und in Ruanda in freier Wildbahn lebenden Exemplaren gibt es nun wieder etwas mehr als 1.000 Tiere. Dazu beigetragen hat auch der "Gorilla-Tourismus". Denn die beträchtlichen Einnahmen aus den Genehmigungen für einen Besuch des Nationalparks – erst kürzlich wurden die Gebühren wieder einmal erhöht – sorgen dafür, dass der natürliche Lebensraum erhalten bleibt.
Schon ist die kurze Stunde des Besuches fast vorbei, da sorgt der Silberrücken der Gorilla-Familie standesgemäß für den krönenden Abschluss. Er erwacht aus seinem Schläfchen, richtet seine Aufmerksamkeit auf die menschlichen Besucher. Ich ertappe mich bei dem Versuch, aus seinen Augen Verständnis für die Situation herauszulesen, verwerfe diesen Gedanken aber im nächsten Moment wieder.
Doch die unvergessliche Begegnung wirft natürlich Fragen auf: nach den gemeinsamen Vorfahren, nach den evolutionären Bedingungen für und dem Nutzen von Intelligenz, nach dem Sinn von Evolution und Leben in Summe. Genug Stoff also zum Grübeln für den Rückweg zum Camp am Eingang des Parks, der wieder zwei Stunden durch den dichten Regenwald in Anspruch nimmt. Mit durchschnittlicher Kondition wird man das Gorilla-Trekking im Normalfall schaffen.
Hat man Pech und muss eine Gruppe Gorillas aufsuchen, die recht weit vom Camp entfernt im Wald umherstreunt, kann es auch eine sehr anstrengende Bergwanderung von bis zu acht Stunden werden. Übrigens: Wer nicht mehr weiter kann, wird von einem "Afrikanischen Hubschrauber" zum Camp zurückgebracht. Das sind mehrere Träger, die das für 300 Dollar erledigen.
Im Wald der Schimpansen
Die Visite bei den Gorillas ist natürlich der Höhepunkt der Uganda-Reise. Wenn man aber schon einmal die weite Anreise in Kauf genommen hat, wird man auch bei anderen nahen Verwandten vorbeischauen, nämlich bei den Schimpansen des Kibale-Nationalparks. Auch den Wald der Schimpansen darf man nur im Rahmen einer geführten Tour und in bewaffneter Begleitung besuchen, denn hier könnten plötzlich Elefanten durchs Dickicht brechen. Die frischen Spuren im weichen Waldboden zeugen davon, dass das keine Märchenerzählungen sind.
Nach einer halben Stunde Wanderung durch den Busch künden lautes Gekreische und krachendes Geäst davon, dass wir das derzeitige Zuhause der Sippschaft erreicht haben. Den Schimpansen freilich ist der Menschenbesuch zunächst herzlich egal, sie beenden zunächst ihr Frühstück in den Baumkronen – und wir müssen aufpassen, dass wir unten nicht von den Verdauungsergebnissen getroffen werden.
Dann jedoch kraxelt die Sippschaft herunter und tummelt sich eine halbe Stunde lang völlig unbekümmert inmitten unserer Gruppe. Besonders begehrt sind jetzt die Schnappschüsse der Babys, die von den Müttern mit einem Arm gehalten werden, während sie sich mit dem anderen und unter Zuhilfenahme der Beine von Ast zu Ast schwingen. Man könnte diesem Spektakel stundenlang zusehen, aber auch hier ist die Aufenthaltszeit limitiert.
Tierspektakel Kasinga-Kanal
Vielleicht wird man wegen der zahlreichen bunten Märkte nach Uganda reisen. Oder wegen der Folklore-Vorführungen, fröhlichen Spektakeln mit Gesang und Getrommel, die den Touristen allerorts von Kooperativen dargeboten werden. Ständige Begleiter während der doch recht langen Fahrten sind die am Straßenrand winkenden und "Muzungu" rufenden Kinder: Schau, da sind "Weißnasen" in dem großen Auto!
Als Geografiefreak von Kindesbeinen an hat es mir persönlich ganz besonders gefallen, die im Herzen Afrikas verborgenen Plätze einmal mit eigenen Augen sehen zu können, die ich einst nur mit den Fingern auf der großen Afrika-Karte aufsuchen konnte. Den gigantischen Victoriasee, von dem der Weiße Nil Richtung Norden fließt. Das Ruwenzori-Gebirge, einer von nur drei Höhenzügen in Afrika mit Gletschern. Die beiden Seen, Lake Edward und Lake George, verbunden durch den Kasinga-Kanal, an dem sich Elefanten, Büffel und Flusspferde tummeln, umschwirrt von unzähligen Kolibris. Dieses Naturspektakel kann man bequem von einem Ausflugsboot beobachten – samt kühlen Getränken.
Von Österreich nach Uganda
Über die Unterkünfte muss man sich ohnehin keine Sorgen machen. Die angebotenen Lodges entsprechen durchwegs etwa unseren Drei-Sterne-Hotels. Unterwegs ist man in bequemen Geländewagen: Das Hauptstraßennetz in Uganda ist mittlerweile gut ausgebaut. Zwischen dem Flughafen Entebbe und der Hauptstadt Kampala gibt es sogar eine mautpflichtige Autobahn. Abseits davon und in den Nationalparks kommt man allerdings oft nur mit Allradantrieb voran.
Von Österreich erreicht man Uganda am besten mit Ethiopean Airlines. Per Nachtflug geht es von Wien nach Addis Abeba und dann am Vormittag weiter quer über den afrikanischen Kontinent bis nach Entebbe am Victoriasee, wo man am frühen Nachmittag ankommt und schon von den örtlichen Deutsch sprechenden Driverguides herzlich empfangen wird.
In zehn Reisetagen kann man dann die Höhepunkte Ugandas gut kennenlernen – ein kalkuliertes kleines Abenteuer im Herzen Afrikas.
Unterwegs in Uganda – gut zu wissen
Land der Kinder. Uganda ist ein junges Land im Herzen Afrikas, das Durchschnittsalter der Bevölkerung beträgt 16 Jahre. Wer hier nördlich und südlich des Äquators unterwegs ist, wird auf neugierige und kommunikationsfreudige Menschen treffen. Weil große Teile des Landes über 1.000 Meter Seehöhe liegen, wartet ein angenehmes Klima.
Gesundheits-Hinweis: Vor der Reise sollte man sich beim Hausarzt oder im Tropeninstitut über notwendige Impfungen informieren. Bereits für die Beantragung des Touristenvisums ist der Nachweis einer Gelbfieberimpfung erforderlich.
Sicherheits-Hinweise: In den Grenzgebieten zur Demokratischen Republik Kongo sind Raubüberfälle durch bewaffnete Banden nicht auszuschließen. Reisen in die Nationalparks im Süden Ugandas sind jedoch laut Außenministerium und ugandischen Tourismusbehörden, Stand Februar 2024, in organisierten Gruppen möglich. Vorsicht: Gleichgeschlechtliche Handlungen werden laut ugandischem Recht streng bestraft! Aktuelle Reise- und Sicherheitsinformationen gibt es hier.
Angebot von ÖAMTC Reisen
Klicken Sie hier zum aktuellen Uganda-Angebot von ÖAMTC Reisen (Linkgültigkeit endet mit der Verfügbarkeit des Reiseangebots).
Mehr Infos unter der Hotline Tel. 01 711 99 34000, in den Filialen von ÖAMTC Reisen und auch auf www.oeamtc.at/reisen.
ÖAMTC-Länderinformationen: Uganda.