Inselhüpfen auf den Äolischen Inseln

Die sieben Äolischen Inseln liegen vor der Nordküste Siziliens. Alle sind vulkanischen Ursprungs, doch jede einzelne hat ihren ganz eigenen Charakter.

Schon vom Boot aus erkennen wir, dass der Inselvulkan mit dem bezeichnenden Namen Vulcano noch aktiv ist. Er ist einer der sieben Feuerberge der Äolischen Inseln, Dampf und Schwefel hüllen seine Gipfel ein. Und das, obwohl er gerade schlummert. Je näher wir kommen, desto intensiver nehmen wir den Schwefel wahr. "Dieser Geruch kommt nicht direkt vom Vulkan", erzählt unsere Reiseleiterin Grazia. "Unter dem Wasser entstehen auch Gase." Jetzt bin ich aufgeregt. Die Vulkanbesteigung steht mir bevor. Noch kann ich mir nicht vorstellen, am Kraterrand zu spazieren.

Es ist 9.30 Uhr. Die Vulkan-Ampel leuchtet Grün. Wir marschieren los. "Ab 10.30 Uhr steht die Ampel auf Rot", erzählt Grazia. "Später wird es zu heiß." Auf der gesamten Strecke gibt es kein schattiges Plätzchen. Ich setze meine Fußspuren in den schwarzen Lavasand. Der Weg zieht sich in Serpentinen zum Kraterrand, wir gehen auf getrockneter Lava. Schon nach ­wenigen Minuten ist die Aussicht grandios. Wir sehen auch die anderen sechs Vulkane der Äolischen Inseln. Der Archipel im Tyrrhenischen Meer umfasst neben Vulcano die Inseln Lipari, Salina, Panarea, Alicudi, Filicudi und Stromboli. "Jede einzelne der sieben Inseln ist bewohnt und kann von Urlaubern besucht werden", erzählt Grazia. Auf Vulcano leben in ­etwa 550 Menschen, hier gibt es sogar eine Schule. Aber die wahrscheinlich kleinste Schule Europas oder sogar der Welt befindet sich auf Filicudi, einer der Nachbarinseln. "Hier erhält ein Kind täglich Einzelunterricht von einem Lehrer", erzählt die Reiseleiterin.

Tanz auf dem Vulcano

Unglaublich. Ich stehe auf einem aktiven Feuerberg auf 391 Metern am Vulkankrater Gran Cratere und habe wieder diesen Geruch von faulen Eiern in der Nase. Zum Glück nicht die ganze Zeit, sondern nur, wenn der Wind den Schwefeldunst in meine Richtung weht. Der Aufstieg auf den Vulcano über das Lavageröll vorbei an riesigen Felsbrocken vom letzten Ausbruch 1888 dauert 30 bis 45 Minuten. Das ist überschaubar. Jeder kann sein eigenes Tempo gehen oder auch nur ein Stück hinaufmarschieren. Die Wanderung inklusive Kraterrundweg dauert etwa eineinhalb Stunden. Ich habe wohl zu viel Zeit mit Fotografieren und Filmen verbracht und kürze die Wanderung ab, um den Moment weiter zu inhalieren und leider auch den Schwefelgeruch.

Aufstieg zum aktiven Vulcano

Die Insel wird an zahlreichen Stellen überwacht, um einen Ausbruch rechtzeitig vorhersagen und die Insel evakuieren zu können. "Hier zu leben ist einfach unvorstellbar", murmle ich vor mich hin. "Die Menschen wohnen hier gerne", erzählt Grazia. "Sie sind stolz darauf und dankbar. Dankbar für den fruchtbaren Boden und das fischreiche Meer." Angst haben sie keine. Ihre Vorfahren haben hier ja auch schon gelebt. "Und dank des täglichen Fährverkehrs sind die Bewohner heute nicht mehr ganz von der restlichen Welt abgeschottet", betont die Reiseleiterin. Sie lacht und erzählt von den neuesten Errungenschaften der Einheimischen. "Sie sind immer auf dem neuesten Stand und zeigen mir oft, was sie sich nicht im Internet alles bestellt haben." Heute geht es den Bewohnern eben viel besser. Dank der Touristen sind sie nicht mehr auf die Landwirtschaft angewiesen. Im Winter, wenn viele Restaurants und Bars schließen und kaum Urlauber anreisen, beginnen die Insulaner die Welt zu entdecken. "Sie machen gern Kreuzfahrten – so richtig weit weg", erzählt Grazia.

Lipari – die größte der Äolischen Inseln

Lipari – Drehscheibe des Inselverkehrs

Die Hauptinsel der Äolischen bzw. Liparischen Inseln ist Lipari. Von ihr aus gibt es stündlich eine Verbindung nach Sizilien. Doch Lipari ist nicht nur Ausgangspunkt für die Tagestouren. Auf der Insel kann man auch die Seele baumeln lassen, gut essen, bummeln, wandern oder im Meer baden. An manchen Stellen überrascht die Vulkaninsel mit Südsee-Feeling aufgrund der weißen Bimssteinablagerungen. Bis 2008 wurde der Stein noch abgebaut, den sogar einige Firmen für ihre stonewashed Jeans verwendet haben. Die Fabriken stehen jetzt leer, da die gesamte Inselgruppe nun zum UNESCO-Weltnatur und -kulturerbe zählt.

Fahrt zum Stromboli

Stromboli – Leuchtturm des Mittelmeers

Bereits die Überfahrt mit dem Ausflugsboot zum einsamen Vulkankegel ist ein Erlebnis: Der Stromboli ist der einzige Feuerberg in Europa, der alle zehn bis 20 Minuten ausbricht. Im Grunde sehen wir nur die Spitze eines gigantischen Unterwasservulkans. Unter den Seefahrern ist er auch als Leuchtturm des Mittelmeers bekannt. "500 Menschen leben auf der Vulkaninsel ohne Furcht", erzählt unsere Reiseleiterin. "Respekt haben sie aber vor den starken Erdbeben." Wir steigen aus dem Boot. Im tiefschwarzen Vulkansand spielen Kinder, Urlauber spazieren am Strand. Die zwölfeinhalb Quadratkilometer große Insel ist sehr grün, vor allem das Schilf am Vulkan überrascht. Und was macht man auf einem dauerspuckenden Vulkan? Espresso trinken, Eis essen, einen typischen sizilianischen Snack kaufen: und zwar Arancini – ein frittierter Reisspitz mit Ragù-Füllung.

Lohnenswert ist auch ein Spaziergang den kleinen Hügel hinauf, um sich in der Nähe der Kirche San Vinzenzo das Haus von Ingrid Bergman und Regisseur Roberto Rossellini anzusehen. Weltweite Aufmerksamkeit wurde dem Vulkan in den 50er-Jahren durch ihren Film "Stromboli – terra di Dio" geschenkt.


Viel Zeit bleibt auf der Insel leider nicht. Der Höhepunkt des Tages wartet auf uns. Noch vor der Dämmerung müssen wir zurück zum Schiff, denn dann können wir am besten die Eruption sehen. Das Meer verwandelt sich in ein natürliches Amphitheater, denn einige Ausflugsboote warten bereits bei der Feuerrutsche auf das Naturspektakel. Urlauber stehen aufgeregt mit Fernglas, Spiegelreflexkamera oder gezücktem Handy an Deck des Bootes. Und da: Der Stromboli spuckt glühendes Gestein. Und wieder. "Ahhh", "ohhh" – alle jubeln. Wahnsinn. Und das passiert alle paar Minuten.

Sind wir nicht gerade eben am Fuße des Vulkans spaziert?

Tipps der Redakteurin

1. Badesachen einpacken: Auf jeder Vulkaninsel gibt es schöne Strände. Ausflugsboote halten auch in kleinen Buchten. Es gibt genügend Zeit, um ins Wasser zu springen.

2. Baden auf der Insel Vulcano: Nicht den neuesten Badeanzug einpacken. Er könnte nach dem Baden nach Schwefel riechen. Silberschmuck ablegen, da er sich schwarz verfärbt! Vorsicht vor blubbernden Stellen im Meer, sie sind heiß!

3. Vulkanbesteigung: Wanderstöcke, gutes Schuhwerk, Kopfbedeckung und Wasser mitnehmen.

4. Flexibel sein: Es kann vorkommen, dass aufgrund des Wetters spontan Abfahrtszeiten oder Ausflüge geändert werden. Die Strömungen sind hier sehr stark, der Wind kann schnell drehen – Kapitän, Besatzung und Reiseleitung richten sich stets nach dem Wetter.

5. Schlafen auf einer der Vulkaninseln: Wer nicht das Hotel wechseln möchte, kann alle Ausflüge von der größten Insel Lipari aus machen. Die Insel ist die Drehscheibe für alle Tagesausflüge. Es ist aber etwas Besonderes, auf den kleinen Vulkaninseln direkt zu nächtigen. Genügend Zeit zum Baden, Wandern, Flanieren, Shoppen und Essen zu haben. Auf Panarea zum Beispiel werden abends auf der Flaniermeile nur die Kerzen in den Laternen angezündet.

6. Drei aktive Vulkane. Wer noch ein paar Tage auf dem Festland dranhängt, kann neben dem Vulcano und dem Stromboli sogar noch einen dritten aktiven Vulkan besichtigen: den Ätna.

7. Beste Reisezeit: Ostern bis Ende Oktober. Danach kann man zwar mit Einschränkungen noch auf die Inseln kommen, aber die meisten Unterkünfte haben bereits geschlossen. Die beste Reisezeit ist Mai, Juni, September und Oktober. Im Juli und August ist es extrem heiß, außerdem ist sehr viel los.

Möchtest du Italien verstehen, musst du nach Sizilien reisen, denn dort ist die Seele Italiens.

Johann Wolfgang von Goethe, „Italienische Reise“.

Information & Buchung

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Mehr Infos unter der Hotline Tel. 01 711 99 34000 und in den Filialen von ÖAMTC Reisen.

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