Über die Feenpaläste
Die bizarre Landschaft Kappadokiens betrachtet man am besten von oben. Ganz anders Istanbul: In die Metropole am Bosporus muss man tief eintauchen.
Früh aufstehen, muss das sein? Ja, das muss sein, denn die beste Zeit für eine Fahrt im Heißluftballon ist der frühe Morgen. Noch vor Sonnenaufgang geht’s hinaus in die dunkle Landschaft außerhalb von Göreme. Die Männer von "Deluxe-Balloons" blasen erst kalte, dann mit meterlangen Feuerstößen heiße Luft in die zunächst schlaff im Gras liegende Hülle.
Allmählich nimmt der Ballon Form an und richtet sich auf. Es wird heller, rundum schälen sich immer mehr geschäftige Ballonteams aus der Dämmerung. Noch schläfrig oder aufgeregt klettern die Passagiere in die großen Gondeln; in unserer haben 20 Fahrgäste Platz. Als wir dann emporschweben, tun dasselbe mehr als hundert andere Ballons rund um uns: eine Armada an bunten Glühbirnen, die am Morgenhimmel hängen. Von Zeit zu Zeit zischt es laut, wenn eines der Teams den Brenner zündet.
Die Aussicht ist atemberaubend, die Fahrt ein Erlebnis. Höhenangst? Keine Spur. Immer klarer sind die weichen Konturen der seltsam geformten Schluchten unter uns zu sehen. Und dann tauchen wir in eine von ihnen ab, gleiten nur noch wenige Meter über dem Erdboden dahin und umrunden Bergformationen, sogenannte "Feenkamine", ehe es wieder nach oben geht, bis zu 800 Meter hoch.
Die Besonderheit der Landschaft Kappadokiens ist ihre vulkanische Entstehungsgeschichte – "jeder Hügel ein Vulkan", sagt unser tadellos Deutsch sprechender Reiseleiter Ali. Der Fels ist weiches Tuffgestein, die Hügellandschaft in Millionen Jahren von Wind und Wasser sanft geformt. Leicht zu bearbeiten und daher gut geeignet, ausgehöhlt zu werden – und so kratzten Menschen mehrstöckige "Häuser" in Berge und ganze unterirdische "Städte" ins Erdreich und wohnten darin, was besonders in kriegerischen Zeiten praktisch war: Die Burgen, Kirchen und Wohnungen im Fels waren ausgezeichnet gegen Angreifer zu verteidigen.
Leben in den Tuffsteinhöhlen
Wir besuchen Ismail Amca und seine Frau Emine in ihrem "Feenhaus" in Uçhisar. Eine gemütliche Wohnung auf mehreren Ebenen haben sie. Ismail ist darin geboren, seine Familie wohnt seit vier Generationen hier. Viele solcher Bergsiedlungen wurden in den 1950er-Jahren evakuiert, zu groß war mancherorts die Einsturzgefahr. Einige der Tuffstein-Strukturen dienen jetzt als touristische Sehenswürdigkeit, sie können als Freilichtmuseen besucht werden. Doch nichts geht über den freundlichen Empfang der Amcas, die uns Tee, türkischen Kaffee und Kekse servieren.
Beklemmend hingegen ein Ausflug in die weitverzweigte unterirdische Stadt in Özkonak. Während an einigen Orten Felstürme ausgehöhlt wurden, gruben hier die Menschen tief in die Erde hinab, um Zufluchts- und Wohnstätten zu schaffen. Sogar ihr Vieh brachten sie in unterirdischen Ställen in Sicherheit. Je weiter wir in das Labyrinth vordringen, umso enger und niedriger werden die Gänge, umso sicherer war man dort aber auch vor plündernden Kriegshorden.
Wir können uns kaum sattsehen an den vielfältigen steinernen Strukturen in Kappadokiens Landschaft. Eine sieht aus einem bestimmten Blickwinkel aus wie ein Kamel. Andere wie vierzig Meter hohe Spargel, die senkrecht in der Gegend stehen: Das "Tal der Liebe", kichert Ali, weil die Felssäulen viele Betrachter nicht nur an Frühlingsgemüse erinnern. Oder die "Drei Grazien", drei Felsnadeln nebeneinander, die nach jahrhundertelanger Erosion jeweils einen Stein auf der Spitze zu balancieren scheinen.
Die Städte der Gegend bilden ein architektonisches Nebeneinander von Steinhäusern und Berghöhlen, etwa Ortahisar mit seinem charakteristischen Burgfelsen.
Metropole am Bosporus
Istanbul ist natürlich ganz anders. Lebendig, laut, quirlig, viel Verkehr, viele Menschen, viele Kaffeehäuser und Restaurants, viele Geschäfte und Märkte. 16 Millionen Einwohner, 28.000 Taxis und Hunderttausende Mopeds, Motorräder, Autos und Lastwagen. Die Hagia Sophia muss man natürlich gesehen haben, auch die gegenüber stehende, über tausend Jahre jüngere "Blaue Moschee", die offiziell Sultan-Ahmet-Moschee heißt. Gleich daneben besuchen wir die eindrucksvolle Yerebatan-Zisterne: ein riesiger unterirdischer Raum, der vor Jahrhunderten die Stadt mit Trinkwasser versorgte. Auf Metallstegen wandern wir zwischen 336 Säulen umher und staunen über eine ausgeklügelte Licht- und Musik-Choreografie. Im Sommer ein heißer Tipp für eine willkommene Abkühlung.
In den Stadtbezirken Balat und Fener flanieren wir zwischen bunten Fassaden, kommen an Straßencafés und kleinen Geschäften vorbei. Kein Istanbul-Aufenthalt aber ohne Besuch eines Basars. Den größten lassen wir aus und gehen stattdessen auf den ebenso schönen wie überschaubaren Ägyptischen (oder auch Gewürz-)Basar. Viele Händler haben kunstvolle Hügel in Pyramidenform aus pulverisiertem Kreuzkümmel, Safran, Zimt, Paprika, Thymian, Kurkuma, Sesam und verschiedenen Pfeffersorten errichtet, eine einzige Farbenpracht. An weiteren Ständen werden Süßigkeiten, Lederwaren, Tee oder diverser Ramsch angeboten, der unter den Begriff Souvenirs fällt. Am Eingang zum Gewürzbasar führt eine unscheinbare, gar nicht leicht zu findende Tür zu einer Stiege, auf der wir zum Café Pandeli hinaufsteigen – ein stiller Rückzugsort über dem geschäftigen Trubel der Händler und Kunden. In dem 1901 gegründeten Lokal waren auch schon Queen Elizabeth oder Audrey Hepburn zu Gast.
Übrigens: Die vielfältige türkische Küche allein ist schon die Reise wert. Steinbutt und Schwertfisch probierten wir in Istanbul, Testi Kebap in Kappadokien – das ist ein traditioneller Fleisch-Eintopf, der im offenen Feuer in einem Tongefäß an den Tisch gebracht wird, der Boden des Topfs wird abgeschlagen und der Inhalt brennheiß serviert. Ein paar Minuten abkühlen lassen, mit Reis und Gemüse ein Genuss. Vor dem Hauptgang werden Meze auf den Tisch gestellt, Dutzende Schälchen mit unterschiedlichen Vorspeisen, aus denen sich alle bedienen. Besser geht’s nicht.
Meine Tipps für Istanbul und Kappadokien
Ballonfahrt buchen. Höhenangst ist zwar hinderlich, doch wer sie überwindet, wird mit einem unvergesslichen Erlebnis belohnt. Frühmorgens über die Landschaft Kappadokiens zu schweben, ist ein unvergesslicher Eindruck.
Die Spur des Wikingers. Die eingekratzte Inschrift "Halvdan" auf einer steinernen Balkonbrüstung in der Hagia Sophia stammt wahrscheinlich von einem nordischen Leibwächter aus dem 9. Jahrhundert.
Türkischer Kaffee. Beim Bestellen wird immer gefragt: Mit oder ohne Zucker? Denn gesüßt wird vor dem Servieren. Die kleine Tasse bis zum Grund austrinken sollte nur, wer den körnigen Kaffeesud mag.
Das Café Pandeli oberhalb des Ägyptischen Basars in Istanbul ist einen Besuch wert.
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