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Blick vom Mont Orgueil Castle auf Küste und Hafen, aus dem sich das Wasser bei Ebbe vollständig zurückzieht.

© Cornelia Buczolich-Griess

Blick vom Mont Orgueil Castle auf Küste und Hafen, aus dem sich das Wasser bei Ebbe vollständig zurückzieht.

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Oktober 2024

Im Rhythmus der Gezeiten

Die Kanalinseln verbinden britischen Lifestyle und französisches Flair. Zum Glück ist Jersey nächstes Jahr mit dem Charter sogar direkt ab Wien erreichbar. 

Freitag, 16 Uhr. Wir bewundern den Leuchtturm von La Corbière im südwestlichen Teil von Jersey auf einer vorgelagerten Insel. Insel? So steht es zumindest im Reiseführer. Ich sehe aber einen gut befahrbaren Weg direkt zum Turm. Sogar Radfahrer kommen mir entgegen, denn hier verläuft eine Wander- und Radstrecke entlang des "Railway Walks" von St. Aubin bis nach La Corbière. Vor uns ragen die roten Granitfelsen aus dem Meer. Das Wasser ist ruhig – noch. Wir marschieren los – neben uns leuchten die hohen Blütenkerzen der Fackellilien aus dem Buschwerk. Es geht vorbei an einem Bunker, der an die Besetzung durch die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg erinnert. Der Boden ist übersät mit winzig kleinen Schnecken. Ich möchte sie nicht zertreten. Auch an den Felsen haften sie wie ein weißes Ornament. Die Flut hat Seegras auf den Weg gespült.

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Der Weg zum Leuchtturm führt vorbei an den Fackellilien.
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Nur bei Ebbe erreicht man den Leuchtturm von La Corbière.
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Die kleinen Schnecken am Weg wurden von der Flut angeschwemmt.

Der Leuchtturm ging 1874 in Betrieb und war seinerzeit der erste der Welt, der aus Beton erbaut wurde. Seit 1976 ist er unbesetzt und arbeitet automatisch. Heute ist er ein Wahrzeichen von Jersey. Nachdem wir uns auf einer Bank ausgeruht und die Stimmung in uns aufgenommen haben, gehen wir zurück. Die Granitfelsen verschwinden schon teilweise im Meer. Wir haben noch Zeit und können gemütlich gehen. Doch die Flut kommt rasch. Das Meer brandet spektakulär gegen die Felsen. Und plötzlich ist der Leuchtturm doch auf einer kleinen Insel zu sehen. Nun zeigt sich ein gänzlich anderes Bild.

Spuren der frühen Geschichte Jerseys

Mit rund zwölf Metern Höhenunterschied zwischen Ebbe und Flut zählt der Tidenhub zu einem der größten der Welt. Bei Ebbe verdoppelt sich sogar die Insel-Fläche. Oder halbiert sie sich vielmehr bei Flut? Jersey ist nämlich nur so groß wie Graz. Eine kleine Insel mit besonders viel Charakter. So viel Geschichte. Und so viel zu sehen.

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Watt-Spaziergang bei Ebbe zum Mont Orgueil Castle.
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Die Burg wurde zwischen 1204 und 1450 erbaut.
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Wunderschön beleuchtete Fassaden spiegeln sich abends im Wasser.

An der Küste entlang befinden sich viele Burgen, etwa im schönen Küstenort Gorey. Das Mont Orgueil Castle macht ihn zu einem der touristischsten Orte Jerseys. Bei Ebbe "entleert" sich der Hafen und die Fischer-, Austern- und Segelboote stehen verlassen im Sand. Der Hafen hatte immer schon eine große Bedeutung, auch weil er die kürzeste Verbindung zur französischen Küste darstellt. An klaren Tagen kann man von der Burg nach Frankreich winken. Vier Jahrzehnte lang befand sich das Zentrum der Macht in der Festung aus dem 13. Jahrhundert, sie ist die älteste der Insel. Bis sie durch die Erfindung des Schießpulvers ihre strategische Position verlor. Danach gewann das Elizabeth Castle aus dem 16. Jahrhundert an Bedeutung. Die mächtige Burg thront exponiert auf einer kleinen Felseninsel im Süden der Inselhauptstadt Saint Helier. Sie diente mehr als 400 Jahre der Verteidigung und bietet heute einen Einblick in Jerseys Vergangenheit von 550 v. Chr. bis zum Zweiten Weltkrieg. Auch zu ihr kann man bei Ebbe über einen Dammweg spazieren. Dabei gilt es, gut auf die Gezeiten-Tafel am Ufer zu achten! Hier steht, wann man zu Fuß gehen darf. Als wir ankommen, umspült das Meer die Burg. Wir nehmen das Amphibienfahrzeug. Los geht's.

Unterwegs auf der größten Insel im Ärmelkanal

Die kleine Insel Jersey ist Eigentum der englischen Krone und politisch als Bailiwick (Vogtei) of Jersey eigenständig. Es herrscht Linksverkehr! Als wäre das nicht Herausforderung genug, haben auf einigen Straßen, den sogenannten Green Lanes, die Fußgänger, Pferde und Fahrradfahrer Vorrang. Hier gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 15 Meilen pro Stunde, das sind etwa 24 km/h. Diese Straßen sind mit Schildern gekennzeichnet, man erkennt sie aber auch, wenn die Einheimischen nebeneinander spazieren und dem herannahenden ­Auto kaum Beachtung schenken. Die Mietautos auf Jersey sind mit einem "H" gekennzeichnet. Das steht für ­"hire", die Einheimischen sagen scherzhaft "horror" dazu.

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1 Bei Ebbe kommen die Boote im kleinen Hafenbecken von Saint Aubin langsam auf dem Trockenen zum Liegen.  © Cornelia Buczolich-Griess

2 Auf Jersey fährt man links. Besonders schön sind die Straßen, die durch die Baumalleen führen und wie ein Tunnel aussehen.  © Cornelia Buczolich-Griess

3 Auf den Green Lanes haben Fußgänger und Radfahrer Vorrang. Autos müssen sich an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten: 15 Meilen pro Stunde, das sind etwa 24 km/h. © Cornelia Buczolich-Griess

Wo sich Austern wohlfühlen

Man merkt der Insel den französischen Einfluss vergangener Jahrhunderte an. Nicht nur die Straßennamen sind französisch, auch die Küche orientiert sich an Frankreichs Haute Cuisine. Wer Austern mag, sollte sie unbedingt auf Jersey probieren. Die Bedingungen, unter denen die Muscheln aufwachsen, sind optimal. Durch die Nähe zu Frankreich, das Festland ist nur 25 Kilometer entfernt, sind die Austernbänke vor großen Wellen geschützt. Der Tidenhub sorgt für stetig frisches Wasser. Meeresfrüchte und Fische sollte man sich hier generell nicht entgehen lassen.

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Redakteurin Conny war von den frischen Austern begeistert.

Wer Austern mag, sollte sie unbedingt auf Jersey probieren. Die Bedingungen, unter denen die Muscheln aufwachsen, sind optimal. Durch die Nähe zu Frankreich, das Festland ist nur 25 Kilometer entfernt, sind die Austernbänke vor großen Wellen geschützt. Der Tidenhub sorgt für stetig frisches Wasser. Meeresfrüchte und Fische sollte man sich hier generell nicht entgehen lassen. Auf der Insel finden sich viele kleine Kioske voll mit fangfrischen Delikatessen, die zum Gustieren einladen. So auch vor dem La Rocque Tower. Schon von Weitem leuchten uns lange rote Beine entgegen: Japanische Riesenkrabben! Ein Stück der imposanten Tiere kostet 8 Pfund (9,60 Euro). Wer sie bereits ausgelöst möchte, bezahlt 12,50 Pfund.

Zeit zu verkosten haben wir nicht. Wir wollen noch ­eine Wanderung unternehmen, bevor die Flut das Watt mit Wasser füllt. Die Gezeiten bestimmen den Rhythmus – und unseren Tag.

10 Tipps der Redakteurin:

1. Telefonieren: Vorsicht vor Roaminggebühren! Die EU-Roaming-Verordnung gilt nicht für Jersey. Vor der Reise am besten beim Netzbetreiber Informationen über Auslandsdatenpakete einholen. Besser die mobilen Daten ausschalten und nur WLAN benutzen.

2. Steuerparadies: Jersey erhebt nur 5 % auf Produkte und Dienstleistungen. Ab einem Einkaufswert von 300 Pfund kann man die MwSt. zurückerstatten lassen – nur in registrierten Geschäften.

3. Jersey Pfund: Die Insulaner haben ihre eigene Währung, darauf sind sie stolz. Es gibt sogar eine 1-Pfund-Note. Das Britische Pfund, wird ebenfalls akzeptiert. Mit Kreditkarte kann man so gut wie überall bezahlen.

4. Gutes Schuhwerk einpacken: Einige Wege zu Beobachtungstürmen oder Burgen können bei Ebbe noch nass oder gar rutschig von der Flut sein. Unbedingt die Gezeiten checken (beim Hotel oder via App "My Tide Times – Tables & Chart" oder sich einen Guide via Jersey Walk Adventure buchen. Sogar Einheimische müssen manchmal von der Küstenwache gerettet werden, denn die Flut kommt oft rascher, als man denkt.

5. Die Jersey War Tunnels an einem regnerischen Tag besuchen: Das Tunnelsystem (siehe Bildergalerie) ist einen Kilometer lang und zeigt u.a. das unterirdische Krankenhaus und die bedrückende Zeit während des Zweiten Weltkrieges. Warm anziehen – es ist drinnen eiskalt.

6. Ausflugstipp La Hougue Bie: Das Ganggrab zählt zu einem der zehn ältesten Bauwerke der Welt. Teil des Museums ist auch ein Bunker, ein Langhaus und der Hortfund der aus 70.000 keltischen Münzen besteht. Hier erlebt man einen Teil der Geschichte Jerseys hautnah (siehe Bildergalerie weiter unten).

7. The Jersey Battle of Flowers: Das größte Sommer-Event auf Jersey! Der Karneval findet jährlich am zweiten Freitag und Samstag im August statt. Viele Engländer reisen extra an, um die Blumenwagen-Parade zu sehen. Wer das nicht sehen möchte, sollte ein anderes Wochenende wählen, denn die Straßen sind teilweise gesperrt und es ist viel los. Nächstes Jahr findet das Event von 8. bis 10. August statt.

The Jersey Battle of Flowers

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Die Parade ist das Highlight der Jersey Battle of Flowers.
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Aufwendig sind die Wagen geschmückt und die Tänze einstudiert. 
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Früher wurden ausschließlich echte Blumen verwendet, heute ist es ein Mix.

8. Tagestrip zu den Nachbarinseln: Zu den anderen Kanalinseln betragen die (Luftlinien-)Entfernungen 28 Kilometer nach Guernsey, 20 Kilometer nach Sark und 50 Kilometer nach Alderney.

9. Flug-Anreise: Jersey erreicht man via London. 2025 gibt es eine Charter-Nonstop-Verbindung mit Blue Islands, der lokalen Fluglinie von Jersey, ab Wien (siehe ÖAMTC-Angebot).

10. Mietauto: Vorsicht Linksverkehr und sehr enge Straßen, besser einen Kleinwagen mieten. Der EU-Führerschein ist gültig.

Information & Buchung

Klicken Sie hier zum aktuellen Kanalinsel-Angebot von ÖAMTC Reisen (Link-Gültigkeit endet mit der Verfügbarkeit des Reiseangebots).

Mehr Infos unter der Hotline Tel. 01 711 99 34000 und in den Filialen von ÖAMTC Reisen.

ÖAMTC-Länderinformationen: Großbritannien.

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