Mit der Dunkelheit mehren sich knackende Geräusche. Gänsehaut! Bin ich denn völlig übergeschnappt? Was treibt mich, dass ich, querschnittgelähmt, im Rollstuhl nach Afrika reise und, damit nicht genug, auch noch zwei Nächte im Zelt übernachte? Teco, unser Guide, hier im Okavango-Delta aufgewachsen, scheint meine Zweifel zu spüren: “Don’t worry! Was immer heute Nacht im Lager passiert: Bleib ruhig, bleib im Zelt, da bist du sicher. Leuchte ja nicht mit der Lampe hinaus, genieße es – oder schlaf einfach weiter.“
In Botswana habe ich den gelähmten Körper unter mir vergessen und nur den Moment genossen.
Samuel Koch, querschnittgelähmter Schauspieler
Schlafen? Wie denn? Ich fahre hoch. Ein Schleifen oben auf dem Zeltdach, dann hinter mir, jetzt links auf Höhe des Ohrs. Schnaufen, Knarren, Knacken. Was ist das? Durch das Moskitonetz erkenne ich schemenhaft: Ein Elefantenbulle beschnuppert tapsig mit dem Rüssel mein Zelt, bricht Äste vom Baum daneben ab, zermalmt sie genüsslich. Mit kehligem Knarren scheint er zu kommunizieren, denn von weitem kommt Antwort. Ich spüre das Adrenalin, wage kaum zu atmen. Nach einer gefühlten Halben Stunde trollt sich der Dickhäuter, nicht ohne einen Haufen elefantöser Kotkugeln zu hinterlassen – Afrika unplugged. Mit pochendem Herzen, aber breitem Grinsen schlafe ich ein – glücklich.
Glücklich, weil intensive Naturerlebnisse seit meiner Querschnittlähmung rar geworden sind. Afrika im Rollstuhl hielt ich für nicht machbar. Bis mir Heike begegnete: In Südafrika aufgewachsen, leitet sie in Deutschland das Afrika-Reisebüro Elangeni. Ich bin wie elektrisiert, als sie mir von ihrem gemeinsamen Botswana-Trip mit Samuel Koch erzählt. Samuel, der junge Sportler, der bei “Wetten dass…“ so schwer verunglückt und seither vom Hals abwärts gelähmt ist. “Wenn er das kann, dann...“, schießt es mir durch den Kopf. Und wenn ich das kann, dann...
“Jeder kann das, wenn er will!“, lächelt Heike. Sie erzählt von Mike Hill, dem Partner vor Ort in Botswanas Safari-Geschäft. Erzählt, dass Mike vor langer Zeit einen Rollstuhlfahrer, der mit ihm ins Okavango-Delta wollte, im Hotel zurücklassen musste. Ein Schlüsselerlebnis, das seine Welt massiv verändern sollte.
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