Hakuna Matata
… ist ein afrikanischer Spruch und bedeutet auch: Alles wird gut!
Eine Safari durch Kenia liefert den Beweis.
Es ist kurz vor sechs Uhr morgens. Die Sonne bahnt sich gerade ihren Weg über den Horizont. Die Luft riecht nach Erde. Kleine Büsche rascheln im Wind. Noch ist es frisch. Hemd, Hose, Jacke und Kappe sind ein Muss. In den endlosen Weiten der kenianischen Savanne, wo die Sonne das Land in ein goldenes Licht taucht und die Stille nur vom gelegentlichen Ruf der Wildtiere unterbrochen wird, starten wir unser Abenteuer. Es wird die Reise unseres Lebens – eine Safari, die uns tief in das Herz Afrikas führen wird. Doch zunächst geht es nach Nairobi.
Nicht nur einmal musste ich mir vor unserem Afrika-Trip anhören: „Was, ihr fahrt im Juli nach Afrika? Da muss es ja wahnsinnig heiß sein!“ Irrtum. Gerade in den europäischen Sommermonaten Juli und August ist das Klima in Kenia herrlich trocken. Selbst um die Mittagszeit klettert die Temperatur nie über die 30-Grad-Marke. Und in der Nacht sinkt das Thermometer auf angenehme 15 Grad oder sogar weniger.
In die rote Welt eintauchen
Bei Ankunft in der Hauptstadt Nairobi werden wir von unserem Fahrer Chris bereits erwartet. Er führt uns in den kommenden Tagen durch die Nationalparks. Unsere Safari wird im Tsavo-West-Nationalpark beginnen, einem verborgenen Juwel mit einer Vulkanlandschaft, die vor Millionen von Jahren geformt wurde. Doch bevor es dorthin geht, ist aufgrund der langen Anreise von Nairobi ein Zwischenstopp in der Hunters Lodge notwendig.
Die abgeschiedene Lage auf einem vier Hektar großen Grundstück bietet Ruhe und Entspannung – und sorgt für die nötige Erholung nach der langen Anreise. Einen ersten Eindruck, was uns in den kommenden Tagen erwarten wird, bekommen wir bereits hier in Form von unzähligen kleinen Affen, die den Park der Lodge für sich beanspruchen. Füttern oder angreifen sollte man die neugierigen und verspielten, aber durchaus bissigen Affen besser nicht.
Nächster Morgen. Wir brechen früh auf und passieren das Tor in den Nationalpark Tsavo West. Schon nach wenigen Kilometern werden wir mit einer ersten Sichtung der legendären und ebenso imposanten „roten Elefanten“ Tsavos belohnt, die ihre bemerkenswert rötliche Farbe von dem vulkanischen Staub, in dem sie sich wälzen, erhalten. Doch es geht nicht nur um Elefanten. Gazellen, Zebras und Giraffen bevölkern die Savanne, und überall gibt es Anzeichen für das Vorhandensein von Raubtieren. Die Elefanten sind übrigens die Ikonen des Parks, großartig in ihrer staubigen Hülle wandern sie stolz durch die endlosen Ebenen.
Nach einer ebenso staubigen Fahrt erreichen wir die Mzima Springs, eine kristallklare Wasserquelle, die in dieser trockenen Landschaft für erstaunlich reichliches Leben sorgt. Ein Spaziergang entlang des Ufers offenbart Krokodile, sonnend in der Mittagshitze, und Flusspferde, die im Wasser gähnen. Das Highlight des Quellsees ist ein Blick durch das Fenster eines Unterwasser-Beobachtungstanks. Dieser bietet eine außergewöhnliche Perspektive auf die Unterwasserwelt. Begleitet werden wir bei dieser kurzen Wanderung übrigens von einem bewaffneten Ranger, der für plötzliche Wildtierangriffe gerüstet ist.
Landschaften wie auf einem anderen Planeten
Die rauen, schroffen Schönheiten des Shetani Lavaflusses stehen auf dem Programm. Rote Erde zeugt von einem Zeitalter der Vulkanaktivität, die sowohl Faszination als auch Respekt hervorruft. Während wir diese mondähnliche Szenerie erkunden, erfahren wir von unserem Guide, dass „Shetani“ auf Suaheli „Teufel“ bedeutet – ein passender Name für diese unwirklich erscheinenden Formationen.
Wir fahren mit unserem Geländewagen weiter durch die herrliche Landschaftskulisse. Immer wieder kreuzen Herden von Zebras unseren Pfad, ständig entdecken wir im Dickicht der Bäume und Sträucher unterschiedlichste Arten von Gazellen und Antilopen. Besonders ins Herz geschlossen haben wir die Giraffen. Ihr neugierig-treuherziger Blick und die großen Lippen beim Kauen von Knospen oder Blättern hoch oben in den Baumkronen sorgen nicht nur für herrliche Fotomotive, sondern auch für jede Menge Sympathiepunkte. Jede Giraffe hat ein einzigartiges Netz-Fellmuster, es ist so individuell wie der Fingerabdruck jedes Menschen. Tsavo West ist übrigens auch ein Paradies für Vogelbeobachter. Bei über 500 Vogelarten besteht die realistische Chance, auch einigen seltenen Vögeln zu begegnen – von den Webervögeln bis zum afrikanischen Seeadler.
Sehr empfehlenswert ist die herrlich in der Landschaft gelegene Kilaguni Safari Lodge. Sie bietet nicht nur komfortable Unterkünfte und eine hervorragende Küche, vielmehr gibt es auch die Möglichkeit, Wildtiere aus nächster Nähe beim Frühstück oder Abendessen zu beobachten.
Unser letzter Morgen in Tsavo bricht an, und während der Sonnenaufgang den Himmel in ein Glutmeer verwandelt, reflektieren wir über die Schönheit und die Herausforderungen dieses Landes. Tsavo West hat uns definitiv eine reichhaltige Palette von Erinnerungen geschenkt.
Die Tierwelt Kenias
Amboseli – Königreich der Giganten
Wieder brechen wir früh am Morgen auf. Amboseli, der zweite Nationalpark unserer Safari, der vor allem für seine Elefantenherden und seinen spektakulären Blick auf den Kilimandscharo bekannt ist, wird unser nächstes Ziel. Die Anwesenheit des höchsten Gipfels Afrikas gibt dem Ort eine mystische Aura. Zeitig in der Früh ist die beste Zeit für eine Pirschfahrt, und die Amboseli-Ebene enttäuscht nicht.
Wir beobachten riesige Elefantenfamilien, die sich im kühlen Wasser der Sümpfe erfrischen. Eine andere Herde wandert extrem knapp an unserem Safari-Jeep vorbei, ganz einfach könnte man sie berühren. 500 Meter weiter traben riesige Zebra- und Gnu-Herden an uns vorbei. Und im Dickicht der Graslandschaft erspähen wir zuerst die Ohren, kurz darauf den Kopf eines Löwen.
Mein Fazit: Während der Safari durch die Nationalparks Tsavo West und Amboseli offenbart Kenia seine wilde, unberührte Schönheit. Es ist eine Reise, die nicht nur die Einstellung zur Natur verändert, sondern auch die Bedeutung des Erhalts dieser kostbaren Gebiete ins Zentrum des Bewusstseins rückt. Wer hier einmal die Luft geatmet hat, versteht, was es heißt, Afrika mit allen Sinnen zu erleben.
Wehmütig nehmen wir Abschied von der Wildnis. Zum Abschluss unserer Reise relaxen wir aber noch ein paar Tage am Meer. Baden an einem der vielen Strände rund um Mombasa steht an. Allerdings: Schwimmen im aufgepeitschten und stark Gezeiten-abhängigen Indischen Ozean ist nicht ideal, dafür entschädigt aber das Schnorcheln weiter draußen am Riff. Doch zum Verarbeiten der unzähligen Safari-Erlebnisse eignet sich der Hotel-Pool ohnedies am besten.
Meine Tipps
1. Richtige Reisezeit wählen: Die Trockenzeiten Kenias (Juni bis Oktober und Dezember bis März) sind am besten für Wildbeobachtungen geeignet.
2. Packliste: Erdfarbene, leichte und atmungsaktive Kleidung, die sich im Zwiebellook tragen lässt, einpacken. In der Nacht und in der Früh wird’s kalt.
3. Frühe Pirschfahrten: Nutzen Sie unbedingt die frühen Morgenstunden für Safaris, da zahlreiche Tiere in den kühleren Morgenstunden aktiver sind und sich leichter beobachten lassen.
4. Nationalpark Tsavo West: Die Kombination aus Natur, Tiervielfalt und geologischen Entdeckungen ist fantastisch.
5. Fotoausrüstung: Teleobjektive, genügend Speicherkarten, Fernglas, Staubschutz für Geräte.