Koch Mallorca_CMS.jpg Montage: Andereas Kaleta. Fotos: Kurt Zeillinger, Frank Heuer.
© Montage: Andereas Kaleta. Fotos: Kurt Zeillinger, Frank Heuer.
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September 2023

Simon Petutschnig: Mein Palma

Der Spitzenkoch aus Kärnten ist Chef in zwei Top-Restaurants in Mallorcas Hauptstadt, die immer mehr "Foodies" anlockt. Hier zeigt er uns sein ganz persönliches Palma.

Mallorca ist mehr als nur Baden, Party, Ballermann. Bester Beweis: ein Morgen in der Olivar-Markthalle.

Eine Augenweide aus 56 Ständen mit überquellendem Angebot an Obst und Gemüse, Fisch- und Meeresfrüchten, Fleisch und Geflügel, Käse – und vor allem Schinken. Der Pata Negra von Eichel-gefütterten Iberico-Schweinen – erkennbar am schwarzen Etikett – zergeht auf der Zunge. Perfekt zum Genuss in einer der Tapas-Bars hier.

Simon Petutschnig schlendert gerne durch die Hallen, wenn noch wenige Menschen unterwegs sind: "Der beste Platz, um mich von den Produkten der Saison inspirieren zu lassen, um sie für neue Gerichte in meinen Restaurants einzusetzen."

Das einschneidende Erlebnis, was Märkte speziell in Spanien bieten, hatte er vor 20 Jahren: "Es war in Barcelona, da hat es in der Markthalle auf der Rambla 'Klick' gemacht."

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Täglich alle Zutaten für die beiden Restaurants, in denen der aus dem Görschitztal stammende Kärntner tätig ist, hier einzukaufen, wäre völlig unmöglich: Die Mengen für die insgesamt rund 200 (meist bereits ausgebuchten) Sitzplätze wären einfach zu groß. Aber das Angebot hier ist für Simon ein perfekter Indikator dafür, was gerade frisch zu haben ist.

Auf dem Weg von der Markthalle durch die engen Gassen zu dem ebenfalls in der Altstadt gelegenen Restaurant Fera kommt Simon an den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Palmas vorbei.

Und jetzt ins Fera!

"Mallorca – das war für mich Liebe auf den ersten Blick", erzählt Simon Petutschnig. 15 Jahre lang lebte der Kärntner in Barcelona, war einer der Köche in einem mit drei Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurant, als er von dessen Besitzer, der gerade in Palma ein Restaurant eröffnete, das Angebot erhielt, als Küchenchef dorthin zu wechseln. Er hat es nicht bereut. Jetzt ist er schon seit fünf Jahren im Fera tätig und dirigiert dabei 12 Köche und 13 Menschen im Service, die mittags und abends maximal je 47 Gäste betreuen.

Das hinter dicken Mauern in einem Altstadtpalast verborgene Restaurant steht für Fine Dining mit perfektionistisch arrangierten, Instagram-tauglichen Geschmacksexplosionen. Simon bringt hier die mallorquinische mit der asiatischen – genauer gesagt japanischen – Küche zusammen. Die japanischen Einflüsse zeigen sich vor allem durch den Einsatz verschiedener Techniken.

"Ins Fera geht man nicht zum Sattessen," sagt Simon, "einzigartig soll es sein, überraschend, ein Erlebnis." Ein Rundgang durchs Lokal und ein Blick auf ein paar seiner Kreationen sollen zeigen, wohin seine Reise geht. Die Preise? À la Carte wird nur mittags angeboten, Menüs kosten zwische 70 und 145 Euro (das große Chefmenü).

"Nichts gegen die Altstadt…"

"Nichts gegen die Altstadt, aber mein liebster Stadtteil in Palma liegt etwas westlich davon", sagt Simon. Er liebt den Stadtteil Santa Catalina, ein zum leben­digen Kult-Viertel avanciertes früheres Fischerdorf.

Von der Kathedrale bis zu den Windmühlen von Santa Cat, wie die Mallorquiner das coole Viertel nennen, sind es nur zehn Minuten Fußweg. "Ich gehe hier gerne durch die alten Straßen mit ihren vielen bunten Häusern, werfe einen Blick in angesagte Cafés, Restaurants und Geschäfte. Die ­Mischung macht’s. Ich fühle mich manchmal sogar in die Vergangenheit zurückversetzt."

Wenn Simon dienstfrei hat, kehrt er auch quasi auswärts ein. Hier sind ein paar seiner ganz persönlichen Tipps dafür für Palma und Umgebung:
- Privat ist er öfters auf der Rooftop-Terrasse des Sant Francesc Hotel Singular anzutreffen: "Ein sehr schöner und magischer Platz."
- Seine liebste Tapas-Bar ist das El Txoko de Martin Berasategui. "Hier gibt es ganz hervorragende baskische Tapas."
- Sein liebstes Strandlokal ist das eine knappe Autostunde entfernte Can Gavella im Nordosten der Insel. "Das ist einer meiner Lieblingsspots auf der Insel, man isst dort Paella direkt am Meer."

Simons Welt besteht aber längst nicht nur aus Essen und Trinken. Weil er sich für Kunst interessiert, schaut er auch gerne in der Gallery Red oder dem Aba Art Lab in Palma vorbei. Wenn er Lust auf Biken oder Fahren hat, freut er sich auf die Serpentinen hinunter zur Küste von nach Sa Calobra im Norden Mallorcas.

Simon liebt auch das Wasser: "Um die Insel anders zu erleben, bietet das Meer natürlich viele Möglichkeiten – ich verbringe gerne Zeit auf dem Jetski oder mit Frau und Freunden einen Tag beim Segeln und Schnorcheln. Auch in der Hochsaison findet man die Ruhe und kann die Insel genießen." Nur halt nicht am Ballermann.

Ein kleiner Ausflug mit Simon

Gerne zieht es Petutschnig auch aufs Land, etwa wenn er seinen Produzenten für Wein und Olivenöl besucht. Er fährt auch gern eine Dreiviertelstunde mit seiner Harley hinaus zum Gutshof Can Feliu bei Porreres.

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Unterwegs zum Landgut kommt er auch bei Ivan und Sheela Levy vorbei. Dem kosmopolitischen Paar – er ist Schweizer mit altösterreichischen Wurzeln, sie wurde in Indien geboren – gehören sowohl das Fera als auch das Yara.

Sheela, die als Interior Designerin weltweit tätig ist, zeichnete für die Einrichtung beider Restaurants verantwortlich. Das Unternehmerpaar lebt auf einer Finca nahe der urtümlichen Kleinstadt Montuïri und lässt quasi nebenbei 2.500 Oliven- und 1.200 Mandelbäume bewirtschaften, letztere auch wegen der Blüten, die für den eigenen Honig wichtig sind.

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1 Ivan und Sheela Leyy. © Frank Heuer

2 Ihre Finca. © Kurt Zeillinger

3 Hinter dem Pool liegt der Olivenhain. © Kurt Zeillinger

Nicht weit vom Anwesen der Levys entfernt liegt die Abtei von Monti Sion. Vom Parkplatz auf dem 250 Meter hohen Berg vor dem Kloster bietet sich eine weite Fernsicht. Das heutige Gebäude ist das Ergebnis späterer Umbauten, das Oratorium stammt aus dem 15. Jahrhundert.

Unten in der Ebene entsteht gerade etwas ganz Neues: Ein Beteiligungsmodell für einen neu angelegten Weingarten – auch eine Idee von Ivan Levy. Die ersten privaten Rebstöcke werden gerade eingepflanzt (rechts unten).

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Es sind nur ein paar Kilometer zum Winzer. Der Mensch, der hinter dem Gut Can Feliu und damit auch hinter den Hausweinen im Fiera und im Yara steht, ist Carlos Feliu. Seine Weine sind als einzige auf der Insel Demeter-zertifiziert, Mitten im Weingarten wartet er schon.

Und jetzt ans Meer!

Nach der kleinen Landpartie mit der Harley wechselt Simon Petutschnig in seinen Sportwagen, um zu dem neuen Lokal zu gelangen, in dem er seit Juni ebenfalls als Küchenchef tätig ist. Das Yara liegt direkt an einem Yachthafen für Reich & Schön im mallorquinischen Glamour-Hotspot Puerto Portals und beschäftigt in Küche und Service insgesamt 60 Fachkräfte, die sich um die bis zu 100 Gäste kümmern.

Puerto Portals liegt etwa 15 Kilometer vom Flughafen Palma oder zehn Taximinuten vom Zentrum Palmas entfernt.

Mallorca_Simon Petutschnig 2_CMS.jpg privat © privat

Die Küche im Yara ist einen Hauch legerer als die im Fera, sie bietet einen spannenden Mix aus mediterran und asiatisch. Zwischen den zehn Gängen des Chefmenüs (125 Euro) bleibt genug Zeit, sich etwas im mondänen Yachthafen umzuschauen, den die deutsche Unternehmerfamilie Graf 1986 ausgebaut und für 50 Jahre gepachtet hat.

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