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© Lydia Silberknoll/auto touring
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März 2024

Manchester - Industrie trifft Kultur

Musik, Fußball und Bienen: Die ehemalige Industriestadt Manchester zeigt sich facettenreich. Wir entdecken versteckte Orte, kosten wilde Kombinationen und sitzen wie die Queen. 

Zugegeben, es war keine Liebe auf den ersten Blick. Aber wie so oft im Leben muss man manchmal zweimal hinschauen. Auf Manchester trifft das zu. Der Empfang ist trist, das Wetter trüb, Nieselregen, typisch englisch halt. Doch nach diesem verhaltenen "Hello" zeigt sich die alte Stadt freundlich und sonnig. "Das ist Manchester!", lacht unser Guide Chris und ergänzt: "Außerdem sind wir für Industrie, Fußball, Essen und Musik bekannt - hier findest du einfach alles, außer einen Strand!"

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1 Einst dienten die Kanäle der Warenbeförderung und machten Manchester zum drittgrößten Hafen Englands.  © Lydia Silberknoll/auto touring

2 Graffitis sind überall in der Stadt zu finden. © Lydia Silberknoll/auto touring

3 Manchester von oben: Einen super Rundumblick über die Stadt bietet die "Cloud 23 Bar" des Hilton Hotels. © Lydia Silberknoll/auto touring

Tatsächlich sind überall Hinweise auf die "Wiege der Industrialisierung" zu sehen. Ziegelbauwerke, verzierte Fassaden und Kanäle sind Zeitzeugen einer florierenden Textilindustrie. Auch wenn die von Königin Victoria einst mit fleißigen Arbeitsbienen verglichenen Arbeiter längst Vergangenheit sind – geblieben ist die Biene als inoffizielles Wahrzeichen der Stadt. Einmal entdeckt, begleitet die "workabee" Besucher auf Schritt und Tritt.

Damals wie heute sind die echten Mancunians (oder auch "Mancs") sehr stolz auf ihre Stadt, die sich rasend weiterentwickelt und verjüngt. Und das nicht nur wegen der beiden berühmten Fußballklubs Manchester United und Manchester City, sondern auch als gefragte Universitätsstadt.

Für Fußballfans ein Muss ist ein Stadionbesuch inklusive Führung in einem der beiden Heimstadien. Wir erkunden das 2002 eröffnete Etihad Stadium, Heimat von Manchester City. Im Stadion angekommen, das übrigens angenehm mit der Tram, Station Etihad Stadium, erreicht werden kann, treffen wir auf Jay. Der Thailänder ist extra angereist, um seinem Idol Erling Haaland ganz nah zu sein.

Genug geplaudert, schon geht unsere VIP-Tour durchs Stadion los. Dabei erfahren wir Interessantes über die Geschichte des Klubs, der 1894 gegründet wurde, dürfen in die halbrunde Kabine der Spieler gehen und im Trainingsraum mit dem Ball spielen. Das Stadion bietet auch für Royal-Fans ein Zuckerl: Platz 25 im VIP-Bereich. Genau dort saß nämlich Königin Elizabeth II. bei der Eröffnung. Eine Gelegenheit, die ich mir nicht entgehen lasse: Einmal sitzen wie die Queen.

Hier spielt die Musik

Fußball und Industrie hätten wir also gecheckt, weiter geht's mit Musik und Essen. Dafür besuchen wir das hippe, junge Nor­thern Quarter. Musikfans werden hier in Plattenläden wie "Piccadilly Records" fündig. Vintage-Kleidung gibt's in Second Hand Shops. Zudem beheimatet das Viertel haufenweise Clubs wie z. B. "Band on the Wall", in denen junge Indie-Bands spielen. Die Stadt gilt seit langem als Sprungbrett für aufstrebende Musiker. Kein Wunder, stammen doch erfolgreiche Bands wie Oasis, Simply Red, Take That und viele mehr von hier. Apropos Musik: Von Manchester aus bietet sich auch ein Abstecher ins nur eine Stunde per Bahn entfernte Liverpool an, um auf den Spuren der legendären Beatles zu wandern.

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Vinyl, wohin das Auge blickt bei Piccadilly Records. Redakteurin Lydia Silberknoll beim Stöbern.

Kulinarische Vielfalt

Ebenfalls im Northern Quarter finden wir eine Fülle an Independent Restaurants. Es duftet an jeder Ecke nach Essen. Sehr überraschend war die gute New York Style Pizza bei "Nell's Pizza". Und für Experimentierfreudige bietet sich ein kulinarischer Ausflug ins Lokal "Exhibition" an. Hier können sich Mutige durch verschiedene Länder essen. Dabei treffen die italienische, skandinavische und baskische Küche aufeinander. Einfach durchkosten.

Generell ist das Essen in der Stadt nicht typisch englisch, sondern multikulturell. "Wir nehmen aus jeder Küche etwas und machen es uns zu eigen", lacht Chris.

Geschichtliche Wurzeln

Satt und gestärkt geht es auf eine Entdeckungstour durch die Stadt. Eher ziellos als geplant spazieren wir von der Metrolink Station Deansgate aus drauf los. Entlang des alten Kanals passieren wir eindrucksvolle Ziegelbauwerke ehemaliger Warenhäuser und treffen auf überraschende Plätze und interessante Menschen. An einem Anlegeplatz für Hausboote plaudern mit Jason, der bereits seit fünf Jahren am Boot lebt und es nie wieder gegen ein Haus eintauschen würde, und Diane erzählt uns, dass sie für ihren Kurzurlaub ein Boot gemietet hat. Sie werden wir wenig später wieder treffen.

Um mehr über die Geschichte der Industrialisierung zu erfahren, machen wir einen Abstecher ins Science + Industry Museum. Gespannt, was wir sonst so entdecken, lassen wir uns weiter treiben. Fündig werden wir kurz darauf in Castlefield, wo sich mit dem Mancunium die letzten Überreste eines römischen Forts und des Verteidigungswalls der römischen Kornkammer befinden.

Die Überraschung

Nur einen Katzensprung vom ehemaligen Fort entfernt entdecken wir per Zufall das Castlefield Viaduct. Dieser bereits 1969 stillgelegte Teil der Stadtbahn wurde revitalisiert und begrünt. Heute ist es eine überraschend luftig hohe Oase inmitten der Stadt. Einfach durchgehen, die Pflanzen genießen und ein wenig entspannen. Dabei treffen wir erneut auf Diane, die uns begrüßt und begeistert von ihrem Urlaub erzählt.

Vom Viadukt aus geht es zurück in die Stadt. Entweder zu Fuß am Kanal entlang oder einfach bei der Station Deansgate-Castlefield einsteigen und z.B. zur Station Piccadilly zurückfahren. Letztere Variante ist aber nicht spannend, also werden schmerzende Füße ignoriert und es geht weiter am Kanal entlang. Dabei beobachten wir ein Hausboot, das die Schleusen passiert. Gemütlich und langsam, denn dabei rennt alles noch "old school" und die Schleusen werden von Hand geöffnet. Ein schöner Abschluss einer spannenden Entdeckungsreise durch die Stadt.

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Schleusenöffnung per Hand funktioniert seit Jahrhunderten.

Tipp: Wer die Stadt nicht einfach nur spontan entdecken möchte, kann das auch gezielt mit einer Stadtführung machen. Hier bietet sich die kostenlose Manchester Walking Tour an.

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Wenn es regnet

Auch für ein Ausweichprogramm ist gesorgt, sollte sich das typisch englische Wetter zeigen. Zahlreiche spannende Museen und Bibliotheken finden sich in der Stadt, besonders zu erwähnen sind die Manchester Art Gallery oder die John Rylands Library, ein an eine gotische Kirche erinnerndes Bauwerk, das sowohl als Bibliothek als auch als Forschungsstätte genutzt wird. Nicht zu vergessen das von Daniel Libeskind designte Imperial War Museum an den Salford Quays in Greater Manchester. Beeindruckend, beklemmend und mit von "Herr der Ringe" Regisseur Peter Jackson interessant aufgearbeitetem alten Bildmaterial widmet sich das Museum dem Ersten Weltkrieg und der Zeit bis heute.

Natürlich darf in einer Stadt wie Manchester mit weltberühmten Fußballclubs eines nicht fehlen: das National Football Museum. Es liegt im Medieval Quarter und quasi gegenüber der Manchester Cathedral sowie der alten Kornbörsengebäude, wo heute mehr gegessen als gehandelt wird.

Besonders erfreulich fürs Urlaubsbörserl ist dabei, dass die meisten Museen in Manchester kostenlos besucht werden können.

Mein Fazit

Manchester ist eine überraschende Stadt, die viel erlebt hat, aber offen für Neues ist und für jeden Geschmack etwas zu bieten hat: Spannende alte und junge Viertel, eine aktive LGBTQ+-Szene, Top-Fußballklubs und viel Musik. Und zuletzt können wir das Sprichwort: "Manchester has everything but a beach" bestätigen. Cool eben!

IMG_0397_CMS[45].jpg Lydia Silberknoll/auto touring © Lydia Silberknoll/auto touring
Kleine Redakteurin im riesigen Stuhl. Zwar kein Strand, aber gemütliche Atmosphäre im "ibis Styles Manchester Portland Hotel".
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Charmant witzig dreht sich hier alles ums Thema Wetter: Von XL-Liegestuhl und Sonnenbrille, über hängende Regenschirme… 
ibis Styles 39_CMS.jpg Louis Sinclair © Louis Sinclair
… oder Wolkenhimmel im Zimmer.

Tipps in Manchester

Hotel: Das lässige und ein wenig "quirky" (schrullig) eingerichtete "ibis Styles Manchester Portland Hotel" mitten in Manchester bietet einen idealen Ausgangspunkt, um die Stadt zu erkunden. Die rund 200 Jahre alte Außenfassade birgt ein modernes, bis ins Detail dem Thema "Wetter" gewidmetes Ambiente mit unterschiedlich gestalteten Zimmern. Wer gediegenere Atmosphäre bevorzugt, kann sich beim ebenfalls im Stadtzentrum gelegenen "ibis Centre 96 Portland Street" einquartieren.

Essen z. B.:
Nell's Pizza
Exhibition
Escape to Freight Island

Lokale:
Alberts Schloss: bayerisches Feeling mit cooler Live Music (nicht bayerisch).
Unbedingt auch Gin verkosten, z. B. bei Three Little Words, hübsches Lokal mit eigener Destillerie und Gin Verkostung.

Aussicht:
Wer die Stadt von oben sehen will, sollte der Cloud 23 Bar im Hilton einen Besuch abstatten.

Museen und Bibliotheken: Eintritt zumeist frei. z.B.
Manchester Art Gallery, Imperial War Museum North, John Rylands Library oder Central Library Manchester mit einem Buntglasfenster von Robert Anning Bell mit dem Konterfei von William Shakespeare und Szenen aus seinen Werken.
Klein, fein und ein wenig geheim ist auch die 218 Jahre alte Portico Library. Sie befindet sich nahe der Manchester Art Gallery.
Castlefield Viaduct: Das Viaduct hat täglich von 12.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Führungen sind vormittags buchbar.

Öffis: Mit dem Bee Network und der Metrolink günstig durch die Stadt. Fahrt: £ 1,40; Tageskarte: £ 2,70. Linienplan hier.

www.visitmanchester.com

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