Sogar die Entdeckung des Eilandes verdankte sich einem Zufall. Auf seinem Seeweg in Richtung Kap der Guten Hoffnung und weiter nach Indien war der portugiesische Admiral Tristão da Cunha 1506 weit nach Westen in den Atlantik hinaus abgetrieben worden und auf die Vulkaninsel gestoßen.
Später kamen Walfänger und Abenteurer, die Briten annektierten Tristan 1816 und errichteten eine Garnison, um die Befreiung des auf Sankt Helena internierten Napoleon Bonaparte zu verhindern. Nach ihrem Abzug blieb der schottische Korporal William Glass mit seiner Familie zurück – der Beginn einer dauerhaften Besiedlung. Die Bewohner führen ihre Abstammung auf nur sieben Familien zurück. Das Grab von Glass kann man noch heute auf dem Friedhof der Insel, der auf einem mit Gras bewachsenen Abhang mit Ausblick zum Ozean liegt, besuchen.
Die Bevölkerung wuchs nur langsam. Die Fertigstellung des Suezkanals, die den Seeweg durch den Atlantik nach Indien überflüssig machte, steigerte die Isolation sogar noch. Auch der Rückgang des Walfanges führte dazu, dass immer weniger Menschen auf Tristan lebten. 1857 etwa waren es nur noch 23, nachdem etliche Insulaner eine Chance nutzten, mit einem Schiff nach Südafrika überzusetzen.
Wind und Wellen werden dafür sorgen, dass Tristan da Cunha eines Tages wieder im Ozean versinkt.
Ha-Jo Spitzenberger, Expeditionsleiter der MS Bremen
Einen Meilenstein bildete 1867 der Besuch des britischen Dampfers "Galatea" mit Prinz Alfred an Bord, dem damaligen Herzog von Edinburgh, der auf einer Weltreise Station machte. Ihm verdankt der einzige Ort Tristans, Edinburgh of the Seven Seas, seinen etwas hochtrabenden Namen.
Während der Erste Weltkrieg nur wenige Veränderungen brachte, wurde im Zweiten Weltkrieg die Infrastruktur vom britischen Militär stark ausgebaut: Funkstation, Schule, Krankenhaus und ein Geschäft wurden gebaut.
Der über 2.000 Meter hohe Vulkan der 98 Quadratkilometer großen Insel hatte sich in allen diesen Jahrhunderten ruhig verhalten. Tristan liegt jedoch auf einem Hotspot des Atlantischen Rückens. Auf Unterwasserkarten ist deutlich zu sehen, dass sich unter dem Südatlantik ein Gebirgszug in Richtung Angola zieht, der seine Entstehung während des Auseinanderdriftens von Südamerika und Afrika ebenfalls diesem Hotspot verdankt. Forscher sagen deshalb auch voraus, dass Wind und Erosion dazu führen werden, dass Tristan irgendwann wieder in den Fluten des Ozeans versinken wird.
Im Oktober 1961 kam es nach mehreren Erdbeben zu einem Ausbruch des Vulkans. Alle knapp 300 Bewohner wurden von zwei Schiffen zuerst auf die Nachbarinsel Nightingale, dann nach Kapstadt und schließlich in den kleinen Ort Calshot bei Southampton in England evakuiert. Die Britische Regierung ging davon aus, dass damit das Kapitel einer menschlichen Besiedelung Tristan da Cunhas endgültig erledigt war.
Doch 1962 stellte eine Expedition der Royal Society fest, dass die Insel wieder bewohnbar war. Gegen den Willen der Regierung entschieden sich in einer Volksabstimmung 148 "Tristaner" für die Rückkehr in den Südatlantik, nur fünf votierten dagegen. Seit dem British Overseas Act 2002 besitzen alle Bürger Tristan da Cunhas auch die volle Staatsbürgerschaft Großbritanniens.
Sie wählten freiwillig ein Leben, das inmitten eines wilden Ozeans mit dem Fangen von Langusten, dem Anbau von Kartoffeln und dem Halten von Kühen ausgefüllt ist: pro Familie sind zwei erlaubt, für Singles nur eine einzige.
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