Es ist einer dieser Tage im Herbst, an denen die zweite Welle der Pandemie nur als düstere Prophezeiung existiert. Hotels und Wirtshäuser sind geöffnet, doch im Waldviertel geht die Saison schon zu Ende: Heute sind wir hier die einzigen Wanderer an der Thaya.
Die Zeit vergeht rasch, denn Zedi ist ein unerschöpfliches Reservoir an Geschichten. Eine sei hier wiedergegeben. Und gleichzeitig sei vorab ausdrücklich betont, dass sie selbstverständlich nicht die Realität des Tourismus im Waldviertel widerspiegelt.
Also: Als Zedi im Zuge seiner Waldviertel-Umrundung im Spätherbst eben genau nach Raabs kommt, ist es schon stockfinster. Der Platz liegt im Dunkeln, aber in einem Gasthaus brennt noch Licht. Er tritt in die Stube und fragt, ob es hier Fremdenzimmer gebe.
"Wia kann ma denn noch Raabs waundan, ohne dass ma vorher a Zimmer bestöllt", wird er da vom Wirt belehrt.
"Bei uns in Weitra is das kein Problem, do kriag i jedazeit a Zimma", entgegnet Zedi.
"Daun hässt holt in Weitra beibn solln", kommt postwendend die Antwort.
Zedi hat dann doch ein Privatzimmer bekommen.
Ich selbst muss mir in der Gegenwart über solche möglichen Widrigkeiten während einer Weitwanderung freilich keinerlei Gedanken machen. Denn ich habe ja eine organisierte Tour gebucht, bei der nicht nur die Zimmer vorreserviert sind, sondern auch das Gepäck pünktlich und verlässlich zu meinem nächsten Etappenziel transportiert wird. Und das klappt, das sei hier gleich vorweg genommen, überall perfekt.
Und noch viel besser: Alle meine vorgebuchten Quartiere haben auf ihre Art besonderen Charme. In Raabs übernachte ich im "Hotel Thaya", vom schönen Zimmer geht es direkt hinaus in einen Garten am Fluss mit Blick auf die Burg. Mein Vier-Sterne-Hotel in Geras ist der "Schüttkasten", ein behutsam renoviertes klösterliches Gutsgebäude. Und in Drosendorf bzw. Unterthürnau darf ich bei Thomas Eccli zu Gast sein, der aus einer beeindruckenden 30er-Jahre-Villa den "Zweitwohnsitz" mit ruhigen Zimmern gemacht hat.
Nur in Hardegg wird es nichts mit der Übernachtung, da das einzige Hotel in der "kleinsten Stadt Österreichs" in diesem Corona-Herbst schon geschlossen hat. Als Ersatzprogramm bekomme ich einen Autotransfer nach Geras für eine zweite Nacht im "Schüttkasten" und am nächsten Morgen wieder zurück nach Hardegg.
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