Madeira_3952_CMS.jpeg Birgit Schaller
© Birgit Schaller
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Dezember 2021

Wilde Schönheit: Madeira

Das grüne Naturparadies im Atlantik ist vielfältig, unbezähmbar und märchenhaft, lässt Wandererherzen höher schlagen und schenkt Ruhe.

Sie ist eine der schönsten Inseln der Welt – und ich habe schon einige Schönheiten besucht, von tropischen Träumen über griechische Göttinnen bis zu norwegischen Polarlichtern. Madeira ist rau, wild, hat Ecken und Kanten. Diese Insel macht es einem nicht leicht.

Das gilt nicht nur für die Bewohner und uns Besucher, es gilt auch für die Häuser, die mitten in hartes schwarzes Lava- und Basaltgestein gebaut sind, für die sich schlängelnden Straßen mit ihrem Rauf und Runter, die Terrassenfelder mit Bananenstauden und Weinreben, die von Hand bestellt werden müssen.

Alles hier grenzt an Abgründe, die Hunderte Meter abfallen in unsichtbare Tiefen, in den Atlantik, in grüne Wildnis. Selbst die dicht besiedelte, sichtlich glatt gestrichene Südseite der Insel bietet plötzliche Steigungen, wilde Canyons und aus dem Meer aufragende Klippen, die einem den Atem rauben.

Wer sich verführen lässt und hartnäckig bleibt, wird aber wahrlich belohnt.

Zwanzig Jahre dauerte der Bau der Via Rapida, die nun endlich zwei Drittel der Insel auf einer halbwegs geraden Schnellstraße erschließt. Wer Zeit und Muße hat und das wahre Madeira entdecken will, der sollte die alten Routen befahren, die sogenannten Antiguas, selbst wenn manches Schild behauptet: "Nur für Anrainer". Sie sind reizvoll, steil, meist erstaunlich gut geteert und laden zu Rallyefahrten im Auto oder am Zweirad ein.

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Vielseitiges Inseljuwel

Es gibt Ausblicke und tiefe Einblicke, die bezaubern. Neben vegetationslosen kargen Küstenstreifen im Osten steigen immer wieder schwarze erkaltete Lavasteine in den Himmel. Hinter Feldern wuchert undurchdringliches Dschungelgrün.

Dann sind da die knorrigen Lorbeerwälder Laurisilva, die zur Zeit der Entdeckung Madeiras 1419 die gesamte Insel bedeckten und ihr ihren Namen gaben, denn Madeira bedeutet "Holz". Dazu blüht ganzjährig die bunte Blumenvielfalt mit märchenhaften Namen wie Afrikanische Liebesblume, Papageien- oder Paradiesvogelblume.

Das Wasser in jeder Form belebt dieses Inseljuwel. Als feinster Nebel wallt es über Bergkämme, in Betonrinnen an den Straßenrändern fließt es abwärts, an den berühmten Levadas – künstlichen Wasserrinnen, die die Insel durchziehen – stürzen Wasserfälle in die Tiefe. Überall plätschert und gurgelt es. Dazu ist das Meer in seiner unendlichen Weite ein ständiger grenzenloser Begleiter.

Naturschönheit Madeira

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Am Weg zur Levada do 25 Fontes ist ein Abenteuer.
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Das Meer im Norden ist wild. Hier, die Küste bei São Jorge.
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Der "grüne Kessel" lädt zur Abkühlung nach einer langen Wanderung ein.

Von Funchal nach Monte

"Ohne Portugal und die EU wären wir nichts", erklärt Maria Graça, die mich durch die Hauptstadt Funchal führt. Die Insel hat eine autonome Regierung und wird seit 1978 von der Partido Social Democrata regiert, zu lange, wie Maria Graça anmerkt. Das ist nach dem Besuch von Blandy's Wine Lodge und feinen Kostproben von Madeira-Wein, einem der Hauptexportgüter der Insel.

Nach dem noblen Rathausplatz, der Kathedrale Sé und dem Besuch des Blumen- und Bauernmarktes geht es zum 700 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Nobelort Monte. Mit der Seilbahn gleiten wir über bunte Häuser, gewundene Gassen und Luxusvillen. Oben führt ein direkter Weg gleich zu drei Attraktionen: zuerst zur Kirche Nossa Senhora do Monte. Hier steht das Denkmal von Kaiser Karl von Österreich mit Blick auf Meer und Stadt. Im Inneren der Kirche befindet sich der Sarg des verbannten Kaisers.

Nahe der Kirche rasen Carros de cesto vorbei; Korbschlitten mit Touristen, die die Straße hin­untergleiten. Zwei junge Männer, die mit ihren weißen Anzügen und Strohhüten aus­sehen wie charmante Gigolos, schieben an, springen auf das Gefährt und geben den flotten Kurs vor.

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Die Märkte Funchals bieten vielfältige Früchte, Blumen und Souvenirs.
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Eine Seilbahn entführt Besucher aus der Altstadt in den Nobelbergort Monte.
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Österreichs letzer Kaiser Karl I. fand in Monte seine letzte Ruhestätte.

Tropischer Gartentraum

Einige Schritte weiter liegt einer der schönsten Gärten Madeiras, der tropische Garten Monte Palace. Nach den Wäldern, verschlungenen Pfaden, dem See mit Wasserfall und den blauen Keramikgemälden, sogenannten Azulejos, sollten Besucher durch den japanischen Garten mit seinen plätschernden Quellen, echten Schildkröten, knallroten Pagoden und Glücksdrachen schlendern. Dazwischen liegen Museen: "Geheimnisse von Mutter Natur" mit menschenhohen Halbedelsteinen wie Amethyste oder Quarze aus Südamerika, "Afrikanische Leidenschaft" mit beeindruckenden Steinskulpturen aus Südostafrika.

Das Geld für den Garten, seine Kunstwerke und viele andere Besitztümer habe der schillernde und inzwischen wegen Steuerhinterziehungen und anderen Vergehen verurteilte 77-jährige Hausherr José Manuel Rodrigues Berardo, kurz "Joe", in Diamanten- und Goldminen in Südafrika verdient, erzählt Maria Graça.

Highlights der Inselhauptstadt

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Vom Strand in die Nobelbar

Am ruhigen Vulkanstrand Praia Formosa am äußeren Ende der Stadt, nahe Camara de Lobos, lasse ich meinen Tag ausklingen. Da tummeln sich Kinder in Pools, dort wirft sich, wer es wagt, in die Wellen der geschützten Bucht, die trotzdem ordentlich Kraft haben. Die nackten Füße werden wieder warm im schwarzen Sand und laut kullern runde Lavasteine im goldenen Glanz der Sonne.

Wer es in der vibrierenden Inselhauptstadt spätabends mondän mag, geht in die Thatcher Bar des Royal Savoy, wo schon die "Eiserne Lady" ihren Honeymoon verbrachte und bei einem Glas Gin auf den unendlichen Ozean blickte. Gemütlich ist es am Hafen, entzückend in der Altstadt, am besten in der Rua da Santa Maria. In der ältesten Gasse kuscheln sich Lokale aneinander und man kann ein Highlight der Stadt bewundern: das Projecto artE de pORtas abERta mit Hauseingängen, die von internationalen Künstlern in allen Stilen der Street Art bemalt wurden. Wo früher Handwerker, Fischer und Händler lebten, tummelt sich heute das junge Leben.

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Das Kunstprojekt artE de pORtas abERta lud Künstlerinnen und Künstler zur Gestaltung von Hauseingängen in Funchals Altstadt.
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Wasserfälle, tropische Pflanzenwelt und Kunstwerke im tropischen Garten Monte Palace.
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Der Garten in Monte bietet japanische Highlights und einen großartigen Ausblick auf die Stadt Funchal.
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Ein Paradiesvogel: die Papageienblume ist nur eine der vielen Blumen, die auf Madeira wild wachsen.
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Abendstimmung mit Blick auf die Hauptstadt in der Ferne.

Die Walfängerküste

Am nächsten Tag wage ich die Fahrt mit einer der Seilbahnen an der Küste nahe der 14 Meter hohen Statue Christo Rei. Diese Teleféricos sind halsbrecherisch steil und flott. Ich lande am Strand von Garajau. Sehr beschaulich, solange man nicht das Walmuseum, Museo de Baleia, in Caniçal besucht hat. Denn in dem Museum, das dem kurzen, aber intensiven Kapitel des Walfangs auf der Insel gewidmet ist, erfährt man, dass genau an diesem Strand die meisten Pottwale geschlachtet worden sind.

Ein ungeheuerliches Gemetzel, wie die Videos im Museum zeigen. Tiefrote vom Meer weggespülte Spuren zeichneten diesen Strand. Das Museum ist einen Besuch wert. Ein interaktiver Guide, 3D-Videos, originalgroße Wale an der Decke und vielfältige Utensilien, wie Boote, Harpunen und Messer, erzählen die Geschichte der Wale, des Walfangs und der Meere – abwechslungsreich und für Groß und Klein.

Museo de Baleia

Wer so weit in den Osten Madeiras vorgedrungen ist, sollte sich die Wanderung zum äußersten Osten, zum Ponta de São Lourenço, nicht entgehen lassen. Hier fühlt sich Madeira an wie der hohe Norden Schottlands mit trockener windgepeitschter Grassteppe am Ufer der rauen See. Gen Norden des Weges frisst sich der wilde Ozean in hohe Felstürme, wo immer wieder Steinmassen abbrechen und aus großer Höhe gefährlich und laut in die Tiefe stürzen. Viele Segelboote liegen vom Wind geneigt am Wasser und umfahren die wilden Klippen von unten.

Es ist ein Traum aus Blautönen, sich um Stein kräuselnde, laut krachende Wellen in hunderten Metern Tiefe. Im Süden wandert man einen Weg entlang, der an manchen Stellen zu ruhigen Steinbuchten abzweigt. Am Weg zum Miradhouro Ponta do Furado bieten diese geschützten Becken eine Abkühlung und laden zum Schnorcheln ein. Kurz vor dem Miradhouro wartet eine Erfrischung in der Casa do Sardinha.

Naturschatz Levada

Abends erhole ich mich in Theresas einsamer Casa das Proteas in São Jorge nahe Santana mit den hübschen und von Touristen gern besuchten Strohhäuschen, den "Casas Tipicas".

Am nächsten Morgen geht es zu den Schätzen der Levadas, ein Bewässerungssystem mit Ursprung im 15. Jahrhundert. Die wasserführenden Kanäle durchziehen die Insel auf 2.000 Kilometern. Entlang der Levadas laufen leicht begehbare Wanderrouten zu faszinierenden Wasserfällen, weit oben in den Bergen und oft auf ebener Strecke. Sie bieten einzigartige Naturerlebnisse unter hohen Bäumen und hinter langen dunklen Tunnels. Levadas, wie die beeindruckende Levada do Caldeihrão Verde, entführen in die zerfurchte Mitte der Insel. Rundum erheben sich grüne Steilhänge, an denen das klare Gebirgswasser herabregnet

Dichter Nebel fällt ein, verzieht sich wieder und gibt den Blick frei auf bunte Regenbögen. Meist endet das Wandervergnügen bei einem Wasserbecken, in das ein rauschender und viele rieselnde Wasserfälle eintauchen – und manch vor Kälte kreischender Influencer, der seine Fans begeistern will. Denn Madeira hat die jungen Social-Media-Aficionadas in Covid-Zeiten in sein Land gebeten, um hier remote und sicher zu arbeiten und den Tourismus anzukurbeln.

Gipfeltour zum Pico do Arieiro

Abends gibt es bei Theresa die madeirensische Spezialität Fisch gebacken mit Banane, dazu Reis, Gemüse und als Nachspeise eine portugiesische Art Profiterol. Dazu kredenzt Theresa portugiesischen Weißwein.

Theresa ist aus Madeira und lebt in ihrer Finca mit französischem Flair, die sie vermietet. Wir sind im hohen Norden, wo sich die Sonne oft nicht blicken lässt. Es ist die Wetterseite der Insel, wo die Wolken dicht an den Bergen kleben, die in der Weite des Meeres das einzige Hindernis darstellen.

Das Klima ist kühler, feuchter, geheimnisvoller. Theresas Casa ist ein internationaler Treff für Alleinreisende und Tramper, als ich da war mit Gästen aus Russland, Deutschland, Polen, Frankreich und Österreich. Alle sitzen an einem Tisch und die kleine Welt hier kommt ins Plaudern. Die besten Geheimtipps zur Insel habe ich hier bekommen, alle bleiben und erzählen ihre Erlebnisse vom Tag.

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Treppauf und treppab geht es in knapp fünf Stunden zu den beiden höchsten Gipfeln Madeiras.
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Der höchste Berg der Insel, der Pico do Ruivo auf etwas mehr as 1.800 Metern, versteckt sich wie so oft im Wolkenmeer.
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Auf dem schmalen, aber gut erschlossenen Steig muss man immer wieder Wanderern ausweichen.

Ein Highlight ist für viele die Wanderung zwischen den beiden höchsten Gipfeln der Insel, dem Pico Ruivo im Norden und dem Pico do Arieiro weiter südlich. Auf vielen Treppen, engen Pfaden und über wilde Grate geht es durch Wolken, Nebel und Sonnenschein. Als ich die Gipfeltour nur in eine Richtung machen möchte, ruft Theresa kurzerhand ihren Freund Luis an, der mich für den halben Preis einer Taxifahrt wieder zu meinem Mietwagen an meinem Ausgangspunkt zurückbringt. Perfekt – und ich weiß wieder mehr über diese Insel und ihre Menschen.

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Selten zeigt sich eine Bergkulisse von so beeindruckender Schönheit wie hier auf Madeira.
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Auch auf dem viel beschrittenen Bergweg müssen Tunnel und steil abfallende Abschnitte überwunden werden.
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Die Wanderung vom Pico do Arieiro zum Pico Ruivo ist jede Anstrengung wert.

Die Pools von Porto Moniz und Seixal

Ein auf den ersten Blick verschlossenes Völkchen. "Wir sind introvertierte Inselmenschen", sagt Luis und erzählt am Ende doch seine ganze Lebensgeschichte. Es sei nicht leicht, auf Madeira seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Nur der Tourismus und Anstellungen bei den Gemeinden bieten verlässliche Arbeitsplätze.

Luis hat Musik und Wirtschaft studiert. Er ist auf das Festland ausgewandert, da sei es einfacher gewesen. Heute ist er Nachhilfelehrer und führt Touristen wie mich spazieren. Von ihm bekomme ich auch den Tipp für eines der unauffälligsten wie besten Lokale der Insel: das SolMar in Seixal.

In Seixal erholen sich müde Wanderer in den Piscinas Naturais und fahren oft weiter in den Touristenort Porto Moniz. Dort bieten in weißen Beton gegossenen Pools viel Platz. Jung und Alt lassen sich in den sicheren Wasserbecken vom warmen Meer umspülen und genießen den Blick auf den unendlichen und wilden Atlantik.

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Porto Moniz ist ein Touristenzentrum mit Meerwasserpools an der Nordwestspitze der Madeiras.
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Die Pools von Seixal liegen gleich neben dem shcwarzen Sandstrand von Seixal.
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Der unendliche Atlantik ist zu Sonnenuntergang ein echter Hingucker.

Harley-Treff in Paul do Mar

Noch ein letzter Tipp für einen unvergesslichen Abend in Paul do Mar im äußersten Westen. Das Örtchen liegt völlig abgelegen am Meer, am Weg sollte man am unscheinbaren Restaurant O Precipicio halten. Die Terrasse bietet aus 400 Metern Höhe den schönsten Blick der Insel auf das weite, sich in der Ferne rundende Blau mit seinen weißen Schaumkronen, die rote sinkende Sonne und unbändig spielende und Fische jagende Seeadler. Von dort nimmt man die Serpentinen zur Küste und fährt auf der einzigen Straße bis ans Ortsende von Paul do Mar.

Da ist die mit Abstand coolste Bar Madeiras. Venãncio hat die Bar da Pedra vor 17 Jahren eröffnet: "Am Ende der Welt musst du etwas Besonderes bieten." Das tut er. Die Bar ist voll mit jungen Leuten, Einheimischen, Veteranen, einsamer Frauen, manch warmherziger, verlorener Seele und Fischern in Shorts und ohne T-Shirt. Vor der Veranda stehen drei Harley Davidson Maschinen vom Feinsten, gepflegt und gestriegelt.

Denn hier ist der Harley-Treff Portugals. Oft sind es viel mehr Maschinen, lacht Venãncio, ein uriger Typ mit Bauch, Bart und viel Energie und Ausstrahlung. Der Song "The Wall" dröhnt aus den Lautsprechern und übertönt den Lärm der Wellen des Atlantik, der nur wenige Meter entfernt brandet. Auf einem Bildschirm flimmert das Musikvideo. Venãncio holt mich an den Tresen, serviert mir seinen Spezial-Cocktail und zeigt mir die Bude. Da finden sich Sammlungen von Fotos mit Hochseefischern, Fotos von Harley-Treffen an den vollen Wänden, ein TikTok-Video zeigt er mir am Handy und dann sind da noch die duzenden Barette weltweiter militärischer Special Forces von der Fremdenlegion bis zum Britischen Geheimdienst.

Später plaudere ich mit einem Schweden, der ausgewandert ist und mit seiner Frau einer Brasilianerin hier lebt. Mit Händen und Füßen verständige ich mich mit der einsamen Madeirenserin mit der wilden Haarmähne und ihrer kleinen weißen Hundedame. Wir verstehen uns, auch ohne Sprache. Schließlich schwindle ich mich heim ins schöne Hotel Atrio über die vielen Kurven dieser wilden Insel.

Mystischer Feenwald

Am Weg über die Hochebene wird es noch einmal abenteuerlich. Hier liegt der Feenwald Fanal. In einem erloschenen Vulkankrater wächst auf saftig-grünem Grund der letzte urtümliche wie mystische Lorbeerwald mit seinen knorrigen, wurzelgewaltigen, Moos-überwucherten Bäumen, die sich in alle Richtungen verbiegen wie bucklige Hexen aus einer Märchenwelt.

Vom Meer in der Tiefe bläst ein starker Wind Wolken und eine Nebelwand über den Berghang. Die wenigen Besucher werden zu den Gefährten aus "Herr der Ringe", die in der mystischen Stimmung ängstlich um sich blickend jeden Moment den Einfall von Orks und Trollen erwarten. Es ist eine Naturkulisse der besonderen Art.

Am Weg zum Hotel gibt es noch einen wertvollen Abstecher zum Wasserfall Cascata dos Anjos in Ponta do Sol. Bei Sonnenuntergang fährt man mit dem Auto unter einem Wasserfall durch, der direkt auf die Straße regnet. Ein Mega-Erlebnis vor dem letzten traumhaften Sonnenuntergang. Mein Herz ist erobert. Ich kehre wieder.

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Der Großteil der Lorbeerwälder auf Madeira ist gerodet - das Fanal ist Teil des Unesco-Weltnaturerbe.
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Krumme Bäume, moosiger Boden und mystische Nebelschwaden laden zum zauberhaften Verweilen ein.
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Der Wasserfall Cascata dos Anjos direkt über der Straße ist ein Influencer-Hotspot - kein Wunder!

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