death_valley_2016-01_MZ_aufmacher_v2.jpg Markus Zahradnik

Death Valley. Kein fremder Planet, vielmehr einer der schönsten Orte unserer Erde. 

© Markus Zahradnik

Death Valley. Kein fremder Planet, vielmehr einer der schönsten Orte unserer Erde. 

© Markus Zahradnik
März 2016

Winter im Death Valley

In den Sommermonaten braten Touristen hier Spiegeleier auf den Motorhauben ihrer Mietautos. Ab November wird es aber still im Death Valley. Ein Kurzbesuch in der Einsamkeit.

Es ist 5 Uhr morgens an diesem saukalten Jännertag, und wir befinden uns auf dem Weg ins Death Valley. Wortlos sitzen Fotograf und Schreibkraft nebeneinander im Auto und stellen fest, dass ihnen seit einer Viertelstunde zunehmend mulmiger in der Bauchgegend wird. Kaum einen Kilometer nach der Abfahrt vom Motel war zuerst der Handyempfang weg, dann jegliche Spur von menschgemachten Lichtquellen, schlussendlich haben wir bemerkt, dass uns bis jetzt auch noch kein einziges Auto entgegen gekommen ist. Keine Frage, ein simpler Reifenschaden wäre in diesem Moment und in dieser Gegend augenblicklich ein unlösbares Problem.

Als die Sonne aufgeht, parken wir neben der Straße und wandern ein paar hundert Meter in die Wüste. Der Sand ist an manchen Stellen knietief, jeder Schritt ist mühsam, ein Skorpion flüchtet vor uns ins karge Unterholz. Vor wenigen Augenblicken zeigte der Thermometer im Auto noch minus 10 Grad Celsius, jetzt, wo die Morgenröte über der Bergkette hinter uns hervorleuchtet, legen wir schon die oberste Jackenschicht ab. Und bleiben stehen. Genau auf jenen Sanddünen, die 1977 Schauplatz des ersten "Star Wars"-Films waren. Besser hätte George Lucas den Drehort damals nicht wählen können, denn ohne jemals dort gewesen zu sein, spürt man hier: So und nicht anders schaut es auf Lichtjahre entfernten Planeten aus.

Willkommen im Death Valley, einem der bizarrsten Orte auf unserer Erde.

(fakultativer Soundtrack für die folgenden Zeilen - öffnet als Pop-up-Fenster)

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death_valley_2016-01_MZ_3er1_1.jpg Markus Zahradnik © Markus Zahradnik
Die Fahrt ins Leere.
death_valley_2016-01_MZ_3er1_2.jpg Markus Zahradnik © Markus Zahradnik
Eine Straße wie die Zahl Pi.
death_valley_2016-01_MZ_3er1_3.jpg Markus Zahradnik © Markus Zahradnik
Stopp im Nirgendwo.

Unsere Route

Vorweg ein Tipp für Nachmacher: Mit guter Planung und ein wenig Durchhaltevermögen hinter dem Lenkrad lassen sich die schönsten Stellen des Death Valley, zu denen wir nun fahren werden, relativ problemlos zwischen Sonnenaufgang und -untergang bewerkstelligen. Die reine Fahrzeit für die Route beträgt zwar nur viereinhalb Stunden, Sie dürfen aber davon ausgehen, dass Sie bei jedem Stopp am liebsten einen ganzen Tag lang fotografieren, wandern oder einfach nur im Sand sitzen und staunen werden wollen. Versprochen.

death_valley_2016-01_PS_karte.jpg Google Maps/Peter Scharnagl © Google Maps/Peter Scharnagl
Die wichtigsten Stationen fürs erste Mal im Death Valley: Mesquite Flat Sand DunesGolden CanyonDevil’s Golf CourseBadwater BasinArtist’s PaletteZabriskie PointDante’s View

Auch gut zu wissen

Übernachtungsmöglichkeiten sind im Tal bis auf zwei hotelartige Ranches schlicht nicht vorhanden. Die erste ist nicht weiter erwähnenswert, weil unleistbar und zudem auf Monate hin ausgebucht, die zweite heißt Furnace Creek Resort und befindet sich zwar am perfektesten Ausgangspunkt für einen Death-Valley-Trip, wir raten aber trotzdem ab, dort zu nächtigen. Erstens lassen sich die Betreiber, die in Sachen Hotelbetten, Benzin- und Lebensmittelversorgung ein lokales Monopol pflegen, diese Alleinstellung ebenfalls sehr teuer bezahlen (was aufgrund der geographischen Lage durchaus noch nachvollziehbar und verständlich wäre), verbinden das zweitens aber auch – völlig US-untypisch– mit einem verblüffend mühsamen Dienstleistungs-Gedanken, den man, vorsichtig formuliert, eher von billigen 15-Dollar-Absteigen im mexikanischen Grenzgebiet erwartet.

Man übernachtet also am besten in einem der nicht minder rar gesäten, dafür aber wirklich guten und günstigen Motels (Empfehlung: das Dow Villa Motel im Örtchen Lone Pine – bloß nicht von der antiken Website abschrecken lassen) eingangs der westlichen Bergkette Panamint Range, fährt dann kurz vor Sonnenaufgang von Seehöhe auf gut 2.000 Meter hinauf, über das Plateau drüber und wieder hinab – ins Tal des Todes. Dort beginnt dann ein Abenteuer, das erst wieder beendet ist, wenn man den Tag ausgangs der Ostseite des Death Valley beschließt, wo einen an klaren Abenden mit ein bisschen Phantasie schon die Lichter des rund einhundert Meilen entfernten Sündenpfuhls Las Vegas wie die Scheinwerfer einer Flughafen-Runway einweisen.

Devil's Golf Course: Das Salz der Erde

Eine der bizarrsten Landschaften im Tal des Todes ist dieses endlos weite Feld aus salzverkrusteten Steinschollen, das man nach einer rund zwei Kilometer langen und unbefestigten Zufahrtsstraße erreicht, die nach starken Regenfällen (also so gut wie nie) unpassierbar ist. Den geflügelten Namen hat der Ort übrigens erhalten, weil "wohl nur der Teufel auf so einem holprigen Platz Golf spielen könnte", so die Legende.

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death_valley_2016-01_MZ_block1_2.jpg Markus Zahradnik 2
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1 Die Oberfläche von Devil’s Golf Course erinnert an brüchiges Lavagestein, ist extrem scharfkantig und knirscht bei jedem Schritt unter den Füßen. Bohrungen haben ergeben, dass die Masse fast drei Kilometer tief reicht. © Markus Zahradnik

2 Der Wellenschliff entsteht durch unterirdische Gase, die gelegentlich unter hohem Druck nach oben entweichen, wobei das darunter liegende Wasser aufspritzt und dabei die Salzformationen wachsen lässt. © Markus Zahradnik

3 Achtung: Die zackigen Spitzen der Gebilde sind scharf wie Rasiermesser, wer beim Herumklettern nicht aufpasst (oder sich gar mit Flipflops darauf wagt), erntet mitunter böse Schnittverletzungen. © Markus Zahradnik

Naturgewalt Death Valley

Im Prinzip ist es hier egal, wohin man sich dreht und wendet: Jeder Blick fällt auf Landschaften und Details, welche die gewaltige Macht der Natur zur künstlerischen Gestaltung immer wieder eindrucksvoll beweisen. Wir halten kurz inne…

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1 Die simpelste Übung, den Wahnsinn Death Valley in sich aufzusaugen: einfach auf einen Hügel setzen. Eine Stunde lang. Nur schauen, atmen, still sein, auf die wenigen Geräusche achten. Und irgendwann bemerken, wie respekteinflößend die Szenerie eigentlich ist, in der man soeben nur ein winziger Teil des großen Ganzen ist. Ich denke mir: Diese Landschaft mag für uns Menschen eine undankbare sein, umgekehrt gilt das für mich aber sicher nicht. Im Gegenteil: Ich empfinde in diesem Augenblick pure Dankbarkeit. © Markus Zahradnik

2 In den Sommermonaten können die Temperaturen unerträglich werden, der Hitzerekord vom 10. Juli 1913 wurde bis heute nicht gebrochen: Damals kletterte die Thermometer-Skala auf unglaubliche 56,7 Grad Celsius. Pflanzen und Tiere, die hier überleben, sind deshalb spärlich gesät, und dementsprechend karg sieht es auch überall aus. © Markus Zahradnik

3 Bei unserem Besuch im Jänner haben wir auf einer Anhöhe diese einzelne kämpferische Blume entdeckt, die vielleicht schon das erste Anzeichen dafür war, was nur Wochen später weltweit für Aufsehen sorgen sollte: nämlich eine der extrem raren "Super-Blooms", die das ganze Tal für kurze Zeit in kräftige Farbe tauchen. © Markus Zahradnik

Goodbye, Death Valley!

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death_valley_2016-01_MZ_block3_3.JPG Christoph Löger 3

1 Auf dem Weg aus dem Tal halten wir ein letztes Mal neben der Straße, sehen uns wehmütig um und… © Markus Zahradnik

2 … genießen die letzten warmen Sonnenstrahlen. Trost spendet jetzt allein der Gedanke… © Markus Zahradnik

3 … an ein eisgekühltes Bier. Das wir uns nach einem Tag zwischen Sand, Staub und Steinen redlich verdient haben. © Christoph Löger

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Flora.
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Technik.
death_valley_2016-01_MZ_3er3_3.jpg Markus Zahradnik © Markus Zahradnik
Fauna.

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