So gestärkt mache ich mich an die Abendtoilette. Da ich das vollwertige und geräumige Bad des Saint & Sinner (mit Waschtisch, kleines Kästchen, Toilette und Duschwanne) aus den erwähnten Effizienzgründen nicht benützen kann bzw. will, mache ich mich mit Handtuch und Toilette-Täschchen bewaffnet bei minus elf Grad auf den kurzen Fußweg ins gut geheizte Sanitärgebäude.
Hier gibt es (neben der unschätzbaren Wärme) praktisch alles, was das Wintercamper-Herz höher schlagen lässt: Toiletten und Duschen (die man für den exklusiven Eigengebrauch auch mieten kann), Waschmaschine, Wäschetrockner, Geschirrspüler und noch viel mehr. Gegen Extra-Eintritt kann man hier auch noch in einem Dampfbad, in der Infrarot-Wärmekabine sowie in Sauna, Solarium oder Tepidarium Wärme tanken. Entgegen meinen wohl übertriebenen Befürchtungen sind die Wege zwischen Mobil und Sanitärgebäude auch bei diesen tiefen Temperaturen mit einer leichten Jacke und festen Schuhen kurz und einfach zu bewältigen.
Und das war es dann schon auch. Denn gegen halb zehn Uhr kann ich, gut gesäubert und wohl genährt, mein Leselicht einschalten und mich bei wohlig warmen Temperaturen auf dem Schlafplatz im Heck des Mobiles ausstrecken und zufrieden dem Rauschen der Gasheizung lauschen, das mich in einen angenehmen Schlummer begleitet. Die Nacht verläuft angenehm und störungsfrei. Nur kurz schrecke ich auf, als gegen Mitternacht die letzten Gäste der Ski Alm fröhlich-vergnügt zu ihren Mobilen heimkehren, dann ist endgültig Ruhe im Karton.
Am nächsten Morgen ist es immer noch bedeckt, die Gasheizung blubbert noch immer zufrieden vor sich hin, draußen hat es wohlige minus 14 Grad. Ich schlüpfe in die Turnschuhe, werfe die Winterjacke über und setze sicherheitshalber die Haube auf. Letzteres ist, wie sich herausstellt, eine geradezu lächerliche Vorsichtsmaßnahme für den kurzen Fußweg. Das Sanitärgebäude ist auch zu dieser frühen Stunde gut geheizt. Das Ambiente in dem großen Waschbereich mit seinen zahlreichen Waschbecken und den Duschkabinen erinnert mich zwar schon etwas an die lang vergangenen Bundesheer-Zeiten, aber was soll’s. Zu dieser frühen Zeit bin ich bis auf einen weiteren Herren, der mit Inbrunst seine Zähne pflegt, der einzige Besucher.
So erfrischt mache ich mich auf den Rückweg, grüße dabei artig die anderen Gäste, die schon durch den Schnee stapfen und ordne im Mobil meine Dinge. Geliebter Begleiter ist dabei die Tasse Kaffee, deren Herstellung in der Küche ein Kinderspiel ist. Es ist halb acht Uhr geworden – und schon haben Shop und Café geöffnet, wo sich auch schon andere Gäste eingefunden haben. Für die meisten Besucher/-innen steht ein neuer kalter, aber sonniger Schitag bevor. Für mich aber heißt es, Abschied nehmen. Nicht nur vom Campingplatz Mauterndorf, sondern von unserem ersten Wintercamping-Abenteuer. Wie heißt es so schön: Wer nichts Neues ausprobiert, rostet früher ein.
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