Unfälle stellen eine Zäsur dar – ein Leben vor und nach der Angst. Allerdings muss die negative Konnotation mit dem Auto gar nicht von einem so einschneidenden Erlebnis stammen. Manche Menschen verbinden mit ihrer Zeit hinter dem Steuer schlichtweg keine positiven Erinnerungen oder sogar unangenehme, ausgelöst durch diverse Mitfahrer:innen. Das können professionelle Fahrlehrer:innen gewesen sein oder, deutlich häufiger, Freunde, Familie oder Partner:innen, die das Fahrverhalten beeinflussen.
Meine Mutter war immer sehr nervös. Das stresste mich extrem und nahm mir die Freude am Fahren.
Ingrid, Büroangestellte
Die 59-jährige
Ingrid erzählt von dem oft übergriffigen Verhalten ihrer Mutter: "Kurz nachdem ich den Führerschein hatte, erlaubten mir meine Eltern nicht, das Auto allein zu nutzen. Sie hatten die Sorge, dass ich es kaputt machen würde."
So fuhr die damals 21-Jährige zumeist mit ihrer Mutter, die vom Beifahrersitz aus die Unsicherheit schnell verstärkte. "Sie war immer sehr nervös. Das stresste mich extrem und nahm mir die Freude am Fahren", erinnert sich die Büroangestellte. Als ihre Mutter auch noch begann, ins Lenkrad zu greifen, hörte Ingrid für lange Zeit auf zu fahren. "Mir wurde durch ihr Verhalten klar: Autofahren ist etwas Gefährliches."
Oft entstehen negative Situationen dieser Art auch in Beziehungen. Ein Problem, das laut Sieglinde Bernauer momentan noch hauptsächlich weiblich ist.
Daniela Jahn arbeitet häufig mit solchen Fällen: "Das ist ein gesellschaftliches Problem. Manche Männer verhalten sich, als seien sie mit dem Führerschein geboren, für viele Frauen ist Autofahren hingegen keine Selbstverständlichkeit. So überschätzen Männer sich oft, während Frauen sich unterschätzen und vom Partner verunsichern lassen. Es kommt leider auch vor, dass Männer für die Angst ihrer Partnerinnen kein Verständnis zeigen", beobachtet die Fahrlehrerin.
Auch Ingrid hatte mit ihrem Ex-Partner schlechte Erfahrungen. "Er hat meine Angst als Waffe genutzt, während des Autofahrens laut geschnauft und sichtbar gelitten. Und das hat er absichtlich gemacht, um mich zu stressen."
Besteht das Problem durch den Einfluss von Familie oder Partner:innen, ist ein Gespräch mit ebendiesen häufig nicht hilfreich. "Die Menschen ändern sich oft nicht, da sie ihr Verhalten nicht als falsch erkennen. Wir können nur die Betroffenen stabilisieren, denn das Umfeld bleibt meist, wie es ist", meint die psychotherapeutische Beraterin.
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