Aufgedeckt: geheime Schätze des Technischen Museums
Sie sind nicht öffentlich zugänglich – doch wir durften uns in den riesigen Hallen im niederösterreichischen Haringsee umsehen.
So fein die Sammlung der Autos und der Motorräder, der Flugzeuge und der Eisenbahnen im Technischen Museum in Wien auch ist – sie umfasst nur einen kleinen Bruchteil der Verkehrssammlung, die in den letzten 108 Jahren zusammengetragen wurde. Rund zehn Prozent, mehr gibt es – außer in Sonderausstellungen zu bestimmten Themen – in der Mariahilfer Straße 212 nicht zu sehen.
Wo ist der Rest? Seit dem Frühjahr in drei riesigen, miteinander verbundenen Hallen mit insgesamt 8.500 m2 Gesamtfläche als Teil eines gigantischen Lagerkomplexes, der mitten im Marchfeld, in Haringsee, für die Kulissen von Staats- und Volksoper, Akademie- und Burgtheater errichtet wurde. Schön und gut.
Aber wie kann man diese Sammelstücke zu Gesicht bekommen? Normalerweise gar nicht – außer man ist Mitarbeiter/-in des Museums. Denn öffentlich sind diese Hallen leider nicht zugänglich. Sich an- und einzuschleichen bringt auch nichts: Sie sind mit Stacheldraht umzäunt und von Videokameras überwacht.
Wir wollten wissen, was dort so alles an Lagerware vorhanden ist, und suchten deshalb um einen Termin an. Er wurde uns gewährt. Frau Direktor Gabriele Zuna-Kratky empfing uns (Heinz Henninger, unser Enthüllungsgeschichten-erprobter Fotograf war auch dabei) persönlich nach einer Anfahrt ohne Wegweiser, Hinweisschildern und Hausnummern und einem Anruf, auf den hinauf sich ein großes Tor öffnete.
Ja, und dann ging es mitten hinein in die erste Halle. Irgendwie wirkte es ziemlich geisterhaft: Wie die Schlossgespenster in billigen Filmen standen sie in Reih’ und Glied, die Objekte unserer automobilen Vergangenheit. Wir lupften die Decken von ihnen und beamten uns zurück in unsere Jugend und Kindheit, in die Generation unserer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern.
Naja, ganz nett, was wir da an vierrädrigen Schätzen freilegten. Alltagskost – aber der große Hammer ist nicht wirklich dabei. Klar, die wirklich wertvollen Autos stehen ja im Museum in Wien, der Marcuswagen etwa oder ein Mercedes-Silberpfeil aus den 1950er-Jahren.
Hier im Depot in Haringsee stehen auch viele Oldies, die erst auf ihre Aufbereitung warten. Damit es bis zu einer Restaurierung nicht zu einer Verschlechterung ihres Zustands kommt, liegt der Fokus auf Konservierung. Deshalb wird hier für ein stabiles Raumklima mit rund 50 Prozent relativer Luftfeuchte und 20 Grad Temperatur gesorgt.
Auf unserer Aufdecker-Tour näherten wir uns nun unserem automobilen Erbe, den wirklich alten und sehr alten Autos, die wir nur aus Bildbänden mit historischen Fotos kennen.
Wir verließen die Halle mit den Autos und den Motorrädern, die bis zur Decke auf Hochregalen aufgestapelt sind, und beendeten unsere Tour in der nächsten Sektion, in der die Flugzeuge und Lokomotiven zu sehen sind, die vor kurzem aus dem aufgelassenen Depot in Wien-Floridsdorf hierher transportiert wurden.
Das neue Depot in Haringsee ist übrigens nicht das einzige des Technischen Museums: Das Hauptdepot befindet sich weiterhin in Wien-Penzing, und in Marchegg stehen immer noch viele Loks und Waggons Gleis an Gleis. Material für Aufdecker-Geschichten wäre also noch reichlich vorhanden.