Die Wüste lädt
Wie ist das eigentlich mit Reichweitenangst und Laden in einer der einsamsten Gegenden der Welt? Wir schnappen ein Tesla Model 3 und verbringen damit zwei Wochen im gottverlassenen Grenzgebiet zwischen Kalifornien und Nevada.
Los Angeles, Jänner 2019, Schauplatz Tesla-Abholcenter im südlichen Stadtteil Marina del Rey: Die Sonne verdampft hinter dem US-Westküsten-Moloch gerade blutrot im Pazifik, als Fotograf Markus und ich, die Schreibkraft, nach 12 Stunden Flug unsere Handys via App als Autoschlüssel für den fahrbaren Untersatz der nächsten zwei Wochen konfigurieren – ein Tesla Model 3 in der Ausführung "Long Range". Sprich: 75-kWh-Akku, Reichweite rund 500 Kilometer.
Vergangenen Sommer haben wir exakt dieses Modell als erstes deutschsprachiges Medium bereits ausführlich im steirischen ÖAMTC Fahrtechnik Zentrum Lang/Lebring getestet (hier nachzulesen). Auf den gut 2.000 Kilometern allerdings, die nun vor uns liegen, soll es weniger um trockene Zahlen, Daten und Fakten gehen, sondern vielmehr darum, was künftig auf alle Eigner des derzeit wohl spannendsten Elektroautos zukommt: der Alltag damit.
Unser Ziel: der Weg. Wir haben nämlich auch vor herauszufinden, wie es ist, in Regionen mit einem Elektroauto unterwegs zu sein, die so gottverlassen sind, dass sogar Benzin an den spärlich gesäten Tankstellen allein wegen des mühevollen Transportwegs oft doppelt so teuer ist wie in der Zivilisation. Unsere (vorerst) ängstliche These: Nicht auszudenken, wie es sich dort mit Lademöglichkeiten für E-Autos verhält.
Ich fahre stundenlange Etappen mit dem Autopiloten, merze als Beobachter seine technischen Mankos aus, er meine menschlichen. Als Team sind wir unschlagbar.
Christoph Löger, Redakteur
Elektro-Roadtrip
Die Eckpunkte unserer Tour lauten: Zuerst von Los Angeles nach Barstow an der Route 66, dann gen Norden durch die komplette Mojave-Wüste nach Las Vegas und von dort Richtung Westen durch den Schmelztiegel Death Valley zurück nach Los Angeles. So zumindest der ursprüngliche Plan. Was uns ausgerechnet im Tal des Todes nämlich blühen wird, wissen wir da noch nicht.
An dieser Stelle einstweilen nur soviel: Ohne das rare Ereignis wären wir nie auf den schlimmsten Designfehler des Model 3 draufgekommen. Außerdem treffen wir unterwegs auch noch auf einen Herrn im sehr fortgeschrittenen Alter, über den im auto touring demnächst exklusiv berichtet wird…
So. Die Handy-Registrierung mit dem Auto per Bluetooth ist abgeschlossen, wir steigen ein und schauen natürlich zuerst auf die Reichweiten-Anzeige des Model 3: 309 Meilen steht da, umgerechnet also fast exakt 500 Kilometer. Wir sind beruhigt, schließlich wissen wir nach mehreren tausend Tesla-Kilometern, dass man sich auf den Wert verlassen kann.
Es geht los. Unser Roadtrip ist wie üblich als ausführliche Foto-Story konzipiert und ich lade Sie herzlich ein, uns nun dabei zu begleiten…
Mit dem Tesla in die Wüste
1 Minute Meditation
So entspannt ist das Fahren mit Teslas umstrittenem "Autopiloten"…
Tesla Model 3: Licht und Schatten
Fazit
Unser ursprünglich abenteuerlich klingender Plan "Im Elektroauto in der Wüste" hat sich nach über 2.000 Kilometern durch die einsame Grenzregion zwischen Kalifornien und Nevada als geradezu simpler Alltags-Ausflug entpuppt: Die Supercharger-Infrastruktur von Tesla ist in der Wüste zwar nicht so breit aufgestellt wie sonst wo, dafür aber sehr klug verteilt, was in Verbindung mit der beeindruckenden Reichweite des Model 3 für Mobilität sorgt, die einem Auto mit Verbrennungsmotor tatsächlich gleichwertig ist.
Was noch dazu kommt: In der Wüste gibt es für die Wohnwagen-verrückten Amerikaner überall kleine "RV Parks" samt Stecker für die Stromversorgung der rollenden Eigenheime. Wer freundlich fragt, darf dort an einem freien Platz auch das Elektroauto anschließen – und hat damit sogar mehr "Tankstellen" zur Verfügung als Autofahrer, die von der Versorgung mit Benzin oder Diesel abhängig sind.