E-Bike gegen Rennrad

auto touring-Redakteurin Cornelia Buczolich tritt gegen den ehemaligen Radprofi Bernhard Kohl an. Kann sie auf der Großglockner Hochalpenstraße mit ihm mithalten?

Schummeln erlaubt. Wie ist es möglich, als klassische Hobby-Bikerin ohne besonderes Training Österreichs höchste Passstraße hinaufzufahren? Und das so schnell wie ein Radrennfahrer? Mit elektrischem Rückenwind natürlich.

Das möchte ich ausprobieren.

Mit etwas mulmigem Gefühl fahre ich zu dem Presse-Event mit Ex-Rennradprofi und Glocknerkönig Bernhard Kohl. Die Temperaturen machen es mir nicht besonders schmackhaft: Ich verlasse im Hochsommer kurz vor 8 Uhr bei 14 Grad und Nieselregen das Hotel in Bruck an der Großglocknerstraße. Wie kalt wird es wohl beim Ziel am Fuscher Törl auf 2.428 Metern sein? Ich versuche nicht daran zu denken. Mein Motivations-Pegel springt von Minute zu Minute auf und ab.

Challenge accepted

Die berühmteste Etappe der Österreich-Radrundfahrt auf der Großglockner Hochalpenstraße startet an der Mautstelle Ferleiten auf 1.145 Meter. Bernhard Kohls persönliche Bestzeit im Jahr 2006: 48 Minuten. "Diese Zeit werde ich jetzt nicht mehr schaffen. Jetzt wiege ich fast 13 Kilo mehr", so der ehemalige Glocknerkönig vor unserer Wettfahrt. Für den heutigen Tag hat er zwei Wochen trainiert. "Ich komme leider nicht mehr so oft zum Trainieren, weil in meinem Sportgeschäft Hochsaison ist. Und die Zeit mit meiner Familie ist mir auch sehr wichtig."

Gut, denke ich mir, ich habe schließlich auch nicht trainiert. Ich schaue mir Bernhards starke Wadeln und Oberschenkel an, vergleiche sie mit meinen. Seine Sprinterbeine und sein sportlicher Körper sprechen Bände. Die Voraussetzungen sind also gänzlich unterschiedlich. Aber nicht nur die Wadln, auch die Radln. Bernhard strampelt auf seinem Rennrad mit reiner Muskelkraft. Ich auf einem Haibike xduro der Trekking-Serie mit elektrischem Antrieb von Bosch. Der Radprofi schluckt, als er das E-Bike von uns Journalisten sieht. "Da werde ich es schwer haben", stellt er fest.


In den Sattel, fertig, los!

Um 8 Uhr beginnen die Vorbereitungen für die Glockneretappe. Bernhard Kohl setzt sich auf sein Rennrad. Ich nehme mit den anderen Journalisten die Herausforderung am Pedelec an. Die Glockneretappe: knappe 13 Kilometer, mit bis zu zwölfprozentiger Steigung.

Mit dem Bordcomputer steuere ich den Antrieb des E-Bikes und kann Fahrdaten wie Geschwindigkeit, Kalorienverbrauch, Akku-Leistung und Navigation ablesen. Ich fahre die ersten Meter ohne Motorunterstützung und schalte dann aber sehr schnell auf die leichteste Unterstützung – den Eco-Modus. Die drei stärkeren Antriebsmodi – Tour, Sport und Turbo – hebe ich mir für später auf.

Die Experten von eBosch haben uns versichert, dass eine Akkuladung vom Start bis ins Ziel ausreichen sollte. Ein Akkuwechsel während der Fahrt ist während der Wettfahrt nicht vorgesehen. Somit setze ich den Akkustrom zu Beginn nur unterstützend ein und bewege mich mit meiner Muskelkraft aufwärts. Wer weiß, ob der Saft noch bis ins Ziel reicht, wenn ich die Motorunterstützung in Richtung Maximum schalte?

Auch Bernhard hat mir den Tipp gegeben, nicht gleich mit voller Power loszustarten. Sondern meine Kräfte für die letzten Kilometer aufzuheben.

Der Weg ist das Ziel

Ich bin überrascht und sehr erleichtert, wie gemütlich diese spezielle Bergtour ist. Ohne Probleme absolviere ich Kehre für Kehre. Nach den ersten Kilometern schalte ich vom Eco- auf den höheren Tour-Modus. Ich bin Bernhard Kohl auf den Fersen. Eigentlich ist es viel mehr ein genüssliches Strampeln neben ihm. Ich aktivere den Sport-Modus und ziehe ihm davon. Das ist ja wirklich unfair.

Bernhard hängt sich in meinen Windschatten und lacht. Ich schalte wieder zurück auf den Tour-Modus, schließlich brauche ich den Strom noch für ein paar Kilometer.

Mit elektrischem Rückenwind genieße ich die Umgebung auf eine einzigartige und doch intensive Weise. Die Kälte spüre ich nicht. Sonne, Wolken und Regen wechseln sich ab.

Bernhard erzählt mir während der Fahrt, dass er mit dem Rennrad immer ohne elektrische Unterstützung fährt. "Die Unterstützung gibt’s ja nur bis 25 km/h. Das wäre mir zu langsam", lacht der ehemalige Rennradprofi. Seine Kinder führt er hingegen täglich mit dem E-Bike in den Kindergarten. In seiner Freizeit ist er überhaupt sehr gerne elektrisch unterwegs. "Meine Zeit ist leider sehr begrenzt, habe oft nur zwei Stunden zum Radfahren." Bernhard schmeißt sich dann aufs E-Bike und kann so im Wienerwald größere Touren machen. Er hat seiner Frau übrigens auch ein E-Bike gekauft, damit sie gemeinsam Ausflüge machen können. "Unsere Leistungsunterschiede sind durch die Motorunterstützung ausgeglichen, sie kann sich damit meinem Tempo anpassen."

Auch ich passe mich heute mit meinem Pedelec Bernhards Tempo an. Klar könnte ich mit dem Turbo-Modus davonziehen, da würde ich dann aber sicherlich nicht weit kommen. "Ich fahre mit Halbgas", keucht Bernhard während der Tour. Auch er hebt sich seine Power für die letzten Kilometer auf. Das Motto der Tour: Gemeinsam ins Ziel zu kommen. 

Wer gewinnt?

Wir sind fast eine Stunde unterwegs. Ich hatte es mir anstrengender vorgestellt. Bosch schiebt mich flott bergauf. Ich habe mittlerweile aber auf den Sport-Modus geschaltet, um noch immer mithalten zu können. Kurz vor dem Ziel, dem Fuscher Törl auf 2.428 Metern, reißt sich Bernhard von der Gruppe ganz unerwartet los und sprintet uns davon – natürlich mit reiner Muskelkraft. Oh nein! Ich schalte auf den stärksten Antriebsmodus: Turbo. Aber schaffe es nicht, ihm dicht auf den Fersen zu bleiben. Nach einer Stunde und zwei Minuten ist der Ex-Rennradprofi im Ziel. Ich auch – nur ein paar Sekunden später. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er am Schluss so schnell loszieht. 

Fazit: Für all jene (inklusive mir), für die es eine riesige Herausforderung ist, die Großglockner Hochalpenstraße mit ihren Höhenmetern zu bezwingen, ist ein elektrischer Hilfsantrieb sicherlich von Vorteil.

Eckdaten zur Fahrt und zum E-Bike

Auf meinem Bordcomputer lese ich folgende Daten ab:


Glockner-Etappe: Mautstelle Ferleiten (1.145 m) bis Fuscher Törl (2.428 m)
Gesamtlänge: 12,9 Kilometer
Zeit: eine Stunde 2 Minuten.
Restreichweite im Eco-Modus: 4 Kilometer (in der höchsten Stufe Turbo wäre ich nicht mehr weit gekommen)
Kalorienverbrauch: 659
Watt/Durchschnitt: 125

Ausstattung:


Elektrofahrrad: Haibike xduro trecking 4.0 epowered by Bosch
Motor: Bosch Performance CX
Drehmoment: bis 75 Newtonmeter
Akku: PowerTube 500 (500 Wattstunden)
All-in-one Bordcomputer Nyon: Navigation mit E-Bike-Steuerung und Fahrdaten
Preis: 3.449 Euro




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