Easy Riders in Uganda
Sie halten das Land in Bewegung: Boda Bodas, die Motorradtaxis Ugandas, sind wichtigstes Verkehrsmittel des Landes, schaffen Zukunftsperspektiven für junge Männer – und bieten die perfekte Kulisse für einen neuen Fotoband. Von Michael Hafner
Sie sind überall! Uganda ist ein vielfältiges Land – Viertausender, Nationalpark-Savannen, Wüstengebiete, Regenwälder, eine Millionenstadt und einer der größten Seen reihen sich auf etwa der halben Fläche Deutschlands aneinander. Alle paar Kilometer bietet sich ein anderes Bild, wenig bleibt im ganzen Land gleich.
Ein paar Dinge aber sind allgegenwärtig: Dazu gehören warmes Coca Cola in seit Jahrzehnten wiederbefüllten Glasflaschen, Waragi Gin, der aus Maniok oder Hirse gebrannt wird, und Boda Bodas.
Boda Bodas sind Motorradtaxis, das wichtigste Verkehrsmittel Ugandas. Es gibt nichts, was sie nicht transportieren würden – seien es vierköpfige Familien, ganze Bettgestelle oder eine Lastwagenladung Wasserkanister. Und es gibt kaum einen Ort, den sie nicht erreichen. Sie schlängeln sich durch den dichten Verkehr der Hauptstadt Kampala, sind für viele Kinder der einzige Weg, in die Schule zu kommen, und erreichen über holprige Staubpisten auch die abgelegensten Dörfer.
Für Reisende ist es ein Nervenkitzel, auf dem Rücksitz eines Motorrads durch den dichten Stadtverkehr zu pflügen, für die Einwohner Ugandas sind Boda Bodas überlebenswichtig. Im Kampala gibt es für 1,5 Millionen Einwohner gerade einmal zwei Buslinien. Postbusse fahren zwar sternförmig in alle wichtigen Städte im Land, aber nur einmal am Tag. Und Sammeltaxis sind zwar fast so häufig anzutreffen wie Boda Bodas – sie fahren aber erst dann los, wenn der Fahrer sie für ausreichend voll befindet. Und das heißt: wirklich voll.
Boda Bodas lösen das Verkehrsproblem – und noch ein weiteres großes Problem. Sie bieten jungen Männern eine Zukunftsperspektive. Die Einstiegshürden sind niedrig: Führerschein ist nicht notwendig, die indischen Bajaj Boxer-Motorräder, die praktisch alle Boda Boda Fahrer nutzen, sind auch für ugandische Verhältnisse erschwinglich, und das Einkommen ist gut. Umgerechnet bis zu fünfzehn Euro Tagesverdienst sind möglich – das ist ein Haufen Geld in einem Land, dessen Bruttonationalprodukt pro Kopf ein etwa 600 Euro jährlich liegt.
Im Visier der Behörden
Die Boda Bodas immer wieder im Visier der Behörden: Sie sollen strenger reguliert und kontrolliert werden, in der Hauptstadt Kampala war sogar im Gespräch, sie ganz aus dem Stadtzentrum – wo sie am dringendsten benötigt werden – zu verbannen. Hohe Unfallzahlen und der Wunsch nach einem sauberen, moderneren Stadtbild waren die häufigsten Argumente.
Dagegen wehren sich die Fahrer und die Bevölkerung, die auf keinen Fall auf ihre Boda Bodas verzichten will. Fahrer sind jetzt in gewerkschaftsähnlichen Associations organisiert und arbeiten hart an ihrem Image. Dazu gehören freiwillige Fahr- und Erste-Hilfe-Trainings, Helme (die bis jetzt sehr unüblich waren) und aufwendige Dekorationen, mit denen die Einheitsmotorräder gepimpt werden: Handbemalte Auspuffrohre, Sitzbezüge in Krokodilleder- oder Louis-Vuitton-Optik, Flaggen, Aufkleber, Plastikblumen und kleine Blechschilder mit Bibelverweisen verwandeln rebellische Biker in servicebeflissene Kleinunternehmer. Und sie bieten in der farbenprächtigen Landschaft Ugandas eine weitere bunte Attraktion.
So kann man das Boda-Boda-Fotobuch unterstützen
Derzeit ist ein aufwendiges Fotobuch in Vorbereitung, für das Dutzende Fahrer und Passagiere in Momentaufnahmen des Alltagslebens in Ostafrika porträtiert wurden. Das Werk kann man mit einer kleinen Spende unterstützen. Mehr bzw. den Kickstarter dazu gibt es (in englischer Sprache) hier.
Mehr zu Uganda, vor allem zu den berühmten Berggorillas, lesen und sehen Sie hier.