Vor der Fahrt entspannen
Nicht nur die Maßnahmen während der Fahrt sind essenziell, um einen kühlen Kopf zu bewahren, auch die Vorarbeit ist wichtig. Einerseits ergab die ÖAMTC-Umfrage, dass für 54% ein besseres Zeitmanagement im Vorhinein das Stresslevel während der Fahrt spürbar senkt. Es gilt jedoch auch präventiv das eigene Innenleben auf stressige Situationen einzustimmen: "Bei bereits vorhandener Wut, aber auch überhäufender Freude oder tiefer Trauer, ist es besser nicht selbst zu fahren. Lieber eine kurze Atempause einlegen, einen Freund zum Aussprechen anrufen oder ein wenig Bewegung machen, um die Energie abzubauen", rät Verkehrspsychologin Seidenberger.
Bewegung reduziert sogar aktiv die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol. Diese Hormone sorgen für eine Verkürzung der Faszien, außerdem werden wir unter ihrem Einfluss aggressiv und denken eigennütziger. Dehnübungen und Sport helfen dabei die Faszien wieder zu entspannen und die aufgebauten Stresshormone abzubauen.
Tränen und Glück
Doch nicht nur negative Emotionen wie Aggression und Stress können uns gefährlich werden. Auch wenn wir Trauer oder Freude mit ins Auto nehmen, ist für ordentlich Ablenkung gesorgt. Moritz G. erzählt von seinem Beinahe-Unfall: "Ich war einfach nur gut gelaunt. Es war ein lustiger Abend mit Freunden, wir waren mit mehreren Autos unterwegs, und ich wollte einen Freund zum Spaß überholen. Ich wusste, dass dann eine Kurve kommt, habe mir aber gedacht, dass sich das schon ausgeht. Es gelang mir gerade noch mein schleuderndes Auto rechtzeitig einzubremsen." Im Nachhinein bezeichnet er seine gute Laune und den daraus resultierenden Übermut als Hauptgründe, weshalb er dieses Manöver gewagt hat. Auch Trauer senkt unsere Konzentration. "Ich hatte gerade erfahren, dass ich meinen Job verlieren würde. Ich bin weinend ins Auto gestiegen, war völlig von der Rolle. Schon beim Ausparken bin ich rückwärts in einen Balken des Carports gerollt. Dabei kenne ich den Parkplatz dort genau", erzählt Julia S.
Was diese Beispiele aufzeigen: Unterschiedliche Emotionen beeinflussen unsere Fahrweise auf unterschiedliche Weise. Große Freude sorgt für gefährlichen Übermut. Bei Trauer wird dagegen die Wahrnehmung langsamer. Ebenfalls sehr präsent im Verkehr ist die Emotion Angst – sie kann uns lähmen oder irrationale Reaktionen auslösen. Tipps, wie man mit ihr umgeht, finden Sie hier.
Hirn ans Steuer
Auch wenn sie uns im Straßenverkehr ablenken: Verdrängen sollten wir unsere Emotionen nicht. Vielmehr gilt es sich selbst und die eigenen Instinkte besser kennenzulernen. So individuell wir Menschen sind, so individuell reagieren wir auf starke Gefühlsausbrüche. Ob nun mit Selbstreflexion, Empathie oder guter Vorarbeit: Am Ende muss das Hirn gegen das Herz gewinnen.
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