— Sie sind seit mehr als 30 Jahren Fahrlehrer, was hat sich verändert?
OLIVer Köck: Ein großer Erfolg bleibt die Mehrphasenausbildung, die Führerscheinneulinge seit bald 20 Jahren länger begleitet. Das Verhältnis bestandener Prüfungen zu den nicht bestandenen hat sich kaum verändert. Was sich allerdings verändert hat, ist das Alter der Fahrschüler/-innen. Früher war man mit 25 Jahren ein Senior, heute sind Anfänger mit mehr als 30 Jahren Normalität.
— Wie sieht es mit der Prüfungsfreude aus?
OLIVer Köck:Bis zum Abschluss dauert es heute länger. Die jungen Leute lassen sich gern Zeit. Ich hatte einen Schüler, der schloss den B-Schein erst nach 15 Jahren ab. Am Land ist es etwas anders, da machen viele schon mit 15 Jahren den Mopedschein, um zur Lehrstelle zu kommen. Tendenziell ist die Zahl der Fahrschüler/-innen seit Jahren leicht rückläufig, wobei es im Coronajahr 2020 ein kleines Plus gab, auch der A-Schein wird wieder beliebter. Rund 80 meiner 800 Fahrschüler/-innen machen den B-Schein. Desaströs ist der Rückgang in der Lkw-Ausbildung, das spürt die Branche.
— Was ist in der Lehre besonders wichtig?
OLIVer Köck:Ich wünsche mir mehr Zeit für die Schulung des Verhaltens im Verkehr. Ein großer Teil der Unfälle ist weniger auf mangelndes technisches Wissen als auf unzureichende Fahrpraxis zurückzuführen.
— Was ist für die Fahrpraxis wichtig, insbesondere für Eltern, die mit Ihren Kindern mit dem L-Schild im Auto üben?
OLIVer Köck:Die theoretische Einweisung der Eltern ist sehr wichtig. Dabei lehre ich zum Beispiel die richtige Blicktechnik in beide Spiegel und über die Schulter. Die stillen Momente des ausnahmslosen Schauens in alle Richtungen sind sehr wichtig. Denn hier spürt oder hört der Schüler kein sofortiges Feedback, wie er es aber erhält, wenn der Motor abstirbt, wenn er z.B. die Kupplung zu schnell losgelassen hat.
Wir sollten auf das Bewusstsein für den toten Winkel fokussieren, stattdessen kompensiert die Autoindustrie Fehler mit dem Einbau von Assistenzsystemen. Unsere Fähigkeiten degenerieren, weil uns die moderne Technik vieles abnimmt. Aber natürlich retten Airbags, Tempomat oder Gurte Leben.
— Gibt es weitere relevante Tipps?
OLIVer Köck:Die berühmte 2-Sekunden-Regel. Jeder und jede sollte wissen, was ein ausreichender Sicherheitsabstand ist und diesen während der Fahrt spontan anwenden können. Das würde viele Unfälle verhindern.
Ich glaube immer noch an den Spruch: Was Hänschen nicht gelernt hat, lernt Hans nimmermehr. Der aufmerksamste und versierteste Autofahrer ist aus meiner Sicht jener, der auch mit dem Rad fährt, zu Fuß geht oder Öffis nutzt. Denn er hat ein komplexes Mobilitätsbewusstsein.
— Was erlebt man so im Fahrschulalltag?
OLIVer Köck:Es gibt eine witzige Geschichte: Ich hatte einen Fahrschüler, der war Bodybuilder. Ich bat ihn in seiner ersten Motorradeinheit, die Suzuki GN 250, ein leichtes Anfängermotorrad, zu reversieren und umzudrehen. Er schnappte die Maschine am Lenker und am Sattel und drehte sie in der Luft um 180 Grad. Übung gelungen, würde ich sagen.
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