Vielbeschäftigte Kilometerfresser meiden Elektroautos meist wie der sprichwörtliche Teufel das Weihwasser: Die immanente Angst, auf dem Weg zu einem wichtigen Termin unterwegs wertvolle Zeit beim Aufladen zu verlieren oder das erlaubte Autobahn-Tempo nicht ausreizen zu können, schreckt ab.
Dieses zermürbende Gefühl, im Gegensatz zu all den anderen daneben auf der Straße zu langsam zu sein, nicht g'scheit voranzukommen, durch Überholmanöver keine kleinen psychologischen Siege zwischendurch zu erzielen, ist angesichts dieser Zeiten des permanenten Drucks von allen Seiten aber auch irgendwie verständlich, keine Frage.
Lassen Sie mich bitte trotzdem gleich eingangs vorwegnehmen, welche zwei Lehren ich daraus zog, nachdem ich soeben drei Tage lang versucht habe, den vollgepackten Berufsalltag eines Vielfahrers nachzuvollziehen – in einem Elektroauto.
Erstens: Die Qualität der inneren Ruhe, die das stille und konstante Dahingleiten in einem E-Auto auf der Langstrecke erzeugt, ist mit keinem noch so tollen Stundenlohn aufzuwiegen. Ich persönlich empfinde das stets als schöne Zeit für mich selbst, wenn ich mir genüsslich und vor allem auch bewusst neue Musik (persönlicher Geheimtipp: Larkin Poe) oder schwierige Hörbücher zuführe, ohne ständig – klick, klick – den Blinkerhebel zwischen den Fingern zu spüren. Schließlich geht das seit jeher nirgendwo so gut wie allein im Auto.
Zweitens: Während dieser Tour ist unser Fotograf Markus in einem eigenen Begleitfahrzeug mitgefahren, da er und ich – Stichwort: Abstand – kein Corona-Risiko eingehen wollten. Er war in einem dieselgetriebenen Pick-up unterwegs, hat alle legalen Geschwindigkeiten ausgenützt und kam auf langen Etappen aber trotzdem meist nur ein paar Minuten früher ans Ziel als ich im Elektroauto.
Sprich: Flottes Fahren inklusive ständigem Bremsen und Beschleunigen führt bloß subjektiv schneller zur Destination. Die Durchschnittsgeschwindigkeit macht's aus, und die ist im Elektroauto eben nur marginal geringer als in einem Verbrenner.
(Hinweis: Dies ist eine sehr lange und ausführliche Reportage, die viele Facetten der Elektromobilität behandelt. Wir freuen uns, wenn Sie sich die Zeit nehmen, schätzen die Lesedauer allerdings auf etwa 20 bis 30 Minuten.)
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