Ein junger Bursche macht auf der Fahrbahn in einer Stadt ein Selfie
© Midjourney
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Oktober 2024

Von A nach B mit Generation Z

Sie streamen, sharen, sliden in DMs und machen auch sonst viel, das nicht jeder versteht. Doch zumindest beim Thema Mobilität scheinen die 15- bis 30-Jährigen gar nicht so anders zu ticken als ihre Eltern und Großeltern.

Wenn Julian H. um kurz vor sieben Uhr in der Früh seine Wohnung in Linz verlässt, um in die Arbeit zu fahren, dann gibt er ein Bild ab, das wohl viele Menschen von der jungen Generation haben – und von ihrer Mobilität.

Der 19-jährige IT-Lehrling fährt mit dem Elektro-Scooter zu seinem Arbeitsplatz, dem ÖAMTC-Stützpunkt in der oberösterreichischen Landeshauptstadt. 20 Minuten brauche er für den Weg. Und wenn das Wetter schlecht ist, es regnet oder kalt ist? "Dann fahre ich mit der Bim, das dauert eine halbe Stunde."

Das eigene Auto ist out, alternative Mobilitätsformen wie E-Scooter, Carsharing und Fahrrad in. Doch entspricht dieses Bild überhaupt der Realität? Wie bewegen sich junge Menschen tatsächlich fort und wie wollen sie in Zukunft von A nach B kommen?

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Die Jugendlichen streben danach, flexibel zu sein und die Welt zu sehen.

Karoline Bohrn, Soziologin und Researcherin bei Foresight

So bewegen sich Jugendliche

Tatsache ist: Junge Menschen fahren weniger Auto. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest ­eine Grundlagenstudie des ÖAMTC mit 2.000 Befragten: Dort gaben lediglich 40 % der 16- bis 19-Jährigen an, das Auto als Fahrende zu nutzen, während es über alle Altersgruppen hinweg mehr als doppelt so viele waren, nämlich 82 %. Ähnliche Zahlen brachte 2022 auch eine Studie der Europäischen Kommission hervor: Ein Drittel aller 15- bis 29-Jährigen gab in der EU-weiten Umfrage an, als Haupttransportmittel ein Auto selbst zu lenken. Bei den 30- bis 65-Jährigen waren es hingegen mehr als die Hälfte.

Auch bei der Nutzung des öffentlichen Verkehrs und des Fahrrads waren die jungen Leute in dieser Studie klar voraus. Eine allgemeine Abneigung gegenüber dem Auto als Verkehrsmittel scheint es aber nicht zu geben: Beide Erhebungen kommen nämlich auch zum Schluss, dass junge Menschen deutlich öfter als Beifahrende im Auto unterwegs sind als Erwachsene.

Auto bedeutet Freiheit

"Es wird immer gesagt, dass sich die Generation Z stark von anderen Generationen unterscheidet. Doch auch die 16- bis 20-Jährigen wollen in Zukunft fliegen und Auto fahren. Sie streben danach, flexibel zu sein und die Welt zu sehen", sagt Karoline Bohrn. Die studierte Soziologin und Konsumentenforscherin lehrt an der Universität Wien und ist bei Foresight als Researcherin tätig. Das Sozialforschungsinstitut wertet eine der umfangreichsten Studien zum Thema Jugend in Österreich aus: die jährlich durchgeführte Ö3-Jugendstudie.

Auch 2024 haben wieder 30.000 Menschen ab 16 Jahren zahlreiche Fragen aus allen Lebensbereichen beantwortet, darunter auch rund ums Thema Mobilität. Die Antworten widerlegen die Klischees. Für 54 % der 16- bis 20-Jährigen bedeutet das Auto Freiheit, während es bei den über 34-Jährigen nur 36 % sind. Dafür geben mehr als die Hälfte der Erwachsenen an, ein ­Auto im Alltag einfach zu brauchen.

Karoline Bohrn sagt: "Die jungen Leute mussten im Zuge der Coronapandemie auf vieles verzichten und wollen nun ihr Leben leben. Da passt das Freiheitsgefühl eines Autos einfach dazu. Vor allem jene, die am Land wohnen, wollen und brauchen ein Auto." Oder ein Quad.

L17 im Trend

In Moosbach bei Mauerkirchen gibt es alles, was zu einer Ortschaft dazugehört: Pfarrkirche, Gasthaus, Kapelle und klar: eine freiwillige Feuerwehr. Hier, im Norden Oberösterreichs, lebt Yvonne K. gemeinsam mit ihrer Familie – und ihrem Quad. Nur 45 km/h schnell, ermöglicht es ihr dennoch Selbstständigkeit. Yvonne hat einen AM-Führerschein, sie darf mit ihren 16 Jahren dieses vierrädrige Leichtkraftfahrzeuge lenken. Und das tut sie auch täglich.

"Um 6.10 Uhr starte ich zu meiner Lehrstelle in Ried im Innkreis. Um 7.15 Uhr komme ich an", erzählt Yvonne. Selbst im Winter nutzt sie ihr Quad, zumindest, um zum Bahnhof zu gelangen. Denn der liegt gut zehn Kilometer von ihrem Wohnort entfernt. Immerhin dauere die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln plus Quad genau­s­o lange wie nur mit dem Quad. Es fährt ja nur 45 km/h. Auch deshalb möchte Yvonne so schnell wie möglich den B-Führerschein machen. Wie viele andere in ihrem Alter: Mehr als jede:r zweite 16- bis 17-Jährige will laut Ö3-Jugend­studie in Zukunft mehr Auto fahren als aktuell.

85 % mehr L17-Führerscheine wurden 2023 im Vergleich zu 2006 ausgestellt. In absoluten Zahlen: 31.369 zu 16.997.

Maximilian Barcelli, Redakteur

So früh wie irgend möglich war Magdalena P. mit ihrem Schein dran. Es war ihr 17. Geburtstag, als die Schülerin aus Kobenz im Murtal ihre Prüfung abgelegt hat. Seitdem ist sie oft mit dem Auto ihrer Eltern unterwegs. "Bei uns machen fast alle den L17", erzählt Magdalena. Kein Wunder: Im Nebenbezirk Murau haben 71 % der 17-Jährigen 2023 die vorgezogene Lenkberechtigung absolviert – so viele wie nirgendwo sonst in Österreich. Dass der L17 generell beliebter geworden ist, zeigt die Statistik deutlich: Waren 2006 noch 20,4 % aller neu ausgestellten ­B-Scheine vorgezogene Lenkberechtigungen, betrug der Anteil 2023 satte 38,6 %.

Magdalena nutzt ihren Schein gerne – um Freunde zu treffen oder in die Schule zu fahren. Abends gibt es eine Alternative: die Nightline Murtal, eine Buslinie, die bis spät in die Nacht fährt und ihren Fahrplan an örtliche Events anpasst. Die Jugend im Murtal schätzt das Angebot: „Der Bus ist immer gestopft voll.“

In Ballungsräumen fällt Jugendlichen die Fortbewegung in der Nacht leichter. So bieten die ÖBB hier Nacht-S-Bahnen an, wie ein Sprecher auf Anfrage wissen lässt. Und reißen alle Stricke, gibt es in Städten und ihrem Umland eine höhere Dichte an Taxiunternehmen oder Fahrvermittlern wie Uber. Das Unternehmen lässt wissen, das hierzulande 7 % der Kund:innen zwischen 18 und 24 Jahre alt sind.

Wie sich Unternehmen anpassen

Ein Hindernis bei der Nutzung von Taxi und Co. sind besonders für Jugendliche die vergleichsweise hohen Preise. "Ich fahre nicht gerne mit dem Taxi, weil es zu teuer ist", meint auch Yvonne, die Quadfahrerin aus Oberösterreich.

Ähnlich geht es auch Nafiza F. Sie ist 16 Jahre alt, gerade auf der Suche nach einer Lehre und lebt in Wien. "Es gibt ein paar Wege, die ich mit den Öffis nicht bestreiten kann. Weil ich nicht wirklich viel Geld für ein Taxi ausgeben kann, muss ich dann zu Fuß gehen."

Immerhin: Viele Unternehmen passen sich an die finanziellen Realitäten von Jugendlichen an. Von der Vorteilscard Jugend über das Sommer­ticket bis hin zum Interrail-Ticket haben die ÖBB eine Menge Sonderangebote für Jugendliche dauerhaft im Programm. Der ÖAMTC bietet Jugendlichen im Alter von 15 bis 19 Jahren eine Gratis-Mitgliedschaft, mit der alle Vorteile einer Auto-Mitgliedschaft genutzt werden können (siehe Information ganz unten). Die Porsche Bank setzt mit sharetoo auf Carsharing, um junge Menschen zu erreichen. "Carsharing wird relevant, wenn individuelle Mobilität sonst nicht realisierbar ist, etwa durch finanzielle Limitierungen", meint auch Soziologin Bohrn. In Wien arbeitet die Porsche Bank mit den Wiener Linien zusammen und bietet Autos als "WienMobil Auto" an. Apropos Wiener Linien: In der Hauptstadt und ihrer Umgebung nutzen aktuell rund 250.000 junge Menschen ein (Top-)Jugendticket oder ­eine Semesterkarte – gut ein Fünftel aller Stammkundenticketbesitzer des Unternehmens.

89 % aller 16- bis 20-Jährigen gaben bei der Ö3-Jugendstudie an, dass ein Auto zum Alltag bzw. zu ihrer Zukunft gehört.

Jakob Stantejsky, Redakteur

Das Geschlecht spielt eine Rolle

Auch Nafiza F. nutzt ein Top-Jugendticket untertags gerne, in der Nacht weniger. Denn zu ihrer Lebensrealität gehört nicht nur, dass sie im urbanen Raum wohnt, sondern auch, dass sie eine Frau ist. "Manchmal ist es schwierig. Beim Fortgehen habe ich schon ein bisschen Angst, dass irgendwas passieren könnte." Auch deshalb möchte sie den Führerschein machen, um das Automobil als Safe Space zum Wohlfühlen zu nützen. Überhaupt scheinen Geschlechter eine Rolle bei der Einstellung zu Mobilität zu spielen: So gaben bei der Ö3-Jugendstudie 53 % der 16- bis 25-jährigen Männer an, das Auto bedeute für sie Freiheit, während es bei den Frauen 41 % sind. Bei Menschen, die sich keinem binären Geschlecht zuordnen, sind es nur 30 %. Und auch wenn Nafiza wie viele andere Frauen (26 %) mehr Auto fahren möchte als aktuell, ist der Anteil bei den männlichen Befragten mit 37 % deutlich höher.

Zwischen Komfort und Gewissen

Ob Mann oder Frau, Stadt oder Land: Die persönliche Mobilität wird von der vorhandenen Infrastruktur, dem eigenen Alltag und finanziellen sowie gesetzlichen Möglichkeiten bestimmt. Diese unterscheiden sich zwischen den Generationen, weshalb manche Mobilitätsformen intensiver genutzt werden als andere: "Der öffentliche Verkehr ist und war für Kinder und ­Jugendliche selbstverständlich. Der Weg zur Schule wird meist mit Bus und Bahn erledigt", meint ein Sprecher der ÖBB. "Ich nutze zwar oft das Auto, fahre aber auch mit dem Bus. Das ­würde für meine Eltern nicht infrage kommen", erzählt auch Magdalena aus dem Murtal.

Abgeschrieben ist das Auto aber aus den verschiedensten Gründen nicht: Dafür bietet es laut der Studie der Europäischen Kommission zu viel Komfort, wie 53 % der unter 30-Jährigen an­gaben. Noch wichtiger ist die Schnelligkeit, die das Auto mit sich bringt: 74,8 % begründen die Nutzung des Autos mit der Zeitersparnis. Reine Notwendigkeit treibt junge Menschen allerdings gar nicht so oft ans Steuer. Nur ein Viertel der Befragten gab an, keine öffentlichen Alternativen zu haben, so wie Yvonne.

Die Grüne Generation Z: ein Mythos?

Ganz so ist es natürlich nicht. Zwar stellt die Ö3- Jugendstudie fest, dass 63 % der 16- bis 20-Jährigen sich mehr darum sorgen, das eigene Leben im Hier und Jetzt zu bewältigen. Nur für die restlichen 37 % stehen die Folgen des Klimawandels in 20 Jahren im Vordergrund. Andererseits sehen 79 % der unter 26-Jährigen dringenden Handlungsbedarf beim Klimawandel.

Klar zeigt sich: Die jungen Leute wollen zuallererst ihre eigene Welt unter Kontrolle bringen, bevor sie sich um das große Ganze kümmern. "Viele junge Menschen sehen hier die Politik in der Verantwortung, anstatt dass die oder der Einzelne die Last tragen soll. Sie kaufen zwar gerne Bio-Lebensmittel oder Secondhand-Kleidung, aber wollen nicht ihr gesamtes Leben einschränken, um ohnehin nur einen kleinen Teil beitragen zu können", sagt Karoline Bohrn.

Ein Mädchen und ein Bursche machen ein Selfie in der Stadt und lachen in die Kamera © Midjourney
In der Stadt stehen viele Formen der Mobilität zur Auswahl. Am Land sieht es anders aus.

Der ÖAMTC unterstützt: Die kostenlose Mitgliedschaft

Junge Menschen möchten individuell mobil sein. Der ÖAMTC steht ihnen dabei mit der Gratis-Mitgliedschaft für 15- bis 19-Jährige zur Seite. Sie ist kostenlos, ohne Bindung und endet automatisch am Ende des Jahres, in das der 19. Geburtstag fällt. Dabei bekommt man alle Vorteile einer ­Auto-Mitgliedschaft, außerdem sind auch eine Privathaftpflicht- und Unfallversicherung inklusive. Unterstützung durch den ÖAMTC gibt es auch in Form der Führerschein-Test-App inklu­sive L17-Fahrtenbuc­hverbindung, mit der immer und überall für die Prüfung gelernt werden kann.

Die digitale Drohnen-Info klärt mit einer interaktiven Karte über Einschränkungen und Flugverbote auf und in der Meine-Reise-App gibt’s Stadtpläne, Einreise-, Verkehrsbestimmungen und eine Reise-Checkliste hilft beim Packen.

Die Mitgliedschaft für 15 bis 19-Jährige ist nicht nur kostenlos, man kann mit ihr sogar Geld sparen. Dank diverser Vorteilspartner gibt es als Mitglied des größten Mobilitätsclubs Österreichs Prozente beim Padel-Tennis, Burgeressen im Hard Rock Cafe oder Shoppen im Outlet.

Mehr Infos: ­www.oeamtc.at/young

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