— Wie kann man sich ein GNSS vorstellen?
Prof. Robert Weber: Der Begriff GNSS ist der Überbegriff für alle globalen Satelliten- und Navigationssysteme. So ein System besteht aus drei Komponenten: die Raumkomponente, also die Satelliten im Orbit, die Bodenkomponente, das sind die mit den Satelliten im Kontakt stehenden Bodenstationen, und schlussendlich wir, die Nutzerinnen und Nutzer. Also etwa Auto-Navigationsgeräte, die Satellitensignale empfangen.
— Wie viele solcher Satelliten sind denn da oben unterwegs?
Prof. Robert Weber: Es sind immer zwischen 100 und 120 Satelliten insgesamt im Orbit, also ungefähr 30 pro System. Es müssen aber mindestens 24 pro System im Orbit sein, damit immer eine globale Abdeckung gewährleistet ist.
— Wann ist der erste Satellit gestartet?
Prof. Robert Weber: 1979, aber das war nur ein Testflug. Begonnen hat alles mit GPS, Glonass folgte dann in den 90er-Jahren und danach bald auch Galileo und Beidou.
— Wie oft werden neue Satelliten gestartet?
Prof. Robert Weber: Das sind pro System circa zwei bis drei Satelliten pro Jahr. Die Satelliten selbst und die Starts sind sehr teuer, das passiert also nur, wenn es unbedingt notwendig ist. Allerdings werden Satelliten nach etwa 10 bis 15 Jahren defekt, die Satellitenuhr altert oder die Sonnenpaneele speichern zu wenig Energie.
— Was bedeutet "Tracking"?
Prof. Robert Weber: Die Satelliten senden immer Informationen Richtung Erde, unabhängig davon, ob sie getrackt werden oder nicht. Tracken heißt, dass das Endgerät von allen Satelliten im Sichtfeld Signale empfängt und damit vorrangig Codestreckenmessungen durchführt.
In der Stadt hat man Glück, wenn vier Satelliten eines Systems im Sichtfeld sind, im unbebauten Gebiet kann man auch bis zu 12 Satelliten gleichzeitig anmessen. Mindestens vier Satelliten müssen allerdings gleichzeitig verfügbar sein, um eine Position bestimmen zu können.
— Wie arbeitet das Navi im Auto mit GNSS?
Prof. Robert Weber: Unsere Navigationssysteme verfügen über eine eingebaute Antenne, welche die Satellitensignale trackt. Aus diesen Signalen errechnet sich der im Endgerät eingebaute Chip einen vierdimensionalen Kugelschnitt. Das bedeutet, die Längen-, Breiten- und Höhen-Koordinate des Receivers, also in diesem Fall des Autos, plus den Zeitfehler der Empfängeruhr.
Kurz: Die ausgerechnete Info wird an das Navi übergeben und die dort programmierte Software arbeitet dann mit diesen Infos und der vorab vom Hersteller heruntergeladenen Karte. Auch die Verkehrsinfos werden nicht von den GNSS-Satelliten ausgestrahlt, die kommen vom Verkehrsfunk.
— Wie stehen die einzelnen globalen Navigations-Satellitensysteme zueinander?
Prof. Robert Weber: GPS, Galileo, Glonass und Beidou sind eigenständige, von den USA, Europa, Russland und China aufgebaute Systeme. Gemeinsamkeiten wie die genutzten Koordinatensysteme helfen allerdings dem Nutzer bei der Kombination der Satellitensignale.
— Wenn GPS überall vertreten ist, welche Rolle spielt dann Galileo?
Prof. Robert Weber: GPS ist das älteste und auch relevanteste System. Es ist immer und überall GPS drinnen, aber die guten Systeme können mehr als nur ein GNSS tracken. Hier kommt dann Galileo ins Spiel.
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