Wir verbuchen zuerst auf der Plus-Seite…
* Der HyperHybrid ist KEIN Range-Extender-System. Alles Fahrdynamische kommt immer aus der Batterie. Frank Obrist: "Darauf bin ich ganz allergisch. Es steckt ja schon im Namen 'Range Extender' alles drinnen, was da von Ingenieursseite fundamental falsch gemacht wird. Warum sollte ich ein Elektroauto kaufen, bei dem erst recht wieder ein konventioneller Verbrenner die ganze Arbeit verrichtet, wenn die Akkus leer sind? Der BMW i3 ist das beste Beispiel für diesen Unsinn."
* Ein Mittelklasse-Fahrzeug mit HyperHybrid kann um unter 20.000 Euro an den Endkunden verkauft werden, samt allen Vorteilen des elektrischen Fahrens, allerdings ohne die gefürchtete Reichweiten-Angst: Es handelt sich um ein Plug-in-System, das in punkto Reichweite keinerlei Lade-Infrastruktur benötigt. Man kann das Auto anstecken, muss aber nicht.
Obrist: "Über 65 km/h lädt unser Benzinmotor die Batterie wieder sanft nach. Was all die heutigen Akkus nämlich am allerwenigsten können, ist vollladen und komplett entladen. Da gibt’s vielleicht 500 Zyklen, danach ist die Kapazität bei 80 Prozent. Wir hingegen laden zwischendurch immer ein wenig nach, da kann die selbe Chemie zehn Mal mehr Energie umsetzen." Und wenn man doch einmal weiter weg muss als die 60 möglichen E-Kilometer? Dann sind unter drei Liter Praxisverbrauch problemlos möglich – und zwar ganz ohne bewusste Selbst-Kasteiung beim Fahren.
* Wenn der Verbrennungsmotor im HyperHybrid arbeitet, ist er – im Gegensatz zu Toyota Prius & Co. – kaum hörbar und stört damit das lautlose E-Auto-Feeling nicht. Obrist hat auf den Zweizylinder außerdem einen selbst entwickelten "Zero Vibration Generator" gepackt, dessen Prinzip der Boss so erklärt: "Alles, was das Aggregat in seinem Zyklus links herum falsch macht, macht es rechts herum nun auch, womit sich die Vibrationen per gegenläufiger Kurbelwellen aufheben. Das läuft dann tatsächlich so ruhig wie ein Zwölfzylinder, und wir können eine Münze draufstellen, die nicht runterfällt."
* Der HyperHybrid ist modular aufgebaut und kann skaliert werden, passt also in jede beliebige Fahrzeug-Kategorie – vom Kleinstwagen bis hin zum großen SUV. Trotz gleicher Größe der Antriebseinheit sind etwa mit unterschiedlicher Zell-Qualität der Akkus auch High-Power-Konzepte im Leistungsbereich von Tesla möglich.
* Die Antriebseinheit ist extrem günstig sowie platz- und gewichtssparend. So wiegt die Batterie nur 112 Kilo und kostet 2000 Euro, der Motor ist nur knapp 19 Zentimeter breit und kommt auf 1200 Euro. Hersteller, die den HyperHybrid verwenden, können viel günstiger produzieren und das Auto bei gleichbleibender Gewinn-Marge um 20.000 Euro weniger in den Schauraum stellen.
Außerdem bleiben bei vergleichbarer Außenlänge rund 25 Zentimeter mehr Innenlänge – im Autodesign ist das eine ganze Galaxie. Der Platzgewinn käme dem Insassenkomfort zugute, die Gewichtsersparnis sowohl der Fahrdynamik als auch den Kosten (leichteres Chassis, kleiner dimensionierte Bremsen, etc.). Obrist: "Mein nächster Traum wäre eine komplett neue Fahrzeugklasse zu machen: sehr dynamisch, maximaler Innenraum, aber mit verkürztem Vorderbau, ohne die benötigte Crash-Länge anzutasten."
* Die Obrist-Batterie ist weltweit der einzige isolierte Akku, der auch im Winterbetrieb klaglos funktioniert. Obrist: "So ein Akku fühlt sich bei 40 Grad plus am wohlsten, unter Null Grad arbeitet er aber nicht mehr vernünftig. Unserer kann dank der Bauweise 20 Tage lang bei minus 20 Grad draußen stehen, und die Innentemperatur ist immer noch bei 5 Grad plus."
… und wofür gibt’s ein Minus?
* Einziger Nachteil des seriellen Hybrid-Systems gegenüber den verbreiteten parallelen Kollegen: Ist der Akku unterwegs einmal nicht ausreichend geladen (etwa wenn auf Dauer viel Power abgerufen wird), kann der HyperHybrid nur so schnell fahren, wie der Generator Strom an den E-Motor nachliefert, der allein dafür verantwortlich ist, die Kraft auf den Boden zu bringen. Im diesem eher seltenen Fall stehen de facto nur die 54 PS des Zweizylinders zur Verfügung, und das bedeutet: maximal 145 km/h im flachen Geläuf samt null Reserven für Steigungen. Umgangssprachlich formuliert: bergauf verhungert man dann halt. Bei voller Batterie hingegen können alle 85 kW abgerufen werden, das reicht für 165 km/h auch auf hügeligen Autobahnen.
Der klassische E-Auto-Beschleunigungs-Wahnsinn à la Tesla ist im Obrist-Prototypen übrigens nicht vorgesehen: Systemimmanent ist zwar viel Drehmoment da, der übliche Wow-Effekt hält sich aber (bewusst) in Grenzen. Hier geht es darum, den möglichen Massen-Alltag so realistisch als möglich darzustellen.
So, es wird endlich Zeit für unsere Testfahrt im Wunderding aus Vorarlberg. Der CEO höchstpersönlich wird mich am Beifahrersitz begleiten, und er hat für uns vorab schon eine durchaus selektive Tour ins Gestein über Lustenau auserkoren, die zeigen wird, was sein HyperHybrid kann…
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