Als ich 2008 zum ersten Mal hier war, war ich nicht verheiratet, hatte weder Kinder noch Haustiere, aber einen großen Drang draußen zu sein. Nach Natur. Nach Weite. Nach Einsamkeit und Kühle. Schon auch nach Sand und Strand, nach viel Strand, ewig lang, zum Entlangschlendern, gerne stundenlang. Aber eben mit wenigen Leuten darauf und möglichst wenigen Liegen drumherum.
Es ist nämlich so: Jahrelang zog es mich anfangs oder gegen Ende des Sommers auf irgendeine griechische Insel. Motorroller, Schnorchelzeugs, Handtuch, Wassermelonen und die Wunderbare an meiner Seite – mehr brauchte ich nicht für mein Sommerurlaubsglücksgefühlwohlbefinden.
Doch nach einigen Jahren griechischer Insel-Idylle begann sich eben dieses Sommerurlaubsglücksgefühlwohlbefinden abzunützen wie eine weiße Wohnzimmerwand, die über die Jahre immer mehr an Helligkeit einbüßt, bis sie irgendwann eigentlich nur mehr hellgrau ist. An diesem Punkt waren wir. Es wurde Zeit für einen neuen Anstrich.
Dänemark? Dänemark! Der entscheidende Tipp kam von einem Kollegen mit norddeutschen Wurzeln. Was nämlich den Kärntnern und Tirolern die obere Adria ist, das ist vielen Norddeutschen Dänemark. Rein ins Auto, 2 bis 3 Stunden Autofahrt, und: „Hej Danmark!“
Ob Nord- oder Ostsee hängt sehr von den persönlichen Vorlieben ab; Nord ist halt eher rau und Ost eher cosy. Was der liebe Kollege glücklicherweise ebenso empfahl: Lieber ein, zwei Stunden länger fahren, denn weiter nördlich nimmt auch die Urlauber-Dichte pro Quadratkilometer spürbar ab. Und: "Seht euch die Nordsee-Seite von Jütland an, ich glaube, das ist genau das, wonach ihr sucht."
Recht sollte er haben.
Als wir dann 2008 nach etwa 14 Stunden und rund 1.300 Kilometern Fahrt erstmals den Schlüssel ins Schloss unseres dänischen Ferienhauses steckten, fühlten wir vor allem Erleichterung. Die Fahrt war anstrengend: Wir navigierten noch mit Straßenkarten, fuhren durch Tschechien, mussten nächtens irgendwelchen Umleitungen folgen und zu guter Letzt auch noch das Ferienhaus suchen – da war es aber schon fast zwei Uhr morgens.
Vor allem diese Suche hatte es in sich. Es war stockfinster (die Straßen in den Ferienhaussiedlungen sind nur sehr spärlich beleuchtet), die dänischen Straßenschilder vergleichsweise klein, die Nummerierung willkürlich. Zwar hatten wir eine grobe Skizze der Ferienhaus-Position, mangels Taschenlampe und Navi mussten wir notgedrungen jedoch das Scheinwerferlicht des Autos bei der Suche einsetzen. Und so blieb uns nichts anderes übrig, als um zwei Uhr morgens gleich mehrere Wohn- und Schlafzimmer zu erhellen, bis wir endlich vor dem richtigen Haus standen. Die Neo-Nachbarn nahmen es dankenswerterweise mit Humor.
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