Ein Mann in einer Werkstatt drückt eine Delle aus einem Autodach eines schwarzen Fahrzeugs.

Ob kleine oder große Dellen: Andreas Winklmair beseitigt als mobiler Dellendrücker unschöne Vertiefungen am Auto.

© Erich Reismann

Ob kleine oder große Dellen: Andreas Winklmair beseitigt als mobiler Dellendrücker unschöne Vertiefungen am Auto.

© Erich Reismann
Februar 2025

Mobiler Alltag: Der Dellen-Millionär

Über eine Million Dellen hat Andreas Winklmair bereits beseitigt und es werden täglich mehr. Dafür fährt der Dellendrücker pro Jahr 35.000 km dem Unwetter hinterher.

Das Donnergrollen verheißt nichts Gutes. Laut Wetter­vor­her­sage muss mit Hagel gerechnet werden. Andreas Winklmair ist klar: Die nächsten Tage wird das Telefon durchgehend klingeln. Denn der Oberösterreicher ist mobiler Dellendrücker. Um vor Ort Hagel- und Parkschäden zu inspizieren und zu beheben, ist er bis zu 35.000 km pro Jahr unterwegs.

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Mit viel Geduld, Kraft und teilweise akrobatischen Verrenkungen drückt er unschöne Vertiefungen aus dem Blech. Es hängt von Größe und Tiefe der Dellen ab, ob der Profi nur Minuten oder ­eine Stunde pro Delle benötigt. In seinem vollgepackten VW Multivan T7 sind dafür Hilfsmittel wie Zughammer, Heißklebepistole, Ausbeulhebel aber auch Spezialwerkzeug wie ein Induktionsgerät zu finden. Bei großen Schäden arbeitet Andreas bis zu 30 Stunden am Auto.

Der mobile Dellendrücker Andreas Winklmair steht vor dem offenen Laderaum seines VW Multivan, in dem Werkzeug zu sehen ist. © Erich Reismann
Gut ausgerüstet: Im Multivan ist vom Zughammer bis zum Induktionsgerät alles vorhanden.

"Ich liebe die Arbeit, jedes Mal wird mein Ehrgeiz angeregt, den Schaden ­tadellos zu beseitigen. Und am schönsten sind die dankbaren Gesichtsaus­drücke, wenn die Eigentümer dann ihr Auto wiedersehen", erzählt Winklmair. Neben der Reparatur kümmert er sich auch um die Abwicklung mit der Versicherung für seine Kunden.

Ein professioneller Dellendrücker repariert mit Klebetechik eine Delle am Autodach. © Erich Reismann
Jetzt geht's der Delle dank lackfreier Ausbeultechnik an den Kragen.
Ein Mann in der Werkstatt drückt eine Delle am Autodach mit Hilfe eines Werkzeugs aus. © Erich Reismann
Dabei wird gedrückt und…
Klebetechnik zum Ausbeulen von Dellen an einem beleuchtetem Autodach. © Auto-Butler/Andreas Winklmair
… geklebt. Zusätzlich muss immer wieder ausgeleuchtet und nachgeschaut werden.

Kein Drückeberger

"Mittlerweile habe ich sicher schon über eine Million Dellen gedrückt", lacht er. Der gelernte Mechaniker arbeitet seit ­einigen Jahren selbstständig. Zum Dellendrücken kam er eher durch Zufall: Selbst vom Hagelschaden betroffen, beobachtet er die Reparatur und will es probieren. Obwohl es leicht aussieht, verlangt es viel Geschick und Konzen­tration. Vom Ehrgeiz gepackt, will er das Handwerk erlernen und erhält Hilfe von einem Profi im Schwarzwald. Der lehrt ihn die Grundlagen, den Rest bringt er sich selbst bei: "Zwei Jahre lang habe ich dann täglich in meiner Freizeit Dellen gedrückt, um es zu perfektionieren."

Silbernes Auto mit Delle hinten auf dem einen Bild, daneben dasselbe Auto repariert. © Auto-Butler/Andreas Winklmair
Vorher/nachher: Nicht nur Hagel- oder Wildschäden werden behandelt, auch Parkdellen verschwinden.

Monatelang unterwegs

Seither rückt er als "Auto-Butler" von Bad Hall zu Einsätzen rund um Steyr, Linz und Wels aus, wo er Dellen bei Privatautos und Autohäusern behandelt. An manchen Tagen fährt er bis zu 300 km zu seinen Kunden.

Kommt es in anderen Bundesländern zu großen Hagelschäden, helfen die Dellendrücker zusammen und der 43-Jährige unterstützt seine Kollegen. Solche Einsätze können drei Monate dauern, ­eine Zeit, in der er nur am Wochenende bei seiner Familie ist. Das ist nicht immer einfach, gibt der vierfache Vater zu und ist froh, dass ihn seine Frau unterstützt.

Am meisten mag er die Herausforderung: "Manchmal scheint es unmöglich. Dann beginne ich und weiß, dass das Auto dank mir wieder perfekt wird."

www.auto-butler.at

Der mobile Dellendrücker Andreas Winklmair steht am Parkplatz neben seinem schwarzen VW Multivan. Seine Hand liegt auf der Motorhaube. © Erich Reismann
Rund 35.000 Kilometer ist Andreas für seine Arbeit jährlich unterwegs.

Strecken und Kosten

  1. Einsatzgebiet: Vorwiegend Oberösterreich rund um Linz, Wels und Steyr. Bei starken Hagelschäden rückt er auch in die Bundesländer Salzburg, Steiermark, Kärnten und Tirol aus.
  2. Kilometer: Rund 35.000 km/Jahr. An manchen Tagen fährt er bis zu 300 km.
  3. Auto + Kosten/Jahr: VW Multivan T7; Dieselkosten: ca. € 5.000; Versicherung VW/Jahr: ca. € 2.300
Karte von Oberösterreich mit einigen Wegpunkten, die den mobilen Alltag von Dellendrücker Andreas Winklmair zeigen soll. © Grafik

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