Rad auf Draht
Ein Kärntner Unternehmen betreibt "Upcycling" im Wortsinn und haucht konventionellen Fahrrädern per Nachrüst-Antrieb elektrisches Leben ein. Das schont Ressourcen – und ist noch dazu praktisch.
Elektrisch angetriebene Fahrräder boomen – schließlich ist es äußerst komfortabel, mit weniger Anstrengung ausgedehnte Touren oder anspruchsvolle Berg-Etappen zu radeln.
Was aber tun, wenn ein neues E-Bike die Finanzen übersteigt oder es aufgrund des höheren Gewichts zu unhandlich erscheint? Oder wenn Nostalgiker:innen trotz des Wunschs nach elektrischer Unterstützung nicht auf ihr geliebtes Vintage-Fahrrad verzichten wollen, mit dem schon Opa und Oma unterwegs waren?
Die Antworten darauf hat ein Unternehmer-Duo aus Kärnten.
Unsere Kundschaft besteht aus vielen Pendler:innen, aber auch älteren Menschen, die mit ihrem gewohnten Rad unterwegs sein möchten und sich E-Unterstützung wünschen.
Fabian Gutbrod, Unternehmer
Was ist die Idee?
"Ich möchte Produkte erschaffen, die nachhaltig die Mobilität beeinflussen", sagt Fabian Gutbrod. Der 39-jährige gelernte Kfz-Elektriker und Mechatroniker hat 2014 nach zwei Jahren Entwicklungsarbeit zusammen mit seinem Kollegen Thomas Pucher ein Produkt namens "add-e" auf den Fahrradmarkt gebracht – einen leichten und unkompliziert zu montierenden Nachrüstantrieb, der auf fast jedes Rad passt.
Das Unternehmen der beiden Tüftler, die GP Motion GmbH, beschäftigt heute acht Mitarbeiter:innen, hat in den letzten Jahren weltweit bereits mehrere Tausend dieser Antriebe verkauft und das Produkt stetig weiterentwickelt. Schnell umsetzbar werden die Ideen durch die hauseigene Fertigung mit hochmodernen CNC-Fräsen.
Und: Getreu der Firmenphilosophie "Umweltverträglichkeit, Werterhalt und Charme" setzt man besonders auf regionale Zulieferer. Das sorgt, so Gutbrod, für "Flexibilität, Reaktionsfähigkeit und garantiert außerdem die Einhaltung unserer hohen Qualitätsstandards".
Wie funktioniert’s?
Herzstück des Systems "add-e" ist die Antriebseinheit. Sie überträgt die Kraft des E-Motors per Reibrolle auf den Reifen des Fahrrads. Die wichtigsten Vorteile: kompakte Abmessungen und ein extrem geringes Systemgewicht von nur 2,1 Kilogramm.
Das Konzept ermöglicht den Einsatz auf fast jedem Rad – unabhängig von Ausstattung, Schaltung, Rücktrittbremse, Kette oder Riementrieb. Die Mechanik verursacht zudem im ausgeschalteten Zustand keine Reibung, deshalb fährt das Rad (im Gegensatz zu konventionellen E-Bikes) auch ohne Motorunterstützung so agil wie gewohnt. Und: Die spezielle Beschichtung der Reibrolle erlaubt selbst bei Nässe eine verlustfreie Kraftübertragung. Beide erhältlichen Versionen (Lite und Sport) sind gemäß der europäischen Pedelec-Norm gebaut und im Straßenverkehr zugelassen.
Zusätzlich zur Antriebseinheit gibt’s Akkus in drei Größen (150, 300 und 450 Wh; Gewicht: 0,9 bis 2,3 kg), die in zwei bis neun Stunden voll sind. Montiert wird der Antrieb zum Nachrüsten selbst – anhand einer leicht verständlichen Montage-Anleitung. Preis eines Komplett-Sets: ab rund 1.100 Euro.
Was bringt’s?
Der Nachhaltigkeits-Aspekt des Antriebs liegt auf der Hand: Ein Fahrrad, das existiert, muss nicht mehr neu gekauft (und produziert) werden.
Und wer ist die Kundschaft?, wollen wir von Fabian Gutbrod wissen. "Viele Pendler:innen", sagt er. "Aber auch ältere Menschen, die mit ihrem gewohnten Rad unterwegs sein möchten, sich aber E-Unterstützung wünschen."
Info
Forschung, Entwicklung, Optimierung: Wissenschaft und Industrie erarbeiten laufend neue Methoden und Techniken. In dieser Rubrik berichten wir regelmäßig über Innovationen, die sich positiv auf Effizienz und CO2-Ausstoß auswirken.