Spieletest: Test Drive Unlimited: Solar Crown
Gigantische Map, aber begrenzte Story und technische Startschwierigkeiten. Test Drive Unlimited: Solar Crown sieht zwar gut aus, hat jedoch einige Probleme. Das lang ersehnte Game im Test.
Der Vibe von Need for Speed, eine vielseitige Open World und neben Rennen eine offene, kommunikative Welt, in der wir sogar das Auto verlassen. Bei der gamescom konnte mich Test Drive Unlimited: Solar Crown nach einer kurzen Preview begeistern, alle Ankündigungen zeichneten ein Bild des perfekten Rennspiels, aber wie sieht die Realität aus?
Let's Play Test Drive Unlimited: Solar Crown
Fehlversuche, Crashes und Hoppalas gehören zum Spielerlebnis dazu – ein kleiner Zusammenschnitt unserer besten/schlechtesten Racing-Momente.
Heftige Startschwierigkeiten
Der Fehlstart von Test Drive Unlimited: Solar Crown wurde bereits in zahlreichen Artikeln dokumentiert und sorgte auch bei mir zugegeben für ordentlich Unmut. Bis jetzt leidet das Spiel unter Abstürzen und ruckelnden Bildern.
Der dauerhafte Online-Zwang setzt eine immerwährende Verbindung zu den Servern voraus, die beim Early Access und in den ersten Wochen nach dem Release völlig überfordert waren. Abstürze waren normal, generell funktionierte eine Zeit im Spiel genau das Erkunden der Open World, der Einstieg in Rennen wurde durchwegs verwehrt. Teils war es nicht einmal möglich, das Spiel zu starten. Für die Spieler:innen, die um € 30,– Aufpreis zum regulären Preis den Early Access gekauft haben, eine Vollkatastrophe.
Infos zum Spiel
1. Der Sound
Wie bei einem so lange entwickelten Spiel zu erwarten, hinterlässt der Sound einen soliden Eindruck. Der Unterschied ist sowohl beim ruhigen Fahrgeräusch als auch beim Bremsen oder Driften herauszuhören.
Die Umgebungsgeräusche sind ebenso stimmig. Der Untergrund sowie Tunnel, andere Autos oder schlechtes Wetter klingen sehr lebensnah.
2. Die Optik
An dieser Stelle darf Test Drive Unlimited: Solar Crown auch mal gelobt werden. Hongkong bietet eine städtische Gegend sowie ausreichend Natur, um es nicht langweilig werden zu lassen. Die Tageszeit ist dynamisch, das Wetter variiert und mit den unzerstörbaren Autos lässt sich in Ruhe die ganze Stadt erkunden.
Die Autos glänzen wie in den meisten aktuellen Rennspielen mit Details. Während der Fahrt fallen schnell die Reflexionen ins Auge, die durch die stark beleuchtete Stadt öfters zu sehen sind.
Die Menschen sehen grundsätzlich in Ordnung aus, einzig beim eigenen Avatar wirken die Augen merkwürdig tot und unnatürlich. Auch die Mimik ist sehr steif, besonders in Zwischensequenzen, in denen wir Gespräche mit NPCs führen.
Menschen sind außerhalb von konkreten Treffpunkten in Hongkong gar nicht zu sehen, was die Großstadt ein wenig leblos wirken lässt.
3. Das Gameplay
Gestartet wird mit der Erstellung des Avatars, mit dem wir als Teilnehmer beim Solar Crown Wettbewerb antreten. Nach einem kurzen, sehr leicht machbaren Testrennen erhalten wir unser erstes Auto, werden bald darauf Teil eines Clans und dann wird nur mehr geraced. Ein Gameplay, das eigentlich gegen alles geht, was Test Drive liefern möchte: Ein Spiel, das kein reines Rennspiel ist, sondern auch Lifestyle-Elemente beinhaltet.
Klassisch wählen wir das Startauto aus drei Optionen, den Nissan 370Z, den Ford Mustang GT, oder den Alpine A110 Légende. Bei den Clans gibt es nur zwei Auswahlmöglichkeiten, die reichen "Sharps" und die Straßengang "Streets". Der Sinn der Clans ist eine Art Rivalität, die zu Extra-Rennen führt und auch echte Spieler:innen in den "Bandenkampf" schicken soll.
4. Die Autos
Nach dem Startauto geht es klassisch weiter: Es werden Solar Coins verdient, die für Autos und Autoteile ausgegeben werden können. Das geht aber ordentlich ins virtuelle Geld: Erst kürzlich haben die Entwickler nach einem Update die Autopreise noch mal ordentlich hochgeschraubt. Die Solar Coins bei so manchen Sportwägen sind seit dem Release teils um mehr als die Hälfte gestiegen.
Tuning ist leistbar, aber lässt leider bei manchen Modellen kaum bis gar keine optischen Anpassungen zu. Der Mini John Cooper Works GP etwa kann nur exakt so bleiben, wie er gekauft wurde.
Die Auswahl ist ausreichend, die verschiedenen Marken werden bei zu ihrem Herkunftsland passenden Händlern verkauft. Hier kann durch den Schauraum spaziert werden, um die Autos in Ruhe zu betrachten. Cooles Feature: Alle Modelle dürfen zumindest bei einer kurzen Probefahrt getestet werden.
Wie spielt es sich?
Der Einstieg in den Solar Crown wirkt zu Beginn noch kurzweilig und lässt einen spannenden Wettbewerb vermuten, der uns in Form einer Story durch Hongkong führt. Leider aber führt der Versuch eines Online-Multiplayers, der trotzdem alleine spielbar bleiben soll, zu einer halben Lösung, die niemanden wirklich zufriedenzustellen scheint.
1. Kaum Story
Zu Beginn war ich noch recht gehyped angesichts der coolen Map, der Clanwettkämpfe und natürlich des Solar Crown. Hier wurde aber schnell klar, dass es keine Story in dem Sinn gibt, sondern eigentlich nur Rennen mit unterschiedlichen Namen.
Es werden Events gefahren, Nebenaufgaben gelöst und nach einem gewissen Levelaufstieg gibt es News zum Solar Crown – also eigentlich nur eine Info, was alles freigeschalten wurde. Sämtliche Fortschritte werden so abgehandelt, es gibt kaum mehr Cut Scenes und generell bleibt das Gefühl zurück, dass hier sehr wenig Liebe hineingeflossen ist.
2. Die Clans
Nach der Entscheidung für den Clan "Streets" gab es ein Initiationsrennen, gefolgt von einer kurzen Cut Scene. Die Belohnung: Rennen wie alle anderen, nur, dass in diesen das Ansehen im Clan steigt und nach einiger Zeit auch konkrete Clanmitglieder herausgefordert werden können. Diese Herausforderungen bleiben aber ebenfalls kaum spektakulär. Wir marschieren in das Hauptquartier des Clans, fordern die Person und fahren ein Rennen – keine Story, nur ein weiteres Race von vielen.
3. Die Rennen
Keine g'scheite Story, kein spürbarer Wettbewerb – da bleibt nur mehr, auf die einzelnen Rennen zu hoffen. Die haben mir zugegeben schon Freude bereitet, besonders da hier auf die Vielfalt der Locations, der Wetterbedingungen und auch die unterschiedlichen Fahrzeugvorgaben geachtet wurde.
Anfangs hält sich die Menge an Autos, die im eigenen Fuhrpark stehen, zwar in Grenzen, trotzdem kommt man hier dank der Abwechslung zwischen wilden Sportwägen und ruckelnden Offroad-Geräten auf seine Kosten. Die Autos klingen alle anders, fahren sich völlig unterschiedlich und reagieren spürbar auf Nässe, sodass jedes Rennen eine eigene Herausforderung wird.
Einziges Problem: die KI. Manchmal lächerlich mies unterwegs und manchmal unschlagbar wirken die gegnerischen Racer nicht gerade natürlich.
4. Immer online
Das Problem von Test Drive Unlimited: Solar Crown: Spieler:innen sind ständig in einem Online-Mehrspieler-Modus gefangen, ohne die positiven Aspekte eines solchen zu haben.
Damit das Spiel alleine spielbar ist, gibt es KI, eine große Map, einen Hauch Story in Form des Wettbewerbs und keinen Zwang, auf andere Spielende zu warten. In der Realität bedeutet das aber, dass kaum jemals andere Spieler:innen im Rennen hinzukommen – ergo, wir erst recht ständig nur gegen die KI fahren, dabei aber trotzdem Lobby-Wartezeiten haben, das Rennen nicht pausiert oder neu gestartet werden kann und außerdem auch mal Abstürze passieren, weil wir immer noch im Server hängen.
Wer also lieber alleine spielt, hat, auch wenn es selten passiert, immer mit unerwünschtem Besuch zu rechnen und muss sich mit eher langweiligen Events zufriedengeben. Mehrspielerfans hingegen kommen kaum dazu, sich mit echten Spieler:innen zu messen und hängen in der für Mehrspieler:innen ausgelegten Map in KI-Rennen fest.
Fazit: Bitte wieder offline
Optisch ist Test Drive Unlimited: Solar Crown sehr ansprechend und Hongkong einfach eine geile Location. Die einzelnen Rennen machen Spaß, sollte die KI nach einem weiteren Update ihre Inkonsequenz verlieren, gibt es hier wirklich gute Spielstunden rauszuholen.
Leider funktioniert vieles im Game weniger reibungslos: So nett der Gedanke ist, immer mit anderen Menschen connected zu sein und somit eine Art von Gemeinschaft aufzubauen – es funktioniert, zumindest in Test Drive Unlimited: Solar Crown, einfach nicht. Dem Spiel fehlt, zumindest um mir wirklich Spaß zu machen, ein Offline-Single-Player und ein Solar Crown, der ein bisschen mehr Futter hat als einzelne Rennen und Level-Aufstiege.
Auch die Clans fühlten sich nach einigen Spielstunden einfach nur lasch an und wirken irgendwie sinnlos. Außerdem wurmt es mich, dass ich meinen geliebten Mini nicht so anpassen durfte, wie ich wollte.
Zusätzlich ist das Spiel selbst jetzt, fast einen Monat nach Release, weiterhin von Bugs gebeutelt. Nicht einmal musste ich meine Test-Session verschieben, weil die Server entweder down waren oder gerade repariert wurden.
Kurz: Ein Spiel, das zwar nicht schlecht ist und auch spaßige Rennen in einer schönen Location bietet, aber trotzdem irgendwie niemanden wirklich glücklich macht.
Pros und Cons
Pros:
+ ausreichend Autos in unterschiedlichen Klassen
+ starke Unterschiede im Fahrverhalten
+ detaillierte Darstellung der einzelnen Boliden
+ zugänglich für Anfänger
+ vielseitige Stadt mit vielseitigen Wetterbedingungen
Cons:
- kaum Story
- Online-Zwang
- kein Single-Player, daher ständig im Mehrspieler-Modus gefangen
- technische Probleme
- zu teure Autos