Eine schrecklich nette Familie

Die Neo Sports Café-Modelle von Honda – was sie eint, was sie trennt, wer fehlt und warum hier nicht von einem Baukasten-System die Rede sein kann. 

Wir hören heute noch das kollektive Raunen, als Audi seinerzeit der gesamten Modellpalette quasi ein und dasselbe grimmige G’schau ins Antlitz zu schnitzen begann. Ui, gingen da die Wogen des Unverständnisses hoch. Fallweise schien der gerade so dringend notwendige Blick über den Tellerrand in diesem Wellental der Em­pörung regelrecht unterzugehen. Nur: Dem Kunden ist es natürlich ziemlich egal, ob nun ein oder alle Modelle diesen einen Look verpasst bekommen – solange sein Wunschmodell über eben jenen Look verfügt.

Und schwups, schon sind wir bei Honda und dem Neo Sports Café-Design, das es ­momentan für drei, demnächst vier Modelle gibt bzw. geben wird: 125er, 300er und 1.000er sind bereits seit 2018 am Markt, das Missing Link, der Lückenfüller, wenn man so will, kommt erst heuer in Form der CB650R.

Was alle vier Modelle eint, ist dieser spezielle (O-Ton Honda) „reduzierte Stil, minimalistisch, radikal und retro“. Eine kompakte, leicht geduckte Grund-Haltung also, ein relativ kurzes Heck, plus, als sichtbarstes Merkmal dieser Kreation: Der zwar klassisch anmutende, jedoch mit moderner LED-Technik vollgestopfte Rundscheinwerfer.

Das ist der Neo Sports Café-Stil: Eine kompakte, leicht geduckte Grund-Haltung also, ein relativ kurzes Heck, plus, als sichtbarstes Merkmal dieser Kreation: der zwar klassisch anmutende, jedoch mit moderner LED-Technik vollgestopfte Rundscheinwerfer.

Die Frage nach trennenden Elementen ist da bereits ein wenig diffiziler zu beantworten. So teilen sich 125er und 300er beispielsweise viele Teile sowie einige wichtige Komponenten (u.a. Rahmen und Räder). Außerdem laufen die beiden in derselben Fabrik in Thailand vom Band. Zwischen den kleineren CB-Modellen und der größeren hingegen gibt es baulich keine nennenswerten Gemeinsamkeiten, sie verbindet lediglich die Optik.

Und damit wird offensichtlich, warum bei den Neo Sports Café-Modellen zwar von einer Familie, nicht aber von einem Baukasten-System die Rede sein kann: Es gibt die bewusst hergestellte Ähnlichkeit, jedoch keine gemeinsame technische Basis, wenig Gleichteile, stattdessen viele unterschiedliche Motor-, Getriebe- und Fahrwerkskomponenten.


Die Honda CB125R im Detail

Führerscheinklasse A1. Ehrlich, wir waren überrascht von der kleinsten CB. Sie ist ein durchwegs stimmiges Gesamtpaket, sauber verarbeitet, bietet einem Durchschnitts-Europäer ausreichend Platz, wiegt wenig (was sich wiederum sowohl beim Handling als auch beim Rangieren positiv bemerkbar macht), verbraucht wenig, kostet wenig und fährt sich wirklich nett. Zugute kommt ihr natürlich die große Zahl an Gleichteilen (z.B. Rahmen, Schwinge, Reifen etc.), die sie mit der 300er-CB teilt. Deswegen kann hier in Summe auch von einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis gesprochen werden.

Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter, stufen ihr Erscheinungsbild ebenfalls als attraktiv ein. Ja, das ist subjektiv empfunden, angesichts der tristen Design-Vergangenheit der CB125-Modelle aber gerechtfertigt.

Die Honda CB300R im Detail

Führerscheinklasse A2. In diesem Trio ist die 300er beinahe unser Liebkind. Warum? Weil wir eine wie sie gerne selbst in unseren Leichtmotorrad-Jugendtagen gehabt hätten. Speziell das Gesamtkonzept aus verfügbarer Leistung, solidem Fahrwerk und überschaubaren Kosten ist’s, das es uns angetan hat.

Der Reihe nach: Der 31-PS-Motor ist einerseits kräftig genug, um auch überland Spaß aufkommen zu lassen, andererseits ist die Leistungsentfaltung derart überschaubar, dass selbst eine grobmotorisch veranlagte Gashand die Konzentration auf die richtige Linienwahl kaum zu trüben vermag. Dann das Fahrwerk: gutes Set-up, nicht zu straff und nicht zu soft abgestimmt, funktioniert auf guten wie auf schlechten Straßen beinahe gleich gut. Und, drittens: die Kosten. Fairer Basispreis, geringe Unterhaltskosten, perfekt.

Die Honda CB1000R+ im Detail

Führerscheinklasse A (uneingeschränkt). Das Plus (+) hinter der Bezeichnung macht den Unterschied – preislich (1.600 Euro mehr) und in puncto Ausstattung (Griffheizung, Hinterrad- und Sozius-Abdeckung, Alu-Abdeckungen u.v.m. sind bei der Plus serienmäßig an Bord).

Was das Fahrverhalten betrifft, ist die große CB eine solide Wucht. Wucht, weil der Motor kräftig, lastwechselarm und geschmeidig seine Leistung entfaltet. Solide, weil die CB vom Fahrverhalten bis zur Fahrwerksabstimmung absolut harmonisch und vertrauensvoll wirkt. Sie lenkt präzise ein, bleibt der eingeschlagenen Spur treu, ist somit das Gegenteil von ultrahandlich oder gar nervös. Die tadellos dosierbaren Bremsen verzögern zudem kräftig, die Verarbeitung ist über alle Zweifel erhaben (macht dem Honda-Ruf alle Ehre).