EICMA 2024: Ruhe im Zentrum, Trubel nebenan

Drei Trends und zehn Highlights von der Mailänder Motorradmesse, dazu Elektrisches von Honda, Can-Am und Ultraviolette, Sportliches von KTM, Leistbares von Suzuki und Yamaha, mehr Power bei Vespa. 

Für Personen, die sich leidenschaftlich und intensiv mit dem Thema Motorrad auseinandersetzen, ist die alljährlich stattfindende Motorradmesse in Mailand so ein bisserl wie Weihnachten und Geburtstag in einem. Vor allem ist sie ein Fest der Sinne, aber auch ein mächtig brummender Marktplatz, ein Hotspot zum ultraaktiven Austausch von News und – eh klar – ein gewaltiger Schaulauf der Branche.

Was 2025 auf den Markt kommt – drei Trends.

Aus unserer Sicht wird die kommende Saison von drei Trends geprägt:

(1) Um es vereinfacht auszudrücken: 2025 wird ein Jahr des Überdrüber. Gar nicht so sehr auf die Motorleistung bezogen, sondern auf die Technik drumherum. Assistenzsysteme, Automatik-Getriebe, Matrix-LED-Scheinwerfer – viel davon gibt’s bei Autos schon seit längerer Zeit, bei den Motorrädern werden vorerst die großen Reiseenduros damit ausgestattet.

(2) Es gibt mehr und mehr vernünftige und leistbare Modelle im Hubraumbereich zwischen 300 und 700 Kubik. Wobei "vernünftig" und "leistbar" keinesfalls mit "fad" gleichzusetzen ist.

(3) Das Angebot an vollelektrischen Zweirädern steigt weiterhin, allerdings eher in den Klassen der 125er sowie der Urban Bikes. In den Stadtzentren und Ballungsräumen zeichnet sich somit deutlich eher eine "ruhige" Zweiradzukunft ab, als Überland oder auf der Langstrecke.

Und das sind unsere zehn Highlights

Von Straße bis Schotter, gemütlich bis sportlich, wahlweise vollelektrisch oder mit einem klassischen Verbrenner angetrieben, aus Europa oder dem Rest der Welt – wir hoffen, unsere Auswahl gefällt.

Anmerkung: Die Auflistung erfolgt in alphabetischer Reihenfolge, nicht aufgrund subjektiver Kriterien.

#1: Can-Am Pulse & Origin

Die Marke Can-Am ist vielen Bikern vermutlich aufgrund der sehr speziellen Dreiräder namens Spyder ein Begriff. Mit den beiden vollelektrischen Modellen Pulse (ein Naked Bike) und Origin (eine Art Leichtenduro) gibt’s nun auch Zweirädriges. Die Elektropower stammt von der österreichischen Firma Rotax, als Spitzenleistung werden 48 PS angegeben, die Nenn-Dauerleistung soll bei umgerechnet 27 PS liegen. Erwartbare Reichweite: rund 130 km.

#2: Honda CUV e:

#3: Italjet Dragster 700

Ein in jeder Hinsicht richtig wildes Ding. Die frei liegende Technik, das martialische, mit Aero-Elementen dekorierte Äußere sowie der mächtige 700-Kubik-Zweizylinder (68 PS stark) sorgen garantiert für Aufmerksamkeit. Für den italienischen Markt wird ein Preis von rund 15.000 Euro ausgerufen.

#4: KTM 990 RC R

#5: Platum & Fiat 500

#6: Royal Enfield Bear 650

#7: Suzuki DR-Z4SM

Mit diesem Bike hat Suzuki nicht nur die Branche echt überrascht, sondern auch Fans der Marke in euphorische Stimmung versetzt. Die Sache ist nämlich die: Vor vielen Jahren hatte Suzuki schon einmal eine 400er Supermoto (die DR-Z400) im Programm. Als dann das Supermoto-Segment stetig an Popularität einbüßte, nahm auch Suzuki das Modell vom Markt.

Aber: Bis heute hat sich eine kleine, stabile Fangemeinschaft erhalten. Und: Die Popularität nimmt ebenfalls wieder zu. Daher ist die DR-Z4SM (so heißt sie jetzt) sicherlich das richtige Bike zur richtigen Zeit, um Gunst und Geld der Biker zu bekommen.

Zur Neuen: Der kleine Einzylinder leistet 38 PS, das Bike selbst wiegt fahrfertige 154 kg, der Preis ist noch nicht bekannt.

#8: Ultraviolette F77

Der indische Hersteller Ultraviolette kommt demnächst mit dem auf der EICMA gezeigten Modell F77 in Europa auf den Markt. Zunächst in Deutschland, danach in anderen europäischen Ländern. Eckdaten: 40 PS Dauer-Nennleistung, 100 Nm Drehmoment, 10,3-kWh-Batterie, ca. 160 km/h Topspeed. Preis: rund 10.000 Euro. Und nein, das ist kein Tippfehler, wir haben zweimal nachgefragt.

#9: Vespa mit 310 Kubik

Es ist bekannt, dass bei Vespa Veränderungen und Neuigkeiten stets in sehr vorsichtiger, dezenter Manier vorgenommen werden. Warum sollte daran auch etwas geändert werden? Das ikonische Design gefällt der treuen Kundschaft auch nach Jahrzehnten ungebrochen gut, das gehobene Preis-Leistungs-Konzept wird vom Markt akzeptiert und geschätzt.

In Mailand präsentierte Vespa nun sogar eine Neuigkeit, die rein äußerlich quasi gar nicht zu sehen ist: einen neuen Motor. Dabei handelt es sich um einen 25 PS starken 310-Kubik-Einzylinder, der das bisherige Top-Aggregat (mit 278 Kubik) ablöst und zukünftig in allen Top-Modellen zu haben sein wird. Im Pressetext liest sich das übrigens so: "Das Update … verspricht ein einzigartiges Fahrerlebnis, das pure Freiheit und italienische Lebensfreude auch auf Österreichs Straßen bringen wird."

Wir warten neugierig auf die erste Testmöglichkeit.

#10: Yamaha MT-07

Womöglich ist das die freudigste Meldung von der EICMA für all jene, die mit einem leichten, lustigen und leistbaren Motorrad liebäugeln: Yamaha bringt 2025 eine runderneuerte Variante ihres Bestsellers MT-07 auf den Markt. Kernstück des neuen Modells ist der überarbeitete und an die neue Abgasnorm Euro5+ angepasste CP2-Motor, der nun rund 74 PS und ca. 67 Nm Drehmoment leistet. Das fahrfertige Gewicht wird mit 183 Kilogramm angegeben. Die vorherigen Varianten der MT-07 sorgten bei uns immer für einen Lächeln unter dem Helm, wir gehen davon aus und hoffen, dass das auch bei der neuen Generation wieder der Fall sein wird.

Preislich startet die Neue bei 8.799 Euro, mit automatisiertem Getriebe bei 9.399 Euro.

Ciao. Arrivederci. Salve.

Das war es auch schon. Vielen Dank fürs Lesen und Zusehen.