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Tolles Handling, tolle Reichweite (ca. 70 km mit maximaler Unterstützung), tolle Ausstattung, arger Preis (8.990 Euro) – Stromer ST2S.

© Erich Reismann

Tolles Handling, tolle Reichweite (ca. 70 km mit maximaler Unterstützung), tolle Ausstattung, arger Preis (8.990 Euro) – Stromer ST2S.

© Erich Reismann
Juli 2017

Stromer ST2S: So radelt sich das Moped

Fahrrad-Gefühl und Moped-Fahrleistungen. Oder warum uns das Stromer ST2S noch lange in Erinnerung bleiben wird. Abgesehen vom Preiszetterl.

Wir sprechen das Unangenehmste gleich zu Beginn an: Genau dieses Stromer ST2S, so wie es hier auf den Fotos zu sehen ist, kostet 8.990 Euro. Und damit ist eigentlich sofort klar: Das ist ein Bike für Enthusiasten. Denn genauso gut könnte man mit diesem Betrag in petto über die Anschaffung eines neuen Motorrades nachdenken. Ja, sogar der eine oder andere Neuwagen ginge sich da bereits aus.

Es ist allerdings anzunehmen,dass sich das Gros der ST2S-Käufer diese Frage eher nicht stellt. Sie wollen und gönnen es sich vermutlich, weil es ist, was es ist: Eines der spannendsten und modernsten S-Pedelecs am Markt, ein technisches Gustostückerl mit sehr guter Reichweite, ein vermeintliches Fahrrad mit Moped-Fahrleistungen, ein Zweitauto-Ersatz fürs tägliche Pendeln.

Bevor wir jedoch gleich so richtig loslegen, müssen wir noch ein paar begleitende Worte los werden. Es ist nämlich so, dass ein S-Pedelec wie das Stromer ST2S – rein rechtlich gesehen – als Moped gilt. Und damit einher gehen eine Menge Verpflichtungen, derer sich viele Radler gar nicht bewusst sind. Auszugsweise seien an dieser Stelle nur die Helmtrage- und Versicherungspflicht genannt.

Sollte ihrerseits, lieber Leser, also ernsthaftes Interesse an einem S-Pedelec bestehen, würden wir ihnen daher folgenden Artikel gerne empfehlen: Thema S-Pedelec: 10 Fragen, 10 Antworten, klick! Da haben wir uns sehr ausführlich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen beschäftigt.

So, genug der netten Worte, der Vorschuss-Lorbeeren und Vorab-Erklärungen, wir gehen in medias res:

Im Rahmen eingesetzter Touchscreen, Carbongabel, elektronische 11-Gang-Schaltung (Shimano XTR DI2), 983-Wh-Akku, ­eine eigene App zur Feinjustierung der Steuerungs-Elektronik, LED-Tagfahrlicht, USB-Ladebuchse, GPS-Ortung und, und, und. Noch beeindruckender als die Auflistung der einzelnen Komponenten ist allerdings das so wunderbar stimmige Gesamtbild.

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Was ein S-Pedelec ist – und was es darf

Stromer ST2S_E-Bike_Juli17_Reismann_217_CMS.jpg Erich Reismann © Erich Reismann
S-Pedelecs gelten als Fahrzeuge der Klasse L1e-B, entsprechen rechtlich gesehen also einem Moped mit Kennzeichen-Pflicht (unseres war in der Schweiz angemeldet). Technisch bedeutet das: Nenndauerleistung von maximal 4 kW, Tretunterstützung bis 45 km/h
Stromer-ST2S_E-Bike_Scheinwerfer_Juli17_Reismann_223_NEUNEU_CMS.gif Erich Reismann © Erich Reismann
Manche Zubehörteile sind verpflichtend vorgeschrieben, beispielsweise Bremshebel mit Kugelenden, eine fest montierte Lichtanlage, ein Bremslicht sowie ­eine Kennzeichen-Beleuchtung.
Stromer ST2S_E-Bike_Juli17_Reismann_379_CMS.jpg Erich Reismann © Erich Reismann
Darf der Radweg benutzt werden? ÖAMTC-Jurist Alexander Letitzki: "Ganz klar nein! Da es sich hier um ein Kfz handelt, ist die Benutzung des Radwegs natürlich ­tabu."

Und, wie fährt es sich?

Das ST2S lässt sich herrlich präzise um jegliche Ecken zirkeln, ist für ein Elektrofahrrad (und trotz der 27 Kilogramm Lebendgewicht) erstaunlich agil. Es muss einem allerdings schon klar sein, dass es sich hierbei weder um einen gemütlichen City-Cruiser noch um ein bequemes Trekkingrad handelt. Eher ist es ein Fitnessbike, hart im Nehmen, hart im Geben. Als wir das erste Mal mehr durch als über ein Schlagloch rumpelten, hat es uns beinahe den Lenker aus der Hand gerissen. Natürlich könnte man forthin jedes Loch im Asphalt umfahren, aber spätestens beim nächsten Handzeichen-Geben auf holprigem Untergrund mutiert das Fahren zum forcierten Feinmotorik-Training.

Ein echter Traum ist die elektronische 11-Gang-Schaltung, Shimano’s XTR DI2. Wie da per Tastendruck die Gänge zack-zack gewechselt werden, ist einfach großartig, fast schon süchtig machend. Allerdings schiebt der E-Motor derart vehement an, dass, zumindest in der Ebene, kaum geschaltet werden muss. Man startet locker im 8. oder 9. Gang, beschleunigt äußerst hurtig, zwei-, dreimal schalten lassen, 45 km/h-Limit erreichen, fertig.

Schaltung mit Stellmotor, surr-klack-surr-klack

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1 Das Topmodell der Stromer-Baureihe kommt mit der Topschaltung aus dem Hause Shimano, in Kürzeln formuliert: ST2S trifft 11-Gang-XTR DI2. Die Ganganzeige ist serienmäßig.  © Erich Reismann

2 Der Stellmotor ist relativ klein, das Mehrgewicht nicht der Rede wert, die Funktionalität beinahe sensationell. Geladen wird das System per kleinem USB-Anschluss, der direkt in der Schaltanzeige untergebracht ist. © Erich Reismann

3 Geschaltet wird per Knopfdruck, die beiden großen Tasten parallel zum Lenker sind’s – surr-klack-surr-klack, so klingt das dann. Die vertikal angeordneten Tasten (Plus/Minus) hingegen regulieren die Unterstützungs-Intensität des Elektromotors, mit der obersten Taste wird das Fernlicht ein- bzw. ausgeschaltet. © Erich Reismann

Jeder Stromer-Fahrer kann zudem via App auf sein Fahrrad zugreifen – und die bietet ein Fülle an Informationen, ein paar Beispiele: Feinjustierung des Antriebs hinsichtlich Drehmoment, Geschwindigkeit und Agilität, Positions-Bestimmung via GPS, Fahrdaten, Ladezustand u.v.m. Das ist schon recht ordentlich, allerdings kennen wir Apps, die deutlich mehr können, etwa zusätzlich über eine Navifunktion verfügen oder eine Watt-gesteuerte Fahrweise zulassen. Hier gäbe es also durchaus noch Verbesserungspotenzial.

Stromer ST2S_E-Bike_Juli17_Reismann_433_CMS.jpg Erich Reismann © Erich Reismann
Was die multifunktionale Stromer-App kann: GPS-Ortung des Bikes, Feinjustierung des Antriebs, Fahr-Statistiken u.v.m. 

Was uns nicht so gut gefiel: Manchmal, im Zustand des flotten Dahingleitens, vor allem aber im Stop-and-go-Verkehr, vergrämte uns das zeitweise träge bzw. verzögerte Ansprechverhalten des Tret-Sensors, der die Unterstützung durch den 500-Watt-E-Motor regelt. Möglicherweise gehören diese Probleme jedoch bereits der Vergangenheit an, denn bereits ein paar Tage nach Rückgabe des Testbikes veröffentlichte Stromer ein entsprechendes Software-Update.

Bisher noch nicht besprochen wurden die Bremsen (Magura MT5 Next e) – was wir hiermit umgehend nachholen: gute Dosierbarkeit, kräftig zupackend, für ein Rad dieser Leistungsklasse absolut richtig konzipiert.

Beeindruckt hat uns in jedem Fall die Fahrleistung des ST2S. So radelten wir z.B. mit vollster Unterstützung 35 km weit mit einem 41er-Schnitt (km/h), der Akkustand lag dann immer noch bei 53 Prozent.

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1 Ein wahrlich energiegeladener Akku, denn mit 983 Wh gehört er zu den stärksten Exemplaren am Markt. Herausnehmbar ist er ebenfalls, was naturgemäß die Handhabung vor allem dann erleichtert, wenn sich in der Nähe des S-Pedelec-Parkplatzes keine Steckdose befindet. © Erich Reismann

2 Um einen leeren Akku wieder voll zu füllen, bedarf es einer Wartezeit von rund 8 Stunden. Der Lüfter des Ladegeräts macht sich währendessen immer wieder lautstark bemerkbar. Feines Detail: Der Rad-seitige Stecker ist magnetisch, schnappt fest in die Buchse im Bereich des Lenkkopflagers ein. © Erich Reismann

3 Ladezustandsanzeige via Touchscreen. Wie voll der Akku ist, zeigt die Balkengrafik am Display. Nur zur Orientierung: Mit vollster Unterstützung der Steuerelektronik und des Elektromotors legten wir (vorwiegend auf ebenem Geläuf) rund 70 Kilometer zurück, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 41 km/h – ein tadelloser Wert. © Erich Reismann

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