Goldgrelle Mitte
Suzuki V-Strom 800 DE im Test: 7 Fragen, 7 Antworten.
Wie verkauft man ein neues Motorrad? Ist ein möglichst niedriger Preis die Hauptattraktion? Oder versucht man es doch besser mit Premium-Anspruch? Ist womöglich die Motor-Leistung das Top-Verkaufs-Argument? Oder eher möglichst viel an verfügbarer Elektronik? Oder ein möglichst auffälliges Design? Oder wenig Gewicht? Oder lange Garantiezeiten? Oder, oder, oder?
Wunderbare Motorrad-Welt – für jede der genannten Eigenschaften steht zumindest eine Marke mit einem Modell parat.
Und dann gibt es da noch Suzuki, die mit ihrem Nicht-zu-viel-und-nicht-zu-wenig-Denken quasi den Weg der goldenen Mitte zu beschreiten versuchen – mit der neuen V-Strom 800 DE beinahe sogar wortwörtlich, sofern sie in Schwarz oder dem abgebildeten Champion-Gelb gekauft wird. Dann nämlich sind die gold-glänzenden Felgen serienmäßig dabei (dritte Variante: mattgrau mit schwarzen Felgen).
Nun aber: Los! Wir eruieren die Qualitäten der neuen V-Strom mit 7 Fragen und 7 Antworten.
1. Was sie gut kann.
Wir beginnen beim Fahrwerk, weil uns das tatsächlich sehr beeindruckt hat: Es ist voll einstellbar, die Federwege sind mit 220 Millimetern erfreulich lang. Bereits die Grundabstimmung ist für Durchschnitts-Europäer:innen mit 65 bis 90 Kilogramm nahezu perfekt, nicht zu hart, nicht zu weich, einigermaßen straff und dennoch komfortabel. Wahrlich eine Wohltat.
Dann: Der Motor, ein neu entwickelter Paralleltwin mit 776 Kubik, der auch noch in anderen Suzuki-Modellen zum Einsatz kommen wird, demnächst im Naked-Bike GSX-8S. Dieser Zweizylinder treibt uns einerseits mit seiner Drehfreudigkeit und Kraft (84 PS, 78 Nm) ein Lächeln ins Gesicht, andererseits gibt er sich erstaunlich laufruhig und vibrationsarm – speziell beim niedrigtourigen Durchbummeln von Ortschaften ist das ein echter Genuss.
Und, ebenfalls auf der Pluspunkt-Seite der Bilanz: die sehr gute Ergonomie sowie die tadellos arbeitenden elektronischen Helferleins (Traktionskontrolle, ABS),
2. Was sie weniger gut kann.
Die kleine Windschutzscheibe ist nur mit Werkzeug verstellbar, der Kupplungshebel ist weder einstellbar noch verfügt er über eine Sollbruchstelle.
Aber davon abgesehen gibt es kaum etwas zu bemängeln, Kritik fällt eher in die Rubrik "Jammern auf hohem Niveau". Das stattliche Gewicht kann angeführt werden – das aber vermutlich nur Purist:innen und Geländefahrer:innen wirklich stört.
Für Fahrer:innen mit Renn-Ambitionen oder deutlicher Plus-Size-Statur ist das Fahrwerk wahrscheinlich dann doch eher zu soft abgestimmt. Und Technik-Begeisterte werden angesichts der beschränkten Auswahl an Assistenzsystemen und Einstellmöglichkeiten im Bordmenü auch eher bei der Konkurrenz fündig.
3. Wer mit ihr glücklich wird.
All jene, die…
… Preis-sensibel sind, die möglichst viel Ausstattung für ihr Geld bekommen wollen und/oder…
… ein Motorrad für alle Fälle suchen und/oder…
… für die Komfort ein entscheidendes Kriterium ist.
4. Und wer mit ihr eher nicht glücklich wird.
Racer, Offroader und Technik-Nerds.
5. Wieviel sie kostet (und andere Daten).
Zumindest 12.790 Euro – mit bereits sehr üppiger Ausstattung: Quickshifter (funktioniert beim Hoch- und beim Runterschalten), Handguards, Unterfahrschutz und Citypaket (56-Liter-Topcase inklusive Trägerplatte) sind serienmäßig dabei.
6. Was wir sofort nachrüsten würden.
Den massiven Sturzbügel (kostet rund 410 Euro) sowie eine höhere Windschutzscheibe (74 Euro). Auf der erweiterten Einkaufsliste wären dann noch die Griffheizung (491 Euro), ein Hauptständer (für 308 Euro) und der Alu-Unterfahrschutz (416 Euro).
7. Welche Features uns am meisten taugen.
Der Quickshifter – funktioniert wirklich fein, sowohl beim Hoch- als auch beim Runterschalten – und die Bremserei: gut dosierbar, kräftig zupackend, zweistufiges ABS, kann für Offroadfahrten am Hinterrrad deaktiviert werden.
Fazit: Abgesehen von ihren farblichen Attributen bringt die mittlere V-Strom (eine 650er sowie eine 1000er gibt’s ebenso) einige Eigenschaften und Tugenden mit, die sie vielleicht sogar zu der einen werden lässt – dem Motorrad für alle Fälle.
Alexander Fischer, stv. Chefredakteur