FahrradvergleichFahrrad-Montage_2xStich_CMS.jpg Heinz Henninger
© Heinz Henninger
© Heinz Henninger
April 2016

Was bringen E-Bikes?

Mit dem Fahrrad in die Arbeit – mit oder ohne E-Power? Christian Stich wagt den Vergleich, ist dabei fast so schnell wie mit dem Auto. Und verrät, wofür sein Herz schlägt. 

Diese Szene gibt es in jedem Oldschool-Zeichentrickfilm: Der Protagonist nimmt Anlauf, um mit sichtbar viel Verve gegen eine vermeintlich verschlossene Türe anzurennen. Der linkische Antagonist jedoch öffnet im letzten Moment genau diese Türe, woraufhin der Protagonist mit all seinem Schwung und zum Gaudium aller die Szene wahlweise stolpernd, stürzend oder purzelnd hinten raus verlässt.

Boing-krach-bumm! Nächste Szene.

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Fahrradvergleich_HEN6085_CMS.jpg Heinz Henninger © Heinz Henninger
Das Filmteam des ÖAMTC, hier beim Arrangement für den allerersten Aufsager. Danach bleibt die Kamera…
Fahrradvergleich_HEN6177 neu_CMS.jpg Heinz Henninger © Heinz Henninger
… immer im Windschatten. Wirklich schwitzen musste bei dieser Szene folglich nur der Kameramann.
Fahrradvergleich_HEN6588_CMS.jpg Heinz Henninger © Heinz Henninger
Die Zangelei galt in diesem Fall nicht dem Fahrrad, sondern der Kamera – ein kurzer Rumpler verschob den Blickwinkel.

Unsere Idee, deine Aufgabe, deine Testgeräte.

Als wir mit der Idee für diese Radstory unlängst beim viel Auto fahrenden Kollegen Christian Stich vorstellig wurden, erging es uns beinahe genauso, wir rannten offene Türen ein (der fatale Abgang blieb uns glück­licherweise erspart). Denn eigentlich hat Christian ja eine Schwäche für die neue Fahrrad-Generation mit all ihren herrlichen Innovationen. Nur hat er leider auch einen Mangel an Gelegenheiten, dieser stillgelegten Leidenschaft nachzukommen.

Deshalb Schluss mit dem ganzen Geplänkel, worum geht’s?

Um den Weg in die Arbeit – und retour. Per Fahrrad, gleich zweimal. Einmal klassisch, also nur das Rad und du, einmal modern, also das E-Bike und du. Die beiden Fahrräder sind sehr ähnlich ausgestattet, der spürbare Unterschied reduziert sich praktisch auf Elektroantrieb und Akku, oder in Kilogramm gesprochen: acht. Wer es genau nachlesen mag: KTM Ultra 1964 LTD, Preis: 1.299 Euro, und das E-Bike, ein KTM Macina Action 29 11 CX5, Preis: 2.899 Euro.

Fahrradvergleich_HEN5123_CMS.jpg Heinz Henninger © Heinz Henninger
Ohne Motor: das KTM Ultra 1964 LTD, Preis: 1.299 Euro.
E-Bike Mittelmotor © Heinz Henninger
Dieser Mittel-Motor stammt aus dem Hause Bosch, und gehört zum…
E-Bike der Marke KTM steht vor rotem Tor. © Heinz Henninger
… KTM Macina Action 29 11 CX5, Preis: 2.899 Euro.

Los geht es, Herr Stich.

Wir aber wollen wissen, wie viel Zeit du dir ersparst, ob du entspannter ins Ziel kommst? Bereit? Christian nickt.

Die Strecke führt ihn aus dem 23. Wiener Gemeindebezirk kommend schnurstracks den Liesing-Bach entlang bis hin zum Wienerberg und hinauf. Wären wir bei einem Radrennen, könnten wir nun Punkte für die Bergwertung vergeben. Doch wir geben nicht, wir nehmen – die Pulsdaten beispielweise, und die Zeit für den letzten Abschnitt, den Anstieg, um im Ziel eine ordentliche Bilanz ziehen zu können. Eine Prise Psycho-Doping gibt’s auch noch: Die knackigste Passage ist geschafft, ab hier geht es bis zu der Redaktion im 20. Bezirk eigentlich nur mehr bergab. Hoppauf!

In Österreich, so sagt die Statistik, haben ca. sieben von zehn Menschen ein Fahrrad.

Christian radelt derweil munter bergab in Richtung Technische Universität am Karlsplatz, ÖAMTC-Zentrale und Innere Stadt. Hier, wo die beiden Fahrräder so mühelos dahinrollen, ist das Mehrgewicht des E-Bikes kaum spürbar. Wohl aber beim nächsten Spurwechsel. Weniger Gewicht bedeutet nämlich auch mehr Agi­lität.

In Österreich, so sagt die Statistik, werden jedes Jahr rund 400.000 Fahrräder gekauft. Tendenz in letzter Zeit wieder leicht steigend. Am häufigsten werden übrigens Mountainbikes verkauft.

Testfahrer Christian hat mittlerweile den Donaukanal überquert, um in der Ebene des zweiten Bezirks noch einmal schön gleichmäßig und mit rundem Tritt Richtung Redaktion zu radeln. Hier spielt das E-Bike mit seinem Bosch-Mittelmotor natürlich alle Trümpfe aus. Während das E-Bike leise surrt, kann er ganz locker ein Durchschnittstempo von rund 25 km/h fahren (das ist übrigens jene Tempogrenze, bis zu der ein Elektromotor unterstützend mithelfen darf).

In Österreich, so sagt die Statistik, ist das E-Bike für den Sporthandel mittlerweile ein fixer Umsatzgarant, Tendenz steigend. Rund 75.000 E-Bikes werden mittlerweile pro Jahr verkauft, 100.000 sollen es 2020 sein.

Christian hat die Redaktionsgarage erreicht. Für die 18 Kilometer lange Strecke benötigte er mit dem E-Bike schlussendlich 49 Minuten, mit dem Auto ist er kaum schneller. Beeindruckend sind die Differenzen der beiden Rad-Fahrten: Mit dem E-Bike war er fast zwanzig Minuten früher im Ziel, sein Durchschnittstempo um 7 km/h höher, sein Durchschnittspuls um 15 Schläge niedriger als bei der Fahrt mit dem normalen Mountainbike. Trotzdem fällt sein Resümee (vielleicht) überraschend aus: 

Fahrradvergleich_HEN6449_CMS.jpg Heinz Henninger Christian Stich, Redakteur

Mein Fazit

Mit dem E-Bike geht’s zwar einfacher, schneller und entspannter, die zwanzig Kilogramm des E-Bikes sind mir aber einfach zu viel. Würde ich öfter radeln, würde ich daher zum klassischen Mountainbike greifen, das ist leichter und agiler – quasi ein emotionaler Volltreffer in mein Sportler-Herz.

In Österreich, sagen Vertreter des Fachhandels, ist der hohe Verkaufspreis (wir reden von 2.000 bis 3.000 Euro bei qualitativ guten E-Bikes) kein Hindernis. Das E-Bike wird oft als Alternative zum Zweitauto an­geschafft. Daher sind die Kunden auch bereit, ein bisserl mehr dafür auszugeben. Offen- bar frei nach dem Motto: Man gönnt sich ja sonst nix. Gut so, Ihr Körper wird es Ihnen danken.

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