Aufmacher_CMS.jpg Kurt Pinter
© Kurt Pinter
© Kurt Pinter
März 2023

Richtig Radfahren: So verlernst du's nie

Ein Kind setzt sich drauf, düst munter los. Das andere fühlt sich unsicher, weil den Füßen beim Treten der vertraute Bodenkontakt fehlt. Richtig radeln will gelernt sein – aber wie?

Kennen sie diese vermeintliche Volksweisheit: "Das ist wie Radfahren, das verlernst du nie…"? Sie steht als Syn­onym dafür, dass wir einmal Erlerntes nicht mehr vergessen. Kommen beim Lernen noch positive Gefühle wie beispielsweise Stolz oder Freiheit dazu, ist das geradezu ideal für eine dauerhafte Verankerung in unserem Kopf.

Problematisch wird es nur, wenn das Erlernte falsch erlernt wurde. Ein falscher Bewegungsablauf, eine falsche Körperhaltung, eine falsche Handhabung etc. – solche Fehler bleiben uns ewig. Sie im Nachhinein zu korrigieren, bedeutet viel Aufwand und Mühe.

Aber Radfahren ist ja kinderleicht, da kann doch gar nichts falsch gemacht werden?

Ja. Und nein. Ja, weil sich vergleichsweise rasch ein Erfolg einstellen kann. Nein, weil dieses "Ich kann's"-Gefühl oft nur die halbe Wahrheit ist. Radfahren ist eine vielschichtige und komplexe Tätigkeit. Um ein Rad wirklich umsichtig und angemessen führen zu können, bedarf es deutlich mehr als nur einiger Übungsstunden. Vor allem sollte auch das entsprechende Know-how vorhanden sein, sonst sind Fehler quasi vorprogrammiert – von der falschen Sitzposition bis zu diversen Bewegungsabläufen.

Werbung
Datenschutz Zur Anzeige von Werbung benötigen wir Ihre Zustimmung.

Der Boden sollte nur mit den Zehenspitzen erreicht werden. Und nicht mit dem ganzen Fuß.

Ellen Dehnert, Leiterin der ÖAMTC-Mobilitätsprogramme

Wir baten ÖAMTC-Radexpertin Ellen Dehnert zu dem Thema um Rat. Sie erklärt im Folgenden die Vor- und Nachteile verschiedener Lernmethoden und gibt Tipps für Anfänger:innen jeden Alters.

Wo sie, liebe Mitglieder, Alt und Jung, der ÖAMTC mit Kursen unterstützen kann, haben wir weiter unten ebenfalls festgehalten. Dabei geht’s nicht nur um die allerersten geradelten Meter, sondern auch ums Fahren mit dem (neuen) E-Bike.

Bub_Rad-1971 port.jpg Kurt Pinter © Kurt Pinter
Wenn das Lernen Spaß macht, dann bleibt das Erlernte lange. 

Wenn Kinder lernen

Hier gab und gibt es verschiedene Möglichkeiten. Früher schworen Eltern auf Fahrräder mit Stützrädern, sie gelten heute jedoch als längst überholt. Der Grund: Sie geben nur vermeintlich Sicherheit, erlauben es dem Kind aber nicht, richtiges Anfahren, Lenken, Anhalten und Kurvenfahren zu lernen. Also weg mit den Stützrädern!

Schon seit geraumer Zeit sehr beliebt ist hingegen der Umstieg vom Laufrad aufs Rad. Kinder lernen mit Laufrädern das Ausbalancieren, aber beim Lenken sowie dem Bremsen per Hand hapert's zumeist. Stattdessen wird lieber per Fuß geankert, ist ja viel ein­facher. Nicht wenige Schuhsohlen bzw. -spitzen leiden unter dieser Bremsmethode.

Ein weiteres Laufrad-Problem laut Dehnert: "Die Kinder kleben mit ihrem Po förmlich am Sitz. Das ist kontraproduktiv, um Radfahren zu lernen." Auch dass die Füße beim Laufrad eine andere Position als beim Fahrrad einnehmen, wird später mitunter zum Hindernis. Nicht wenige (mit dem Laufrad groß gewordene) Radfahrer:innen sitzen heute viel zu tief, weil sie es schlicht nicht gewohnt sind, dass der Boden nur mit den Zehenspitzen erreicht werden soll (und nicht mit dem ganzen Fuß).

Die ÖAMTC-Expertin empfiehlt gerne ein anderes Fahrzeug

Die Fahrphysik eines Rollers ist mit der eines Fahrrades identisch.

Ellen Dehnert, Leiterin der ÖAMTC-Mobilitätsprogramme

"Den Tretroller mit Luftreifen und Fahrradbremsen." Warum? "Die Fahrphysik eines Rollers ist mit der eines Fahrrades identisch. Es wird die Anhalte- und Aufsteigekompetenz erarbeitet, mit der Lenkbewegung kann experimentiert werden, die Abläufe werden erlernt und führen zu Balancekompetenz – alles in nahezu der gleichen Reihenfolge wie beim Fahrrad."

Die ÖAMTC-Expertin arbeitet mittlerweile auch an einem Rollerprojekt für Schulen, das sich wie alle anderen Fahrradkursangebote am bewährten Moveo-ergo-sum-Bewegungskonzept (siehe unten) des Sportwissenschaftlers Christian Burmeister orientiert.

Jedenfalls: Die ersten Meter mit dem Fahrrad sind immer ein besonderer Moment, für Kinder wie Eltern gleichermaßen. "Um das Rad seiner Bestimmung gemäß zu nutzen, gilt es eini­ges zu beherrschen", erläutert Dehnert: "Abbiegen, bremsen, anhalten, balancieren, geradeaus und Kreise fahren; aufstehen, eine Hand vom Lenker lösen und mehr. Das eine nützt oft nichts, wenn das andere nicht funktioniert. Es muss also beim Erlernen der einzelnen Kompetenzen eine Art Hierarchie eingehalten werden. Der Weg zum Erfolg passiert Schritt für Schritt."

Wird Radfahren richtig gelernt, macht es schnell Spaß. Macht es Spaß, macht man es meist auch öfter – und das wiederum ist gut für Körper und Umwelt (weil dafür vielleicht das Auto öfter stehen gelassen wird).

Radgeber.jpg Kurt Pinter/auto touring © Kurt Pinter/auto touring
Immer informiert mit dem brandneuen ÖAMTC-Radgeber, ab April 2023 an jedem Stützpunkt erhältlich. 

Liebe Eltern, sie merken schon, diese "einfache" Sache, die niemand wieder verlernt, hat auch ihre Tücken. Mit Methode gelingt es leichter, den Fahrspaß nachhaltig zu sichern. Natürlich kommt es im Endeffekt auf die Geschicklichkeit des einzelnen Kindes an.

Bieten Sie Ihrem Kind eine andere Möglichkeit an, wenn Sie Schwierigkeiten erkennen. Jedes Kind lernt anders und welche ­Methode die richtige ist, sehen Sie in der Praxis.

Datenschutz Zur Anzeige dieses Videos benötigen wir Ihre Einwilligung.
Für die Ausspielung wird eine moderne HTML5 Video Player Lösung namens JW Player genutzt (Datenschutzbestimmungen von JW Player).

Rollen, um zu radeln

Moveo ergo sum. "Ich bewege mich, also bin ich" – mit diesem Konzept von Sportwissenschaflter Christian Burmeister arbeitet der ÖAMTC im Rahmen seines Rollerprojekts mit Schulen in Ostösterreich zusammen. Ziel: die Entwicklung zum sicheren und souveränen Radfahren mithilfe von Tretrollern. Das ermöglicht gleichzeitig eine neue Dimension des Unterrichts: Lernen in Bewegung, fächerübergreifende Lehrinhalte werden gleich in die Rollerstunden eingebaut. Und das wiederum ermöglicht nachhaltiges Lernen.

Mit dem Schuljahr 2023/24 bietet der Mobilitätsclub das Projekt "Rollerschule" für drei engagierte Volksschulen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland an. Die Anmeldung ist ab sofort möglich: www.oeamtc.at/verkehrserziehung

Rollerprojekt2_Markus Zahradnik.JPG Markus Zahradnik © Markus Zahradnik
Radfahren lernen mit Hilfe des innovativen Rollerprojekts des ÖAMTC. 

Wenn Erwachsene lernen

"Es gibt eine große Zahl an erwachsenen Menschen, die sich am Fahrrad unwohl fühlen", erzählt Sportwissenschaftler Burmeister. Viele dieser Menschen haben als Kind zwar Radfahren gelernt, aber nie richtig. Andere hatten einfach nie die Möglichkeit dazu.

Als Mobilitätsclub möchten wir die Mobilität der Menschen fördern, das gelingt mit diesem Kurs.

Nasila Berangy-Dadgar, Leiterin ÖAMTC-Diversitätsmanagement

Um auch Erwachsenen diese wichtige Form der Mobilität zu ermöglichen, bietet der ÖAMTC bereits seit 2014 Gratis-Kurse an. Beispielsweise den für "Frauen aus der ganzen Welt" (in Kooperation mit der Mobilitätsagentur der Stadt Wien). Warum Frauen? ­Ihnen bot sich oftmals einfach keine Möglichkeit – oder es war womöglich sogar untersagt.

Rad Frauen_Markus Zahradnik.jpg Markus Zahradnik © Markus Zahradnik
Frauen aus der ganzen Welt lernen Radfahren.
Rad Frauen Elena_Markus Zahradnik2.jpg Markus Zahradnik © Markus Zahradnik
Elena kann jetzt mit ihrem Mann Radausflüge machen.
Rad Frauen Shukri_Markus Zahradnik.jpg Markus Zahradnik © Markus Zahradnik
Shukri freut sich, endlich so gut wie ihr Bruder zu fahren. 

"Als Mobilitätsclub möchten wir natürlich die Mobilität aller Menschen fördern, mit diesem Kurs gelingt uns das sehr gut", so Nasi­la Berangy-Dadgar, ÖAMTC-Diversitätsbeauftragte. Die Begeisterung unter den Teilnehmer:innen ist groß: "Ich hätte nie gedacht, dass ich nach einer Woche schon Rad fahren kann", erzählt Elena stolz, die sich nun auf Radausflüge mit ihrem Mann freut.

Datenschutz Zur Anzeige dieses Videos benötigen wir Ihre Einwilligung.
Für die Ausspielung wird eine moderne HTML5 Video Player Lösung namens JW Player genutzt (Datenschutzbestimmungen von JW Player).

E-Bike-Kurse. Da immer mehr (ältere) Menschen ihr ­altes Fahrrad gegen ein neues mit Elektromotor tauschen, bietet der ÖAMTC auch für sie einen passenden Kurs an. Denn die veränderte Beschleunigung, das höhere Gewicht sowie die technische Mehrausstattung (im Vergleich zum alten Rad) sorgen gerade zu Beginn bewiesenermaßen für ein erhöhtes Unfallrisiko.

Wer sich über E-Bikes informieren lassen und dem eigenen Fahrkönnen einen Feinschliff verpassen will, kann einen 3-stündigen Gratis-E-Bike-Kurs besuchen.

Mehr info zu den Radkursen und zum Thema Fahrrad www.oeamtc.at/fahrrad

E-Bike Kurs_Lukas Lorenz.jpg Lukas Lorenz © Lukas Lorenz

ÖAMTC Rad-Angebote

Vielfältiges Serviceangebot.

Der ÖAMTC kümmert sich nicht nur um Autofahrende, sondern auch um Radler:innen. Abhängig von Bundesland und Stützpunkt gibt's ein umfangreiches Angebot.

Kommentare (nur für registrierte Leser)