Zweirad-Tipps für den Winter
Kommt der Winter ins Land, kommen die Zweiräder in die Garage. Klingt logisch – muss aber nicht sein. Mit passender Ausrüstung und angepasstem Fahrverhalten kann der Kälte herrlich getrotzt werden.
Nach einem milden Herbst kündigt sich nun langsam der Winter mit österreichweiten Temperaturen nahe der Null-Grad-Grenze und mancherorts leichtem Schneefall an.
Stimmungsmäßig die beste Vorlage, um sich auf diesen Artikel auch emotional vorbereiten zu können. Denn Fakt ist: In weiten Teilen des Landes kann mit Zweirädern beinahe ganzjährig gefahren werden, vor allem in den Ballungsräumen. Und ja, das kann auch im Winter viel Spaß machen.
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Grip sowie Sehen und Gesehenwerden sind das Um und Auf.
ÖAMTC-Expertentipp
Wir haben zu dem Thema drei ÖAMTC-Experten aus den Bereichen Technik, Fahrrad und Motorrad befragt und Tipps eingeholt. Alle drei meinen unisono: "Sowohl Grip als auch Sehen und Gesehenwerden sind das Um und Auf."
Sie sagen aber auch: Matsch und Schnee sind für Zweiräder nicht ideal. Ist es hingegen trocken und gefriert nicht und passt die Ausrüstung zu den Verhältnissen, steht einer vergnüglichen Fahrt nichts im Weg.
Tipps von den ÖAMTC-Experten
Steffan Kerbl, Technik
Heizelemente: Sitzheizung, beheizte Griffe etc. sind nicht systemkritisch, weder beim Motorrad noch beim Roller – d.h. die Batterie sollte das schaffen.
Bremsen: Zuerst hinten bremsen. Da ist die Bremsleistung zwar geringer, aber man merkt, ob das Rad blockiert und weiß, dass dann vorne nur sehr sachte gebremst werden sollte.
Immer einen Plan B für den Heimweg haben, sollte das Wetter schlechter werden.
Steffan Kerbl, ÖAMTC Techniker
Matsch: Bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt und Schneematsch sind die Straßen voller Salz. Hier ist zu empfehlen, das Fahren sein zu lassen, denn Salz ist für Fahrzeuge und Sicht schlecht. Um vor salznassen Straßen ein wenig geschützt zu sein, bietet sich beim Motorrad ein Windshield an. Aber auch hier ist zu bedenken, dass es schnell schmutzig wird und schwer zu reinigen ist.
Sichtbarkeit: Radfahrende sollten vor allem in Hinblick auf die Sichtbarkeit nochmals ihr Rad auf StVO-Tauglichkeit überprüfen. Das bedeutet: Checken, ob wirklich alle notwendigen Reflektoren vorhanden sind und die Lichter funktionieren.
Wichtig: Immer einen Plan B für den Heimweg haben, sollte das Wetter im Laufe des Tages umschlagen!
Ellen Dehnert, Leiterin Rad- und Mobilitätsprogramme
Sichtbarkeit: Von anderen übersehen zu werden, ist im Winter besonders wahrscheinlich – mit Radfahrenden wird kaum gerechnet. Daher gut auf eigene Sichtbarkeit und eindeutiges Verhalten achten. Auch Fahrradbeleuchtung kann blenden. Die korrekte Einstellung des Scheinwerfers (Tipp: hellste Ausleuchtung 10 bis 15 Meter vor dem Rad) ist wichtig.
Das Laden von Akkus bei Minusgraden ist nicht zu empfehlen.
Ellen Dehnert, ÖAMTC Rad- und Mobilitätsprogramme
Akku E-Pedelec: Hier muss gesagt werden, dass sich der Akku am wohlsten bei Zimmertemperatur fühlt. Das bedeutet, dass er mit ins Haus genommen werden sollte und auch bei Zimmertemperatur geladen werden. Das Laden bei Minusgraden ist nicht zu empfehlen, denn: Je tiefer die Temperaturen, desto weniger lange hält der Akku.
Reifen: Spezielle Winterbereifung ist sinnvoll, da sie den Grip erhöht. Eventuell auch den Luftdruck ein wenig reduzieren.
Schnee & Eis: Spikereifen auf Schnee oder Eis verwenden oder Rad stehen lassen.
Georg Scheiblauer, ÖAMTC Fahrtechnik
Grip: Die geringe Haftung zwischen kaltem Boden und ungeeigneten Reifen erhöht bei Schräglagen und beim Bremsen die Sturzgefahr erheblich. Normale Motorradreifen sind eher für zweistellige Plus-Temperaturen geeignet. Wer also auch im Winter fahren will, sollte das idealerweise mit Winterreifen tun, sie halten am kalten Asphalt besser, da sie weicher sind. Hier gibt es vor allem für Roller ein gutes Angebot, für Motorräder leider nur ein eingeschränktes.
Sehen: Unbedingt auf die richtige Visierpflege achten.
Helle bzw. reflektierende Kleidung verbessert die Sichtbarkeit enorm. Es macht auch einen großen Unterschied, ob der Sturzhelm schwarz oder weiß ist.
Georg Scheiblauer, ÖAMTC Fahrtechnik Motorrad-Chefinstruktor
Sichtbarkeit: Gesehen werden ist auch beim Motorrad ein großes Thema. Hier hilft neben hellem, bzw. reflektierendem Gewand vor allem auch ein heller Helm. Ob dieser Schwarz oder Weiß ist, macht tatsächlich einen großen Unterschied.
Hände: Beim Motorrad funktioniert natürlich das meiste über die Hände, was bei Kälte schnell zum Problem werden kann. Daher sind vor allem Handschuhe immer ein Thema, natürlich können sehr dicke Handschuhe angezogen werden, aber dadurch haben Biker weniger Gefühl auf Gas, Kupplung und Bremse. Da sind jene bevorzugt, die eine Griffheizung haben. Sie können mit dünneren Handschuhen fahren und haben daher viel mehr Gefühl in den Händen.
Salz: Motorrad öfter waschen!
Bremsen: Immer bedenken, dass sich mit Sommerreifen der Bremsweg verlängert. Alle anderen sind aber bereits mit Winterreifen unterwegs und haben somit eine bessere Haftung und kürzeren Bremsweg.
Geeignete Temperatur: In der Praxis gibt es mehrere Varianten, auf die es ankommt. Solange es draußen zweistellige Celsiusgrade hat, ist alles in Ordnung. Wenn es aber einmal einstellig wird, dann bleiben meistens nur die ganz harten Fahrer:innen übrig. Unter fünf Grad Celsius wird es unangenehm und macht auch keinen Spaß mehr. Unter null Grad ist das Fahren unsinnig, da dann Glatteisgefahr besteht und das Motorrad schnell wegrutschen kann. Dann wird es schlicht zu gefährlich zum Fahren.
Ausrüstungs-Tipps
Winterreifen mit Zippverschluss. Wer glaubt, die Bilder wären womöglich nur eine geschickt gemachte digitale Nachbearbeitung zur Veranschaulichung des Winterausrüstungs-Themas, der irrt. Dieses modulare Reifensystem gibt es tatsächlich, es wurde vergangenen Winter bereits vom ÖAMTC getestet und mit guten Noten bewertet.
Basisreifen ist immer die darunter liegende Variante mit glattem Straßenprofil, je nach Belieben kann ein zweiter Mantel mit Gelände- oder Winterprofil via Reißverschluss dazu- bzw. darüber gezippt werden.
Preise: Die Startersets von Retyre (bestehend aus vier Reifen) beginnen bei 99 Euro.
Zweite Haut für winterliche Verhältnisse
Neben mangelndem Grip ist im Winter vor allem die Kälte ein Hindernis. "Am besten ist es, zunächst einmal ein paar Runden zu drehen, um festzustellen, wo sich die Kälte überall hinzieht", meint Experte Kerbl dazu. Danach können angehende Winterbiker sich auf die Suche nach der richtigen und vor allem warmen Ausrüstung machen.
Passend dazu haben wir ein paar Tipps, die das Fahren angenehmer machen. Kuschelig wird es zwar nicht, aber zumindest lässt sich die Kälte aus den Gliedmaßen vertreiben.
Warm von Kopf bis Fuß