Leistungsbericht 2020

„Früher waren die Leute komisch, die eine Maske getragen haben. Jetzt ist es genau umgekehrt.“ „Ganz ehrlich: Das war die Hölle.“ Michael über Einsätze im letzten Hochsommer. Schutzstufe 1 und Schutzstufe 2 – davon hat bisher noch niemand gehört. Nun sind sie neue Normalität: Wenn ein Patient keine Symptome hat, muss der Flugretter eine Brille, eine Maske und zwei paar Handschuhe tragen. Da man aber mittlerweile davon ausgehen muss, dass der Patient mit dem Coronavirus infiziert sein könnte, rückt Michael, wenn notwendig, nur noch im Vollkörperanzug aus. Bei einem Einsatz im Sommer lag die Temperatur unter der gesamten Ausrüstung bei bis zu 60 Grad. „Das war die Hölle“, sagt Michael in Erinnerung daran. Übrigens saß Michael dann zum Schutz des Christophorus-Piloten, der vollkommen isoliert von der Crew war, nicht mehr im Cockpit des Hubschraubers, sondern gemeinsam mit dem Notarzt hinten beim Patienten. Michael erinnert sich auch daran, dass zu dieser Zeit das stets familiäre Miteinander am Christophorus-Stützpunkt anders war als sonst: „Wir sind einfach Freunde, wir waren miteinander auf Bergtouren und Skifahren, das ist jetzt nicht mehr möglich gewesen. Das gesellige Beisammensein fehlt, es hat sich einfach ein bisschen Distanz aufgebaut.“ Hat sich auch das Verhältnis zu den Patienten verän- dert?Wie ist es möglich, menschliche Nähe zu zeigen, wenn es gilt, die maximale Distanz einzuhalten? Man hat ja doch viel intensiven Kontakt zu den Patienten. „In Notfällen wie bei einer Reanimation denkt man ehrlicherweise nicht an eine Ansteckung“, so Michael. Mittlerweile findet er die Situation normal – was anfangs komisch war, ist jetzt einfach Alltag. Hand­ schuhe hat er als Flugretter ja ohnehin immer schon getragen, die Schutzmasken gehören jetzt einfach dazu. Manchmal haben die Leute zuerst gar keine Maske getragen, wenn die Crew eingetroffen ist. „Wieso haben die Leute nicht kapiert, dass eine Maske jetzt ein Muss ist? Da sagen sie mir, bei mir brauchst keine Maske tragen, ich hab’ eh nix“, erzählt er dazu. Es hat ein bisschen gedauert, aber jetzt haben sich schon alle daran gewöhnt. Michael erinnert sich an die Einsätze daheim, wenn man den Patienten zuhause abgeholt, ein paar Worte gewechselt und die Ange­ hörigen aufgebaut hat. Das war jetzt eben anders – um die Patienten, ihr Umfeld und sich selbst zu schüt- zen. „Früher waren die Leute komisch, die eine Maske getragen haben. Jetzt ist es genau umgekehrt“, fasst er zusammen. 20 • ÖAMTC • Leistungsbericht 2020 • Wir auf der Straße und in der Luft

RkJQdWJsaXNoZXIy NzY4NTY=