Leistungsbericht 2020

„Ist das irgendwann normal, dass man sich nicht mehr die Hände schüttelt?“ „Der Mensch ist halt ein Gesellschaftstier.“ Was sich Manfred wünscht? Mehr Verantwortungsbewusstsein. Er lässt sich testen und versteht nicht, warum das Angebot der freiwilligen Massentests nicht schon anfänglich auf mehr Resonanz gestoßen ist. „Wie soll denn das irgendwann vorbeigehen, wenns die Leute nicht kapieren und nichts tun wollen?“, fragt er. „Da will sich die Hälfte der Leute nicht impfen lassen, ja gibts denn das?“, sagt er dazu. Er würde sich sofort impfen lassen, er möchte wieder Normalität – privat wie beruflich. Aber er bleibt zuversichtlich und hofft, dass bald alles wieder so wie früher ist. Was ihm Sorgen macht? Dass das Abstandhalten Alltag wird, es weiterhin keine Umarmungen, kein Händeschütteln und kein Bussi bei der Begrüßung gibt. Als offenen, herzlichen und humorvollen Menschen möchte man ihn ganz bestimmt bald wieder bei der Begrüßung umarmen. Manfred ist einer derjenigen, die das Virus heute deutlich ernster nehmen: Im zweiten Lockdown sind seine Schwiegereltern, beide über 80 Jahre alt, am Coronavirus erkrankt. Die Schwiegermutter war sogar im Krankenhaus. Manfred und seine Frau haben das rüstige Ehepaar in der darauffolgenden Quarantäne, so gut es ging, betreut. Er denkt jetzt auch mehr über die Situation nach: Seine Tochter, die auf der Intensivstation arbeitet, hat es nicht leicht. Sie trägt den ganzen Tag besondere Schutzkleidung, egal, ob es heiß oder kalt ist. Da kritisiert er dann doch die Verantwortungslosigkeit vieler Menschen, die denken, sie würde es nicht treffen. Jetzt, wo sein Schwiegervater sich bei einer kurzen Autofahrt mit einem Bekannten, der selbst noch nicht wusste, dass er Corona-positiv ist, angesteckt hat, weiß er, dass es schnell gehen kann – und, dass dieses Virus gefährlich ist. Manfred selbst hält sich an alle Maßnahmen und Vorschriften, gibt aber zu, dass ihm einiges fehlt. „Der Mensch ist einfach ein Gesellschaftstier und mir fehlt die Zeit mit meinen Freunden, in Ruhe irgendwo zu sitzen und zu tratschen.“ Warum es mehr Einsätze gab, wenn doch eigentlich jeder zu Hause sein sollte? Manfred kann das ganz leicht erklären: Viele Menschen haben einfach täglich das Auto gestartet, um zu sehen, ob es noch geht – das viele Starten ist aber nicht optimal für die Batterie, die dann irgendwann leer ist. Diese leeren Batterien haben während des Lockdowns also wirklich den einen oder anderen zusätzlichen Einsatz verursacht. Er betont, dass er natürlich immer Maske und Handschuhe trägt, wenn er direkt mit jemandem zu tun hat – obwohl es für ihn als Brillenträger durchaus mühsam ist. „Aber das muss halt sein, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren“, ergänzt er pragmatisch. Angst hätte er aber nie gehabt. Manfred Wir auf der Straße und in der Luft • Leistungsbericht 2020 • ÖAMTC • 31

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