ÖAMTC Radgeber

Erstens: Sattelfest zu sein, wenn es um die Begriffe Klapp- und Faltrad geht, fällt schwer. Zweitens: Falten ist nicht schwer, will aber gelernt sein. Drittens: Das Fahrgefühl ist gut. Vor allem mit E-Motor. Wie lautet denn nun die korrekte Bezeichnung für diese Art von Fahrrad? Klapprad? Oder doch Faltrad? Eine ein- deutige Antwort ist schwierig. Der Duden, eine Instanz in puncto Begriffsdefinitionen im deutschen Sprachraum, lässt einen diesbezüglich etwas ratlos zurück. Unter Klapprad steht da nämlich geschrieben: „Fahrrad, das zusammengeklappt werden kann.“ Und bei Faltrad: „zu- sammenklappbares Fahrrad“ – ah ja. Wesentlich eindeutiger ist da schon der Standpunkt der Herstellerfirmen. Sie produzieren Falträder, ganz klar; mo- derne, praktische und technisch ausgefeilte Falträder. Klappräder dagegen sind (ihrer Meinung nach) jene ein- fachen und wenig verwindungssteifen Billigräder mit Rück- tritt, mit denen unsere (Ur-)(Groß-)Eltern unterwegs waren. Um sogleich mit ein wenig Augenzwinkern zu ergänzen: Der Begriff Klapprad leite sich folglich nicht von der Tätigkeit des Faltens, sondern der Eigenschaft instabilen Verhaltens ab (klapprig). Wer mit Falträdern bisher nichts zu tun hatte, dem sei vorab noch Grundlegendes verraten: Riemenantrieb und Naben- schaltung mögen angenehm sauber und wartungsfreund- lich sein, bedeuten gleichzeitig aber auch einen saftigen Aufpreis (rund 500 Euro) und zusätzliches Gewicht (im Ver- gleich zu einer Kettenschaltung). Davon abgesehen, sollte man sich vor dem Kauf das eigene Anforderungsprofil be- wusst machen: Fahre ich hauptsächlich in der Ebene und sind deswegen zwei Gänge vielleicht genug? Muss es unbe- dingt der starke E-Antrieb sein – oder ist ein schwächerer günstigerer mit weniger Reichweite nicht ebenso ausrei- chend? Und, wichtig, die eigene Körpergröße mitdenken: Speziell bei Falträdern bieten die Hersteller oft größenspezi- fische Ausrüstung an, kannmit anderen Lenkern, Vorbauten und Sattelstützen individuell nachgebessert werden. Brompton Electric 2L Brompton ist die Kultmarke schlechthin, wenn es um Falträder geht. Die Rahmenform ist Kult, der Faltmecha- nismus ist Kult, beides wurde seit Beginn der Achtziger- jahre nur marginal verändert. Der Elektroantrieb aller- dings ist noch relativ neu. Ihm fehlt ein wenig Feintuning: Einerseits könnte die Unterstützung ein wenig geschmei- diger erfolgen, andererseits sorgt der Vorderradmotor auf stärkster Stufe fallweise für ein durchdrehendes Vorder- rad. Das mag im ersten Moment noch lustig klingen (bei kontrolliert ablaufender Eskalation ist es das auch), birgt aber ein gewisses Sturzrisiko. Speziell bei Nässe ist ange- sichts der rutschigen Vielfalt von z.B. Wiener Straßen­ oberflächen mit all ihren Pflastersteinen, Schienen usw. besondere Vorsicht geboten. Super klein gemacht oder aufgeklappt ist das 16,6 Kilo schwere Brompton in etwa 15 Sekunden, sofern man die entsprechenden Hand- griffe intus hat. Aus Gründen der besseren Fahrbarkeit würden wir außerdem die 6-Gang-Variante empfehlen. Victoria eFolding 7.6 In seinen Fahreigenschaften, seinen Abmessungen und seinem Gewicht (rund 23 Kilogramm) erinnert uns das Victoria beinahe schon an ein klassisch großes City-Pede- lec. Im Hinblick auf den Faltmechanismus kommen uns jedoch die alten Klappräder in den Sinn – Rahmen ein- mal in der Mitte knicken, Lenker nach unten klappen, fer- tig. Herrlich unkompliziert und schnell geht das. In dieser (mäßig kompakten) Form passt es in die meisten Koffer- oder Abstellräume. Längere Tragepassagen wird man sich wegen des Gewichts wohl eher verkneifen, leicht an- gehoben und ausbalanciert kann es zusammengefaltet allerdings recht gut geschoben werden. Kompakte Vielfalt Von Alexander Fischer Fotos Sebastian Weissinger 32

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