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Mit dem Rad durch den Winter

Für viele gehört das Fahrrad fest zum Alltag – für einige auch in der kalten Jahreszeit.

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Stefan Lorbeer ist einer davon. Als ÖAMTC-Mitarbeiter und leidenschaftlicher Radfahrer fährt er fast das ganze Jahr über mit dem Fahrrad zur Arbeit – auch im Winter und bei Minusgraden. Gerade in der kalten Jahreszeit gibt es für Radfahrer:innen jedoch einige Besonderheiten zu beachten. Er verrät er uns, worauf er persönlich achtet und mit welchen praktischen Tipps man sicher und bequem durch den Winter radelt, ohne dabei die Freude am Zweirad zu verlieren.

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- Das ganze Jahr über ist Stefan meist mit dem Rad unterwegs in die Arbeit., © Privat

Sehen und gesehen werden

"Im Winter ist die richtige Beleuchtung absolut entscheidend," beginnt Stefan Lorbeer. Als Alltagsradler weiß er, wie wichtig es ist, bei Dunkelheit und schlechten Sichtverhältnissen gut erkennbar zu sein. "Wenn ich morgens ins Büro radle, ist es oft noch dunkel, zum Feierabend hin dämmert es bereits – ohne ordentliches Licht sieht man da nichts mehr und man wird auch schnell übersehen. Ich achte auch immer darauf, dass meine Jacke und mein Rucksack reflektierende Elemente haben. Damit falle ich im Straßenverkehr noch mehr auf."

Es geht allerdings nicht nur um die eigene Sicherheit. Wer ohne Licht fährt, riskiert auch hohe Strafen oder sogar Schadenersatzforderungen, wenn ein Unfall passiert. Vor jeder Fahrt die Beleuchtung überprüfen – für die eigene Sicherheit und das Geldbörserl.Vor allem in der Dämmerung oder bei Nebel ist es wichtig, dass besonders Autofahrer:innen andere Verkehrsteilnehmer:innen wie Radfahrer:innen rechtzeitig sehen können. Bessere Sichtbarkeit kann übrigens auch durch helle Kleidung erlangt werden.

Profi-Tipp von ÖAMTC-Expertin Ellen Dehnert:

In Österreich sind ein weißer Frontscheinwerfer und ein rotes Rücklicht gesetzlich vorgeschrieben. Das Rücklicht darf sogar blinken, um noch besser aufzufallen. Reflektoren an den Pedalen und Rädern sind ebenfalls Pflicht – sie erhöhen die Sichtbarkeit enorm. Beim Vorderlicht ist es wichtig, dass andere nicht geblendet werden – optimalerweise leuchtet der hellste Bereich etwa 15 Meter vor dem Fahrrad auf den Boden.

ellendehnert-5707_2a.jpg ÖAMTC
- Ellen Dehnert zeichnet für die unterschiedlichsten Mobilitätsprogramme des ÖAMTC verantwortlich., © ÖAMTC

Die richtige Kleidung

Die richtige Kleidung ist ein weiterer Schlüsselfaktor, um auch bei Minusgraden komfortabel und sicher auf dem Fahrrad unterwegs zu sein. "Um nicht auszukühlen, braucht es am besten mehrere Schichten Kleidung, die atmungsaktiv, winddicht und regenabweisend sind", sagt Stefan. Wichtig sind zudem warme und wasserdichte Handschuhe, denn die Finger frieren als erstes und am schnellsten ein. "Das ist dann nicht nur schmerzhaft sondern auch gefährlich, weil man beim Lenken und Bremsen deutlich langsamer wird", weiß Stefan. Um den Ohren und Kopf zu schützen, sollte man keinesfalls dicke Hauben statt einem Helm tragen. "Es gibt dünne, warme Sporthauben oder Schaltücher, die man bequem unter dem Helm und über den Ohren tragen kann", ergänzt Stefan. Ein "Anfänger:innenfehler" wiederum ist eine zu dicke Jacke. "Beim Radfahren, vor allem, wenn man mit höherer Geschwindigkeit fährt, kann man auch im Winter schnell ins Schwitzen kommen. Und es gibt nichts Unangenehmeres als verschwitzt bei Minusgraden unterwegs zu sein", sagt Stefan.

Mehr Grip

Auch die Wahl der richtigen Reifen spielt in den Wintermonaten eine große Rolle. Im Gegensatz zum Sommer sind die Straßen oft nass, glatt oder mit Schnee bedeckt, was das Unfallrisiko erhöht. Aus der langjährigen Winterfahr-Erfahrung verrät Stefan noch einen persönlichen Trick für mehr Grip: "Ich senke im Winter auch immer etwas den Reifendruck. Das erhöht die Bodenhaftung und gibt mir ein sicheres Gefühl, wenn ich unterwegs bin. Niedrigerer Reifendruck sorgt dafür, dass die Reifen besser greifen, gerade bei Schnee oder Matsch."

Profi-Tipp von Ellen:

Es gibt zwar keine Winterreifen-Pflicht für Fahrräder, aber ich empfehle auf jeden Fall Reifen mit gutem Profil. Die haben besseren Grip und sorgen dafür, dass man auch auf rutschigem Untergrund sicher bremsen kann. Bei Schnee- oder Eisfahrbahn kann man auch Spike-Reifen fürs Fahrrad verwenden. Ebenso wichtig sind ausreichend lange und breite Schutzbleche, um effektiv vor Spritzwasser und Schmutz zu schützen.

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- Die richtige Bereifung macht im Winter den Unterschied., © Pixabay

Pflege fürs Rad

Neben der eigenen Sicherheit sollte man auch das Fahrrad regelmäßig warten. "Salznasse Straßen setzen dem Fahrrad ordentlich zu, das habe ich selbst am eigenen Rad erlebt", so Stefan. "Besonders metallische Teile, wie die Kette oder die Schaltung, rosten schneller, wenn sie ständig mit Streusalz in Berührung kommen."

Profi-Tipp von Ellen:

Das Fahrrad im Winter häufiger zu reinigen und vor allem die Kette regelmäßig zu ölen. Die Bremszüge und Schaltkomponenten sollten ebenfalls gut gepflegt werden, damit sie auch bei schwierigen Bedingungen zuverlässig funktionieren. Alternativ empfiehlt sich auch witterungsresistente und wartungsarme Technik: Nabenschaltungen sind hier ideal, und wer noch weniger Pflegeaufwand möchte, kann auch über einen Riemenantrieb anstelle einer Kette nachdenken.

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- E-Bikes brauchen besondere Zuwendung im Winter., © iStock-1184139711

Zusätzliche Tipps für E-Biker

Stefan verlässt sich auf seine eigene Muskelkraft, aber viele setzten auf Akku-Unterstützung. Für E-Bike-Fahrer:innen gibt es im Winter zusätzliche Dinge zu beachten.

Profi-Tipp von Ellen:

Minusgrade können die Leistung des Akkus stark beeinträchtigen. Den sollte man daher bei niedrigen Temperaturen nicht draußen lassen, sondern drinnen lagern und erst kurz vor Fahrtbeginn einzusetzen. Für eine optimale Ladung sollte man den Akku erst dann laden, wenn dieser Raumtemperatur hat. Falls der Akku abnehmbar ist, lohnt es sich auch, die Kontaktstellen regelmäßig zu pflegen. Ein kleiner Spritzer Mos2-Öl wirkt Wunder und schützt vor Korrosion. Zudem ist es ratsam, mit niedriger Motorunterstützung unterwegs zu sein, da kräftiger Schub in Kombination mit leistungsstarken Scheibenbremsen bei rutschigem Untergrund ganz schnell zum Sturz führen können.

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- Gut vorbereitet, macht Radfahren auch im Winter Spaß., © Pixabay

Zu guter Letzt

Sowohl die Profi-Tipps als auch die Erfahrung von Stefan zeigen: Mit der richtigen Ausrüstung und etwas Extra-Pflege für das Fahrrad kann man auch im Winter sicher und entspannt unterwegs sein. Wer auf eine funktionierende Beleuchtung, die richtigen Reifen und passende Kleidung achtet, dem steht nichts im Weg, auch in der kalten Jahreszeit das Fahrrad als Verkehrsmittel zu nutzen. "Lasst euch von der Kälte nicht abschrecken", rät Stefan, "mit ein paar kleinen Anpassungen kommt man auch im Winter sicher ans Ziel".