Christophorus Magazin

16 Christophorus W ir schreiben das Jahr 1988. Es war am Vormittag eines schö- nen Spätsommertags, als die Bergrettung ein Notruf vom Dachstein erreichte. Ein erfahrener Kletterer war an einer schwer zugänglichen Stelle der Südwand abgestürzt, lebensbedrohlich verletzt und brauchte dringend Hilfe. Obwohl die Flugrettung noch in den Kinderschuhen steckte, wurde ergänzend zu den bodengebundenen Rettungs- kräften auch der Rettungshubschrauber des Bundesheeres in Aigen alarmiert. Im Cockpit der Alouette saß damals ein gewisser Oberleutnant Reinhard Kraxner. Der Einsatz von Hubschraubern in derartigen Situationen war allerdings nur sehr eingeschränkt möglich, waren die Maschinen doch mit 23 Metern Seil an der Winde nicht in der Lage, Bergungen aus senkrechten Steilwänden dieser Di- mension durchzuführen. Die Hilfe für den Verunglückten war mühsam und in erster Linie sehr zeitaufwendig. Zunächst wurden 14 Bergretter an eine Position etwa 400 Meter oberhalb der Unfallstelle amWestgrat des Dachsteins geflogen. Von dort aus mussten sie dann allein weiter- arbeiten. Mit einem robusten, auf einem Felsvorsprung fix montierten Stahlseil wurden die Retter über mehrere Hundert Meter zum Abgestürzten abgeseilt – ein wahrer Kraftakt, der den Helfern alles ab- verlangte. Das Team arbeitete sich stun- denlang unter extremen Bedingungen an den Abgestürzten heran. Aber unten ange- kommen, begann erst die eigentliche Ar- beit. Der Schwerverletzte wurde versorgt, sorgfältig in einen Bergesack gebettet und in weiterer Folge zu einem geeigneten Platz noch ca. 200 Meter weiter abgelas- sen, an dem der Hubschrauber den Ver- letzten dann mit der Seilwinde aufnehmen konnte. Jetzt musste der Patient nur mehr für einen längeren Transport stabilisiert ZEITREISE Ein Blick zurück und nach vorne zeigt die enormen Entwicklungsschritte der Flugrettung der vergangenen 40 Jahre. von Ralph Schüller VISION

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