Christophorus Magazin

5 EMOTION Christophorus Gefahrenquellen wie Lawinen, Flughin- dernisse oder Passant:innen. „Der Unfall passierte in einer Art Rinne und wir mussten achtgeben, dass wir uns als Team nicht selbst in Gefahr bringen“, berichtet Florian. Eine Landung ist nicht möglich, die einzige Möglichkeit, zum Patienten zu gelangen, ist mittels 30-Meter-Tau. Umfassend versorgt Nach einer ersten Untersuchung erfolgt die medikamentöse Schmerztherapie. „Unser Alpinmaterial leistet gute Diens- te. Mit der Lawinenschaufel präparierten wir einen waagrechten Platz, um den Patienten lagern zu können“, erzählt der Flugretter und erinnert sich: „Andere Skitourengeher:innen haben tatkräftig mitgeholfen. Das ist für uns als Crew immer eine große Hilfe, wenn uns im alpinen Gelände weitere Personen bei solchen Arbeiten unterstützen.“ Trotz der Schmerzen bleibt Jan Reiter fokussiert. Die gebrochene Hüfte stellt sich beim Umlagern als Irrglaube heraus. Flugretter Florian entdeckt die bluten- de Wunde im Hüftbereich. „Eines der größten Probleme, neben der offenen Bauchfraktur, war die Hypothermie des Patienten. Er war massiv unterkühlt. Zu- dem haben seine Verletzungen darauf hingedeutet, dass er innerklinisch schnell behandelt werden muss.“ Eingebettet in die Vakuummatratze des Bergesacks wird Jan am Tau des Notarzt- hubschraubers zum Zwischenlandeplatz geflogen. „Der Patient war nicht schwer, und so konnten wir auch seine Skier, Stö- cke und den Rucksack mitabtransportie- ren. Im Winter haben wir einen eigenen Skisack, in dem solche Materialien mit- genommen werden können“, erwähnt Florian. Jan zum Abtransport: „Ich fliege unheimlich gerne und wollte den Flug genießen, bin aber immer wieder am Tau weggedämmert. Meine nächste Er- innerung war am Zwischenlandeplatz im Tal, als ich auf den Stretcher umgeladen wurde.“ Von dort geht es binnen weni- ger Minuten in die Universitätsklinik Innsbruck. Der Schockraum ist bereit. Der Weg zurück In der Klinik steht das Team des Un- fallschockraums bereit und wartet auf Patient und Crew. Die Verletzungen sind massiv, eine Notoperation erfolgt umgehend. Durch den Aufprall wurden der Beckenkamm und die Bauchmus- keln vom Hüftknochen durchtrennt. „Nach der Operation konnte ich zu Be- ginn nicht mehr gehen und war auf den Rollstuhl und später auf den Rollator angewiesen“, schildert der Tiroler. Nach zwölf Tagen stationären Aufent- halts und anschließender sehr anstren- gender Therapie kehrt Jan wieder in sei- nen Beruf als Mittelschullehrer zurück. „Ein Jahr nach dem Unfall kann ich sa- gen, dass ich fast gänzlich genesen bin. Ein paar muskuläre Einschränkungen habe ich noch im Hüftbeuger, aber auch diese werde ich mit Physiotherapie in den Griff bekommen. Mein großes Ziel war, im März 2024 am Ganghoferlauf teil- zunehmen, und das habe ich geschafft“, erzählt Jan zufrieden. ▲ Umfassende notfallmedizinische Versorgung unter schwierigsten Bedingungen durch die Alpin-5-Crew. Fotos: ÖAMTC/Alpin 5 (3)

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