Christophorus Magazin

9 INFORMATION Christophorus Eine effektive Nutzung erfordert, dass sie möglichst eng am Körper anliegt, allerdings nicht direkt auf der Haut. Zusätzlich sollte eine weitere Isolationsschicht, wie eine Decke oder eine Jacke, darübergelegt werden. Diese Kombination kann den Wärmeverlust deutlich reduzieren und die Gefahr einer Unterkühlung erheblich verringern. Und das ist besonders dann entscheidend, wenn es länger dauert, bis der professionelle Rettungsdienst eintrifft. Mehr als nur Kälte Unterkühlung ist nicht nur unangenehm, sie kann für Patient:innen lebensgefährlich werden. Was zunächst mit Zittern und einem Kältegefühl beginnt, kann schnell zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Eine fortschreitende Unterkühlung beeinträchtigt die Atmung und den Kreislauf, kann zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen und das Bewusstsein beeinflussen. Im schlimmsten Fall drohen Bewusstlosigkeit und eine drastisch erhöhte Sterblichkeit aufgrund von Blutgerinnungsstörungen, die insbesondere bei schwer verletzten Patient:innen auftreten können. Daher ist es essenziell, so früh wie möglich mit der Anwendung einer Rettungsdecke gegen die Kälte vorzugehen, um diese bedrohlichen Entwicklungen zu verhindern. Vielseitig einsetzbar Die Rettungsdecke ist jedoch weit mehr als nur ein Schutzschild gegen die Kälte. In den vergangenen Jahren haben sich Einsatzkräfte intensiv mit der Vielseitigkeit dieses unscheinbaren Gegenstands, der ursprünglich von der Nasa als Sonnenschutz entwickelt worden war, auseinandergesetzt. Dabei sind zahlreiche innovative Anwendungsbereiche zutage gekommen, die in kritischen Situationen von unschätzbarem Wert sein können. Bergretter:innen haben herausgefunden, dass sie beispielsweise in Notfällen als Ersatz für eine verlorene Gletscherbrille dienen kann. Das Material bietet einen effektiven Schutz vor UVB-Strahlung, während es gleichzeitig genug Licht durchlässt, um die Sicht zu gewährleisten. Diese einfache Anwendung kann die Augen vor der intensiven Sonneneinstrahlung in Schneeregionen schützen und in Extremsituationen den entscheidenden Unterschied machen. Blutungen stoppen und mehr Ein weiterer lebensrettender Einsatz der Rettungsdecke ist als provisorische Abbindung bei schweren Verletzungen, die zu unstillbaren Blutungen führen. Durch einfaches Falten der Decke entsteht ein stabiler Strang, der fest genug ist, um eine Abbindung durchzuführen und so das Leben der Patient:innen zu retten. Auch als Tragehilfe kann die Rettungsdecke eingesetzt werden. Durch das Verknoten der Decke zu einem Ring entsteht ein provisorischer Griff, der bei der Rettung von Personen, besonders in unwegsamem Gelände, wertvolle Unterstützung leisten kann. Ebenso lässt sich die Rettungsdecke bei Bedarf zu einem Dreiecktuch falten, das zur Ruhigstellung verletzter Arme verwendet werden kann. Übung macht die:den Meister:in Die Alu-Rettungsdecke mag zwar auf den ersten Blick unscheinbar wirken, doch sie hat sich in unzähligen Einsätzen als lebensrettendes Multitalent bewährt. Gerade die Tatsache, dass mit ihr in Sekundenbruchteilen eine Lösung improvisiert werden kann, macht sie zu einem unverzichtbaren Werkzeug in der Ersten Hilfe. Doch die effektive Nutzung erfordert Übung und Erfahrung. Daher empfiehlt der Österreichische Bergrettungsdienst regelmäßig Auffrischungskurse in Erster Hilfe, um die Handhabung der Rettungsdecke und anderer Notfallausrüstungen zu trainieren. Denn in kritischen Momenten zählt nicht nur die Ausrüstung, sondern vor allem die Fähigkeit, sie korrekt und schnell einzusetzen. ▲ können damit stabilisiert werden. Das Material ist überaus belastbar. Verletztentransport mit der Rettungsdecke. Fotos: Shutterstock (1), ÖBRD/Martin Gurdet (5) Alexander Egger ist Bundesarzt des ÖBRD.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDc0Mzk=